Die farblich verfremdete Industrielandschaft Oberitaliens als Spiegel einer seelischen Krankheit.

Die rote Wüste

Die farblich verfremdete Industrielandschaft Oberitaliens als Spiegel einer seelischen Krankheit.

24.11.2015

Von Veranstalterinfo

Die rote Wüste

Der Film dauert lange, immerhin so seine zweieinhalb Stunden. Und da dürfen die Gedanken dann durchaus mal saumselig neben der Handlung her trödeln, ohne daß man deswegen gleich den roten Faden der Geschichte aus den Augen verliert. Überlegen könnte man sich zum Beispiel, wieso immer gern dann am liebsten von den heilenden Kräften der Natur gesprochen wird, wenn man sich gar nicht in derselben befindet. So wie man sich Landschaft auch am liebsten in Magazinen wie „Geo? anschaut, weil es den Fotografen meistens doch gelingt, die Naturpanoramen irgendwie vorteilhafter ins Bild zu rücken, als die Natur selbst.

Auch im „Pferdeflüsterer? sorgen eine geschickte Kameraführung und raffiniert eingesetzte Farbfilter für tatsächlich prachtvoll in Szene gesetzte Landschaftsaufnahmen, die noch nicht einmal alle von der Zigarettenreklame zerschlissen sind. Das ist unzweifelhaft schön und schmeckt dennoch nach Margarinewerbung, die alle Menschen immer nur in einem fort glücklich sehen will.

Dabei geht es zu Beginn des Films reichlich tragisch zu: Nach einem Reitunfall hat eine New Yorker Karrieremutter eine beinamputierte Tochter samt traumatisiertem Pferd am Hals. Hilfe erhofft sie sich für beide Wehwehchen im fernen bergig-schönen Montana vom Pferdeflüsterer Robert Redford. Pflichtgemäß verlieben sich die zwei ineinander, kriegen sich aber nicht.

Denn weil Entsagung edel ist, zieht sich der herzensgute Cowboy zurück, als der angestammte Gatte aus der Kiste des New Yorker Appartements hervorgezaubert wird. Dazu gießt das Licht bei den leisesten Anzeichen von Romantik Honig aus und legt sich als sanfter Schimmer auf die Gesichter. Da soll man weinen, und da soll man seufzen. Weil Gefühle im Kino doch irgendwie schöner sind als im wirklichen Leben.