TV-Rottenburg-Manager Philipp Vollmer im TAGBLATT-Gespräch

„Diese Saison ist richtungsweisend“

Philipp Vollmer steht vor seiner ersten Saison als Manager seines Heimatvereins TV Rottenburg. Ein fast vorgezeichneter Weg, wie er sagt.

21.10.2016

Von Tobias Zug

Philipp Vollmer Archivbild: Ulmer

Philipp Vollmer Archivbild: Ulmer

Erstmals als Geschäftsführer der GmbH geht der bisherige Eventmanager und Pressesprecher Philipp Vollmer in eine Bundesliga-Saison mit dem TV Rottenburg. Im TAGBLATT-Interview spricht der 34-Jährige über seinen internen Aufstieg, seine Vorgänger und den umstrittenen Kopp-Verlag als TVR-Sponsor.

TAGBLATT: Herr Vollmer, haben Sie
einen Traumjob?

Philipp Vollmer: Traumjob? Das kommt darauf an, wie man Traumjob definiert. Sicherlich ist das für mich ein ganz besonderer Job, weil ich in dem Verein groß geworden bin und er mir sehr am Herzen liegt. Ich habe hier praktisch alles durchgemacht; vom Praktikanten über den Studenten nebenher bis zur Festanstellung als Eventmanager. Und jetzt habe ich schlussendlich den letzten Schritt gemacht.

Hatten Sie schon immer das Ziel, solch einen hauptamtlichen Beruf beim TVR zu bekommen?

Ja. Ein hauptberuflicher Job beim TVR war immer das Ziel, und ich bin sehr dankbar, dass für mich damals eine neue Stelle geschaffen wurde. Zumal der Managerjob mit Jörg Papenheim für den Verein schon etwas Neues war. Er brauchte Unterstützung für die erste Liga, und ich muss meine Sache wohl ganz gut gemacht haben, dass er mich dann parallel zu meinem Studium schon anstellte. Als ich dann 2009 fertig mit dem Studium war, war das klare Ziel, einen vollen Job beim TVR zu haben. Dass mir das der TVR ermöglichte, fand ich schon toll!

Wollten Sie Manager werden?

Das Ziel, gebe ich zu, hatte ich lange nicht. Als Jörg Papenheim 2014 ging, der mein Mentor war und mich sehr gut ausgebildet hat, war das erst einmal ein kleiner Schock für mich. Damals hätte ich schon den Aufstieg machen können, habe mich aber noch dagegen entschieden. Als Daniel Mey nach zwei Jahren ging, war es aber klar, dass ich das jetzt mache.

Wobei es nichtgeplant war,
dass Ihr Vorgänger nach zwei
Jahren wieder geht.

Es hatte sich schon nach etwas mehr als einem Jahr abgezeichnet, dass er persönlich nicht ganz so angekommen ist hier in Rottenburg. Er hat dann selbst gesagt: Nee, das ist es nicht! Man hat dann früh entschieden, dass ich die Nachfolge übernehmen soll – und ich habe mich auch früh entschieden, das zu machen. Ich gebe ganz offen zu: Ich hätte mich schwer getan, nochmal einen anderen Chef zu bekommen.

War es die Aufgabe oder das Umfeld, weshalb Daniel Mey sagte, das passe nicht?

Es ist ja kein Geheimnis: Er sagte, er sei persönlich hier in der Region nicht angekommen. Er wollte unbedingt wieder ins Rheinland zurück, da fühle er sich wohler. Es waren also persönliche Aspekte und es hatte nichts mit dem Verein zu tun.

Sie waren dann in die Kaderplanung gleich voll eingebunden. Wobei
da schon Trainer Hans Peter
Müller-Angstenberger die
potenziellen Zugänge bringt, oder?

Es gibt unterschiedliche Modelle. Unser Modell ist es, dass Hans und ich frühzeitig zusammen sitzen. Wir führten auch die Gespräche mit den Spielern bewusst zusammen. Mein Part ist es, wenn es ums Geld oder um organisatorische Dinge geht. Das Sportliche ist schon eher Hans‘ Part. Dann haben wir verschiedene Personalien ausdiskutiert, die Budgets angeschaut. Natürlich sagt der Hans, welchen Spieler er für welche Position braucht und ich sage ihm, ob wir uns das leisten können.

Leidiges TVR-Thema: Sponsoren-
suche. Erneut hat der Verein keinen großen Hauptsponsor für das
Bundesliga-Team gefunden – den
wird es wohl nie mehr geben…!

Ich darf natürlich nie „nie“ sagen, denn von mir wird auch erwartet, dass ich das hinbekomme. Uns war klar, dass das in meinem ersten Jahr nicht zu schaffen ist. Ich hatte immer das Ziel, dass wir erstmal alle unsere Partner halten, was mir gelungen ist. Meine Bestandssponsoren sind sehr, sehr treu – Hut ab vor dieser Treue! Quasi jeder ist dabei geblieben. Das Leidige ist eher die Sponsoren-Neu-Akquise, hier gibt es Luft nach oben. Aber dafür blieb im Sommer zu wenig Zeit bei all den anderen Projekten. Das wird aber weiterhin das allumgreifende Thema sein – noch mehr, seit wir groß investiert haben in den mobilen Boden und die LED-Banden. Deshalb ist diese Saison richtungsweisend, weil wir den Etat allein schon erhöhen müssen, um weiterhin spielfähig zu bleiben. Mit den neuen Banden haben wir nun aber auch ein Medium, um bestehende und potenzielle Sponsoren optimal zu präsentieren.

Ein wichtiger TVR-Sponsor ist seit Jahren der Kopp-Verlag aus Rottenburg, den einige Medien und Politiker kritisieren, unter anderem weil er rechtspopulistische Bücher liefere. Gibt es noch Anfeindungen deshalb oder Kritik deshalb?

Kritische Stimmen gibt es vereinzelt. Aber das Gros, auch meine Sponsoren, sagt: Hey, das ist ein Unternehmer, der in Rottenburg viel macht, der sich sehr engagiert. Er hat uns auch immer unterstützt, ist ein treuer und offener Sponsor. Unser ungarischer Spieler arbeitet zum Beispiel auch im Verlag – da sehe ich dann nicht das, wofür er angeprangert wird.

Zum Sportlichen: Das „Volleyball-
Magazin“ des Deutschen Volleyball-Verbands (DVV) zählt den TV Rottenburg zu den drei Abstiegskandidaten. Ihre Einschätzung?

Ja, man kann uns durchaus in der unteren Region einschätzen, das finde ich nicht verwerflich, dass die das so schreiben. Mein Ziel ist der Klassenerhalt. Ich glaube trotzdem, dass in der Mannschaft viel mehr steckt. Man hat es vorletztes Jahr gesehen, was man erreichen kann, wenn das Team harmoniert. Aber wir werden sicherlich erstmal gegen den Abstieg spielen. Ich wünsche mir natürlich etwas mehr – so eine Saison wie die vergangene dürfen wir nicht mehr spielen! Ich sehe, dass das Team superklasse intakt ist und sehr harmonisch agiert. Ich bekomme das aus der Mannschaft so gespiegelt und hoffe, dass daraus ein ganz besonderer Teamspirit entsteht.

Besser als in der Vorsaison?

Es harmoniert gerade besser, ja.

Sie sagten, eine Saison wie die
vergangene dürfe das Team nicht mehr spielen. Bleiben die Zuschauer sonst fern?

Bei unseren Zuschauern geht es nicht nur um den Sieg, sie sehen, wer wir sind und woher wir kommen. Was ich immer höre: Sie wollen, dass sich die Jungs engagieren, dass sie sich aufreiben. Und ich bin überzeugt, dass die Heimsiege gegen Düren und Coburg in der vergangenen Saison Gold wert waren für die jetzige Saison. Wir hatten zum Glück zum Ende der Saison nochmal tolle Volleyballfeste. Aber ich glaube trotzdem, dass es für die Zuschauer leidig wird, wenn wir nochmal solch eine Saison spielen. Darum sollten wir in unserem zehnten Erstligajahr mehr hinbekommen.

Gerade weil die Kosten gestiegen
sind, muss der Zuschauerschnitt
bei Heimspielen sicher wieder
mindestens 2000 betragen?

Genau! 2000 ist die Marke, die es zu erreichen gilt. Da geht es mir aber nicht nur um das Finanzielle; ich finde, so ein Event lebt von den Zuschauern, gerade bei uns. In der Paul Horn-Arena sieht es mit den 2000 Zuschauern einfach auch richtig gut aus! Da hat man dann erstklassige Stimmung zu erstklassigem Sport. Wenn’s 1300 sind, sieht es manchmal nicht so schön aus. Da wären andere Erstligisten zwar glücklich drüber, aber für unsere Halle brauchen wir nun mal 2000.

Vom Handballer zum Volleyball-Manager

Seit 1988 ist Philipp Vollmer beim TV Rottenburg. Vollmer spielte Handball im Verein, über ein Praktikum kam der Rottenburger zur Festanstellung beim TV Rottenburg. Erst als Presse- und Eventmanager, seit April als Manager und Geschäftsführer der TVR-Volleyball GmBH. Der 34-jährige Diplom-Kaufmann ist Nachfolger von Daniel Mey, der nach zwei Jahren wieder zurück ins Rheinland ging. Erster festangestellter TVR-Geschäftsführer war Jörg Papenheim, der das Amt neun Jahre lang ausübte und den Klub professionalisierte. Papenheim ist mittlerweile Manager des Nachwuchs-Bundesstützpunkt VCO Berlin, der diese Saison wieder in der Bundesliga spielt.