Doch nicht Euronics, sondern ...

Der Horber Gemeinderat hatte in seiner öffentlichen Sitzung am 6. März das ein Verfahren zur Änderung des Bebauungsplanes „Gewerbegebiet Hohenberg“ in Horb und Bildechingen eingeleitet. Diese Änderung „soll dem Ansiedlungswunsch für einen kleinflächigen Elektrofachmarkt bis 800 Quadratmeter Verkaufsfläche“ Rechnung tragen. So steht es im öffentlich einsehbaren Sitzungsprotokoll, und Christian Volk, Sprecher der Stadtverwaltung Horb, bestätigt, dass zu diesem Zeitpunkt bereits Gespräche mit einem Interessenten geführt worden waren.

Den Namen „Euronics“, der in der Sitzung fiel, nahmen Anwesende als unbedachte Äußerung eines Gemeinderatsmitglieds zur Kenntnis. Es sollte geheim bleiben, welcher Markt die Fläche im Gewerbegebiet Hohenberg besiedeln wird. Aber was, wenn „Euronics“ gar nicht versehentlich, sondern bewusst als falsche Fährte in den Raum geworfen wurde? Oder wenn Euronics zwar ein Kandidat für die Fläche war, aber nicht der einzige geblieben ist? Wäre ja durchaus klug von der Stadtverwaltung, sich mehrere Optionen offen zu halten.

Vermeintliche Widersprüche

Das würde einiges erklären und Widersprüche auflösen. Euronics wartet nach Auskunft seiner SprecherinTanja Hilpert noch auf verwertbare Planungsunterlagen von der Stadt Horb. Die Stadtverwaltung teilt mit: „Die Stadtverwaltung befindet sich derzeit bei der Ansiedlung eines Elektrofachmarktes auf dem Hohenberg nach wie vor in Vertragsverhandlungen.“ Mit Euronics allerdings, das betont Stadtsprecher Volk, stehe man „definitiv nicht in Verhandlungen“, sondern habe bisher lediglich Gespräche geführt.

Dazu kommt, dass Euronics in nur jeweils 18 Kilometern Entfernung von der freien Fläche auf dem Horber Hohenberg bereits zwei Filialen unterhält: In Sulz und in Dornstetten. Würde ein weiterer Markt in Horb möglicherweise diese beiden kannibalisieren? Ist also doch ein anderer Anbieter im Rennen?

Andere Anbieter angefragt

Conrad betreibt im Nordschwarzwald noch gar keine Filiale, antwortet aber kurz und klar: Man sei nicht derjenige, mit dem die Stadt Horb gerade verhandele.

Media Markt und Saturn gehören zu einer Holding namens MediaMarktSaturn Retail Group. Deren Sprecherin erwähnt nebenbei, dass ihre Märkte im Durchschnitt 3000 Quadratmeter groß seien. Deutlich kleinere Flächen belege man zwar auch gelegentlich. Die Holding sei aber definitiv nicht Verhandlungspartner für die Fläche auf dem Hohenberg. Vermutlich wären ebenfalls Kannibalisierungseffekte für den nächsten Media Markt in Nagold beziehungsweise den nächsten Saturn in Tübingen zu befürchten.

Expert scheint ein passender Kandidat. Das Unternehmen unterhält 432 Standorte in Deutschland, so viele wie Media Markt und Saturn zusammen. Etwa Drittel der Expert-Märkte misst weniger als 800 Quadratmeter. Sie sind auch in kleineren Gemeinden zu finden; die nächste im 40 Kilometer entfernten Mössingen. Eine solche Distanz scheint den Planern bei Expert keine Bauchschmerzen zu bereiten; die Märkte in Calw und Böblingen liegen nur 25 Kilometer auseinander.

Die Antwort der Pressestelle pulverisiert alle Spekulationsgebäude: „Zum jetzigen Zeitpunkt ist der Bau eines Fachmarktes in Horb keine Option für uns. Expert steht aktuell auch nicht in Verhandlungen mit der Stadt Horb.“

Was ist mit Electronic Partner, besser bekannt unter dem Kürzel EP, und seiner Nebenmarke Medimax? Letztere ist mit 130 Filialen als „großflächiger Anbieter“ in Deutschland vertreten, was sich nicht mit den in Horb ausgewiesenen 800 Quadratmetern verträgt.

EP statt Euronics?

Der Schwerpunkt der EP-Filialen jedoch liegt nach Angaben des Konzerns im Service- und Beratungsangebot. Daher kommen viele der 343 EP-Filialen in Deutschland auch mit weniger Fläche aus. Gegen EP spräche zwar die relativ kurze Distanz von nur 25 Kilometern zum nächsten Standort in Herrenberg. Dass dies bei EP wiederum eine übliche Dichte ist, zeigt ein Blick auf die bestehenden Filialen: In Altensteig, Alpirsbach, Ammerbuch und Hechingen ist EP schon vertreten.

Natürlich haben wir nachgefragt, jedoch konnte Simone Erkens, Leiterin der EP-Unternehmenskommunikation, keine weiteren Informationen geben. Immerhin kein Dementi! Frei nach Sherlock Holmes: Wenn man das Unmögliche ausschließt, muss das Übrige wahr sein. Es sei denn, man hat etwas übersehen.

Stadtsprecher Volk betont weiter, dass die Stadt sich zu laufenden Verhandlungen nicht äußere. Aber sie seien fast abgeschlossen, und dann wolle sich der Bauherr zu erkennen geben. Noch werden Wetten angenommen ...