Weihnachtsgeschichte der Jugendredaktion (4)

Donaldino, der traurige Horror-Clown

Vierte Folge des FLUGPLATZ-Fortsetzungsromans zu den Feiertagen. Heute: Donaldino und die Flüchtlinge.

29.12.2016

Von Stella Reinartz

Nach seiner etwas überstürzten Flucht aus der Türkei sitzt der einsame Horror-Clown Donaldino nun wieder auf seinem Sofa in Tübingen – und macht sich weitere Gedanken, wen um Himmels Willen er noch zu seiner Silvester-Party einladen könnte, damit er sich am 31. Dezember nicht so allein fühlt.

Da hat er einen Geistesblitz: „Die Flüchtlinge!“, ruft Donaldino: „Die freuen sich doch bestimmt, wenn ich sie zu meiner Silvesterparty einlade! Schließlich sind sie bestimmt genauso erleichtert, wie ich es grade bin, sicher aus der Türkei hier gelandet zu sein!“ Ein solches Fest der Zusammenkunft würde ihnen wahrscheinlich sehr zu Gute kommen. Sofort ruft Donaldino in einer Flüchtlingsunterkunft an: „Hallo, hier Horror-Clown Donaldino!“

Am Telefon ist die Hausmeisterin der Einrichtung. Die ist erstmal ganz schön skeptisch – da sie Horror-Clowns natürlich aus den Nachrichten kennt. Das Letzte, was ihre Schützlinge brauchen, ist so einer. Doch da auch sie zur Weihnachtszeit besonders sozial veranlagt ist, berichtet sie zumindest von der Einladung. In einem Rückruf erfährt Donaldino, dass immerhin die Hälfte aller Bewohner zugesagt hat – aus Solidarität, weil er so einsam ist. Donaldino fährt sich durch sein Haar und gerät langsam in Stress: „Oh je, was mach ich bloß?“, ruft er: „So viele Menschen, die ein gutes Essen wollen! Egal – die Herausforderung werde ich annehmen!“

Als gutes Essen definiert Donaldino natürlich seine Leibspeise: Raclette. Kurz darauf schiebt er einen Einkaufswagen durch einen Supermarkt. Die anderen Einkäufer hier werfen ihm ängstliche Blicke zu, weil er so furchterregend aussieht. Ihm als Horror-Clown tat es immer schon leid, anderen Menschen stets einen solchen Schrecken einjagen zu müssen. „Es wäre aber auch mal an der Zeit“, denkt er sich, „dass sich die Leute sich in meine Lage hineinversetzen!“ Denn Donaldino muss sein Gesicht schließlich jeden Tag im Spiegel sehen!

An der Kasse lächelt Donaldino mit einem Blick auf das viele Essen, die Lampions und Böller für die Silvester-Party, die seinen Wagen füllen: „Dunkel wird es übermorgen Abend auf keinen Fall“, denkt er sich: „Es soll alles leuchten, damit sich jeder Gast bei mir geborgen fühlt!“

Plötzlich klingelt wieder sein Smartphone. „Hallo, wer da?“, meldet sich.

„Guten Tag“, sagt eine Stimme mit amerikanischem Akzent: „Ich habe gehört, Sie nehmen zu Silvester Flüchtlinge auf. Mein Name ist Barack. Barack Obama. Bald bin ich ein ganz normaler amerikanischer Bürger – der mit seiner Familie gerne sein Land verlassen würde. Da Deutschland bekanntlich gastfreundlich ist, wollte ich fragen, ob ich übermorgen mit Familie ebenfalls als Flüchtling zu Ihrem Fest kommen könnte?“

„Aja“, sagt Donaldino verständnisvoll ins Telefon: „Ihr Fluchtwunsch, Herr Obama, liegt wohl an dem berüchtigten Donald Trump - dessen Name meinem eigenen übrigens verdächtig nahe kommt, hihi!“ (Stimmt, grübelt Donaldino: Trump und er verbreiten beide viel Schrecken). „Natürlich sind sie Willkommen!“, ruft Donaldino Obama durchs Telefon zu: „Willkommen als Ehrenflüchtling!“