Weihnachtsgeschichte (5) der Jugendredaktion

Donaldino, der traurige Horror-Clown

Fünfte Folge des sechsteiligen FLUGPLATZ-Fortsetzungsromans zu den Feiertagen. Heute: Donaldino und George Michaels Trauergesellschaft.

30.12.2016

Von Sven Steinbach

Der vormals einsame Horror-Clown Donaldino hat es tatsächlich geschafft: Er hat schon ein paar Gäste für seine morgige Silvester-Party eingeladen – und auch einige Einkäufe sind bereits erledigt. Bei rechtem Licht betrachtet, kann er es selbst kaum fassen: Sollte er tatsächlich einmal im Leben nicht alleine Silvester feiern? Er? Ein Horror-Clown?

Es scheint so. Und während er am Vorabend des 31. Dezember seine Party-Einkäufe in den Kühlschrank räumt, denkt Donaldino versonnen darüber nach, wen er denn noch einladen könnte. „Wär doch gelacht, wenn es nicht nur eine gute, sondern auch eine große Party wird!“, sagt er zu sich selbst. Und plötzlich ist es ihm fast peinlich, dass er nicht schon viel früher daran gedacht hat: „Der George! Der muss natürlich eingeladen werden!“

George Michael: Den berühmten Pop-Sänger kennt Donaldino noch aus einer Selbsthilfe-Gruppe, die sich früher regelmäßig im Tübinger Gemeindehaus „Lamm“ getroffen hat. Thema der Gruppe: „Ich werde gemieden!“ Donaldino nahm damals teil, weil er, als hässlicher Horror-Clown, so überhaupt gar keine Freunde auf der Welt hatte. Und George Michael war dabei, weil Millionen von Radio-Hörern eine seiner gelungensten Kompositionen, das schöne Weihnachtslied „Last Christmas“, immer wegschalteten, wenn es mal wieder bei SWR 2 lief. Aus dieser Zeit waren die beiden noch immer in tiefer Solidarität verbunden.

Donaldino nimmt sein Telefon und wählt die Nummer von George in England. Zunächst geht niemand ran. In der Warteschleife hört Donaldino das Meisterstück von George Michael: den Song „Last Christmas“.

– „Hallo?“, meldet sich eine unbekannte Stimme am anderen Ende der Leitung: „Hier ist der Anschluss von George Michael – seine Haushälterin am Apparat.“

– „Hallo, liebe Haushälterin von George Michael“, antwortet Donaldino fröhlich: „Hier ist der Dodo! Ist der Gogo da?“

– „Sie meinen bestimmt Herrn Michael!“, sagt die Haushälterin – und fährt mit brüchiger Stimme fort: „Haben Sie denn nicht die Nachrichten gelesen? Herr Michael ist leider über die Weihnachtsfeiertage gestorben. Genauso übrigens wie so viele gute Musiker in diesem Jahr: David Bowie, Prince, Leonard Cohen …“

– „… und Peter Behrends, der Schlagzeuger von ‚Trio‘!“, ergänzt Donaldino etwas ungestüm.

– „Gut, der sagt mir jetzt nichts“, sagt die Haushälterin von George Michael: „Aber ich habe gerade auch gar keine Zeit für Sie. Wir stecken mitten in den Vorbereitungen zu der Trauerfeier von Herrn Michael! Es haben sich eine Menge Prominente angekündigt: Lang Lang, Elton John, Adele – um nur die Gefräßigsten von ihnen zu nennen. Derzeit steckt die Trauergesellschaft allerdings noch im Flugzeug fest. Auf dem Stuttgarter Flughafen. Wegen Glatteis.“

– „Oh, das hört sich ja schlimm an“, sagt Donaldino: „Hoffentlich schaffen sie es alle noch rechtzeitig mit ihrem Flieger zur Trauerfeier nach England!“

– „Ja hoffentlich!“, sagt die Haushälterin von George Michael: „Sonst müssten unsere Gäste den Silvesterabend alle in der Nähe von Stuttgart verbringen!“

– „Und das wäre ja nun wirklich jammerschade!“, sagt Donaldino.

Ihm ist da gerade so ein Gedanke gekommen …

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Erstellt:
30.12.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 32sec
zuletzt aktualisiert: 30.12.2016, 01:00 Uhr

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