Don’t worry, weglaufen geht nicht

Don’t worry, weglaufen geht nicht

Biopic über den Cartoonisten John Callahan, der durch einen Unfall sein Leben komplett umkrempelt und sein Zeichen-Talent entdeckt.

28.08.2018

Von Dorothee Hermann

Don't Worry, weglaufen geht nicht
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Manchmal entscheidet sich von einem Augenblick auf den anderen, ob jemand sein Leben künftig nur noch am Rand zubringt. Nach einem schweren Autounfall bei einer Sauftour landet John Callahan (Joaquin Phoenix) im Rollstuhl.

Der Moment, als er im Krankenhaus in den Apparaten hängt, aus eigener Kraft nicht mehr zur Kontrolle seiner Körperfunktionen in der Lage, zeigt ihn als modernen Wiedergänger einer mythischen Gestalt, die ein grausames Schicksal erdulden muss: als wäre er aufs Rad geflochten.

Doch meist vermeidet US-Regisseur Gus Van Sant („My Private Idaho“, „Milk“) solche dramatischen Zuspitzungen und erzählt die Lebensgeschichte des Cartoonisten John Callahan mit Understatement und beiläufigem Humor.

Joaquin Phoenix spielt den Pechvogel mit den auffallenden roten Haaren ein bisschen schlurihaft schlaff. Ganz allmählich gelingt es ihm, seinem Leben wieder Konturen zu geben. Dabei hilft ihm Donnie (Jonah Hill), Sproß einer reichen Familie, der seinen Mit-Alkoholikern eine gediegene Anlaufstelle für die wöchentlichen Treffen bietet. Der salbadernde Tonfall der Anonymen Alkoholiker (der sich auch außerhalb der Meetings breitmacht) nimmt dem Film leider einiges von seinem Charme.

Gut beobachtet ist, wie alle Figuren als isolierte Einzelne klarkommen müssen. Auf John wartet niemand, als er aus dem Krankenhaus kommt. Er stürzt aber auch nicht ganz ins Leere: Er bekommt einen Assistenten, der ihn wäscht und für ihn einkauft, und eine Sitzung bei der Sexualberaterin. Seine Lebensenergie stellt sich erst wieder ein, als er mit seinen respektlosen Zeichnungen Erfolg hat.

Ein Rätsel (oder Männerphantasie?) bleibt die Nebenrolle der unglaublich opferbereiten Freundin, ausgerechnet mit Rooney Mara („Verblendung“, „Carol“) besetzt.

Ein bisschen mehr Indie-Humor und ein bisschen weniger Salbaderei hätte diesem Lebenskrisendrama gutgetan.

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Erstellt:
28.08.2018, 15:35 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 51sec
zuletzt aktualisiert: 28.08.2018, 15:35 Uhr

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