Slalom

Dopfer auf Kurs

Nach einem durchwachsenen Winter will das Slalom-Ass wieder an die Form von 2015 anknüpfen. Der Vize-Weltmeistertitel war schließlich kein Zufall.

20.10.2016

Von THOMAS GRUBER

Mittlerweile wieder top in Schwung: Fritz Dopfer beim Riesenslalom-Training. Der Bayer freut sich auf die Saison und über den extrem guten Zusammenhalt im deutschen Alpin-Team. Foto: Imago

Mittlerweile wieder top in Schwung: Fritz Dopfer beim Riesenslalom-Training. Der Bayer freut sich auf die Saison und über den extrem guten Zusammenhalt im deutschen Alpin-Team. Foto: Imago

Sölden. Sapradi Bursch!“, hätte wohl Harry Valerien, die 2012 verstorbene TV-Report-Legende in seinem legendären bajuwarischen Ton gerufen, wenn er Alberto Tomba dieser Tage getroffen hätte. Der italienische ehemalige Superstar des Ski-Hangs feiert am 19. Dezember diesen Jahres seinen 50. Geburtstag. Nehmen wir etwas Tempo raus: Der dreimalige Olympiasieger und zweifache Weltmeister im Slalom und Riesenslalom aus Bologna wird diesen Anlass schon gebührend zu feiern wissen.

Ganz italienischer Lebemann, der er stets war, geht dann, so eine voreilige Vermutung, wohl auch zielstrebig in seinen Weinkeller, in dem nach eigenen Aussagen rund 4000 Fläschchen vor sich hin schlummern. Immer just bis zum Zeitpunkt, an dem er die Fläschchen liebevoll mit der Hingabe einer Ziehmutter dreht – im Uhrzeigersinn und wohl nur bei Vollmond – oder eben den Inhalt atmen lässt.

Im alpinen Ski-Zirkus trifft man Tomba immer noch gelegentlich an, zum Beispiel wenn er für einen TV-Sender als Experte zur Verfügung steht. So wie bei der WM 2013 in Schladming. Damals wurde „La Bomba“ gefragt, wie wohl Fritz Dopfer bei den Titelkämpfen in der Steiermark abschneiden würde. Tomba schaute sehr skeptisch: „Fritz wer? Den habe ich noch nicht gesehen?“ Dabei hatte Dopfer keine drei Wochen zuvor im anspruchsvollen Weltcup-Riesenslalom von Adelboden den zweiten Platz belegt. Tomba ging daraufhin bereitwillig die Wette um eine Flasche Rotwein ein: Fritz Dopfer würde bei der WM nicht unter die ersten Sechs kommen, behauptete er. Während des Championats in Schladming sollte Tomba den gebürtigen Innsbrucker, der seit 2007 unter deutscher Flagge startet, kennenlernen: zweimal Siebter in Slalom und Riesenslalom, Bronze mit der Mannschaft.

Fortan ging's weiter bergauf: Bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi belegte Fritz Dopfer den vierten Rang. Die Bronzemedaille hatte er um fünf Hundertstel Sekunden verpasst. Im anschließenden Winter 2014/15 drang der DSV-Athlet endgültig mitten in die Elite der Techniker ein. Durch Top-Resultate belegte er gar den fünften Rang in der Gesamtwertung und wurde Slalom-Vize-Weltmeister in Vail/Colorado.

Im vergangenen Winter jedoch lief's nicht besonders toll. „Mir fehlte das richtige Gefühl für den richtigen Schwung“, blickt der 29-Jährige vom SC Garmisch zurück. „Ich habe sehr viel an meinen Schwächen gearbeitet“, erzählt Dopfer. Was er damit genau meint? „Ich habe extrem viel in punkto Beweglichkeit gemacht, weil ich nicht mehr so beweglich war für bestimmte Winkel zwischen den Toren.“ Der Bayer geht noch weiter ins Detail: „Zu viel Krafttraining ist nicht gut. Ich hatte einfach zu viel falsch trainiert. Heuer habe ich das Krafttraining reduziert und dafür das Dehn-Programm extrem gesteigert.“ Auf den Weltcup-Auftakt am Wochenende in Sölden freut er sich, auch wenn er durch den durchwachsenen vergangenen Winter schlechtere Startnummern hat: In der Riesenslalom-Wertung wird er aktuell auf Rang 17 geführt, im Slalom liegt er zwei Plätze besser.

Das kleine fünfköpfige deutsche Techniker-Team, das von Felix Neureuther angeführt wird, sei richtig schlagkräftig: „Da darfst du dir keine Trainingstage erlauben, an denen du nur 99 Prozent gibst“, urteilt Dopfer über den internen Konkurrenzkampf. Das „gegenseitige Pushen“ sei wertvoll, „es herrscht ein extrem gutes Klima innerhalb des Teams.“

Kurzfristig sei sein Ziel, im Riesenslalom und im Slalom wieder in die Spitzengruppe zu kommen. Und dann steht im Februar der Saison-Höhepunkt mit der WM im schweizerischen St. Moritz an. Mal sehen, ob Alberto Tomba wieder zu einer Wette bereit ist. Mittlerweile jedenfalls wird er nicht mehr fragen: „Fritz wer?“ Sapradi Bursch, wetten?

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Erstellt:
20.10.2016, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 47sec
zuletzt aktualisiert: 20.10.2016, 06:00 Uhr

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