Nach Meldonium-Studie droht Klagewelle

Doping angezweifelt

15.04.2016

Von SID

Köln. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) steht nach einer überraschenden Kehrtwende im Fall der verbotenen Substanz Meldonium vor einer Blamage. Und: Eine Klagewelle droht. Wie eine neue Pilotstudie durch europäische Wissenschaftler ergab, ist der Wirkstoff nicht wie bisher angenommen nur drei bis maximal sieben Tage, sondern sogar mehrere Monate im Körper nachweisbar. Dies bestätigte Mario Thevis, Forscher an der Deutschen Sporthochschule Köln.

Die Wada hatte Meldonium mit Wirkung zum 1. Januar auf die Verbotsliste gesetzt, seitdem sind gut 170 Sportler überführt und teilweise suspendiert worden. Dies war unter der Annahme geschehen, dass der Athlet bei einem positiven Dopingbefund das Präparat Mildronat mit dem Wirkstoff Meldonium auch noch nach Jahresbeginn eingenommen haben muss. Dies kann sich nun in vielen Fällen als falsch herausstellen. "Die Studie zeigt, dass es offenbar zwei Phasen der Ausscheidung gibt, eine sehr schnelle und eine sehr langsame, die möglicherweise einige Monate andauern kann, und dies ist so nicht erwartet worden", sagte Thevis über die Ergebnisse, die noch nicht veröffentlicht sind.

Die Wada hatte bereits am Mittwoch entsprechend den neuen Erkenntnissen bekannt gegeben, die Strafen für Sportler unter Umständen zu lockern. Athleten, die vor dem 1. März mit weniger als einem Mikrogramm des Herzmittels erwischt worden waren, können demnach nun auf Gnade hoffen. Mancher Athlet dürfte sich damit wohl kaum zufrieden geben. Viele ziehen womöglich vor Gericht, um Schadenersatzklagen anzustreben.