VfB Stuttgart

Doppelpack mit Prädikat wertvoll

Takuma Asano beendet mit seinen Toren gegen Abstiegskandidat KSC die Sieglos-Serie – Karlsruher Krawallmacher bringen das Spiel an den Rand des Abbruchs.

10.04.2017

Von WOLFGANG SCHEERER UND ALEXANDER KERN

Mann des Tages: In der 27. Minute brachte der Japaner Takuma Asano (links) den VfB Stuttgart in Führung, KSC-Torwart Dirk Orlishausen war chancenlos. Foto: Imago

Mann des Tages: In der 27. Minute brachte der Japaner Takuma Asano (links) den VfB Stuttgart in Führung, KSC-Torwart Dirk Orlishausen war chancenlos. Foto: Imago

Ein echter Befreiungsschlag sieht anders aus. Mit dem 2:0 (1:0) im Landesderby gegen Schlusslicht Karlsruher SC durch Takuma Asanos Doppelpack (27./61.) hat der VfB aber nach fünf Spielen die Sieglos-Serie beendet und die Tabellenführung verteidigt. Mit 54 Zählern liegen die Stuttgarter vor Hannover 96 (53), den heute erst spielenden Braunschweigern sowie Union Berlin (je 51).

Wenigstens der „Dreier“ war ein Lichtblick bei traumhaftem Fußball-Wetter und voller Arena. „Wir hatten ordentlich Druck im Kessel“, sagte VfB-Trainer Hannes Wolf später ganz offen. „Deshalb ein Kompliment an mein Team, auch wenn wir keinen großen Hurrafußball gespielt haben. Der Sieg ist verdient.“ Kapitän Christian Gentner sagte: „Das Derby war ein guter Zeitpunkt, um wieder richtig in die Spur zu kommen.“ Für die schwachen Karlsruher, die mit ihren 22 Punkten nun acht Zähler vom Relegationsplatz entfernt sind, wird's langsam zappenduster. Nachtrauern wird dem KSC nicht jeder. Seit gestern erst recht nicht. Wegen der berüchtigten Problemfans ging's schon zwei Stunden vor dem Anpfiff chaotisch zu: Es gab lange Staus, weil Zufahrten zeitweise gesperrt wurden. Die Ultras hatten auch systematisch Flaschen zertrümmert. Die Scherben mussten erst beseitigt werden. Im Stadion krachte schon 45 Minuten vor Spielbeginn ein Böller vor der Karlsruher Kurve. Als dann in der 18. Spielminute zwei Leuchtkugeln im Rasen einschlugen, unterbrach Schiedsrichter Christian Dingert kurz. Ein trauriges Szenario im vielleicht letzten Landesderby dieser Art für längere Zeit. Auch nach Spielende krachten wieder Böller.

VfB-Trainer Wolf hatte gegen den Abstiegskandidaten Nummer eins kompromisslos auf Offensive gesetzt. Alexandru Maxim, für Julian Green im Einsatz, durfte sich nach längerer Zeit erstmals wieder von Beginn an als Ballverteiler versuchen. Und es gab nur eine „Sechs“ vor der Viererkette: Ebenezer Ofori.Beim KSC hatte Cheftrainer Marc-Patrick Meister bei seiner Premiere zwei neuen Offensiven eine Chance gegeben: Severin Buchta von den A-Junioren und Fabian Reese. Doch hauptsächlich zählte das Abwehrbollwerk, mit dem sich der VfB oft schwer tat, obwohl Gentner schon in der vierten Minute mit einem 16-Meter-Aufsetzer eine gefährliche Chance hatte. Dirk Orlishausen klärte mit den Fingerspitzen. Geschlagen war der 34-jährige Torwart in der 27. Minute: Maxim passte zu Gentner, der schlug den Ball hoch ins Strafraumzentrum, Asano köpfte das 1:0, sein drittes Saisontor.

Dennoch: Aus der drückenden Überlegenheit machte der VfB zu wenig. Mittelstürmer Simon Terodde bekam kaum Bälle. Bei einem der seltenen Karlsruher Konter zog Florian Kamberi knapp übers Tor (41.). Mitch Langerak war bis zur Nachspielzeit so gut wie arbeitslos, musste dann aber doch zweimal retten, weil die Vorderleute unvermittelt ins Schwimmen kamen.

Gerade als Schiedsrichter Dingert die zweite Halbzeit anpfeifen wollte, wurde die Partie erneut durch ein wüstes KSC-Feuerwerk gestoppt. Es ging zurück in die Kabine. Von dort kam die Nachricht des Referees: Noch ein solcher Vorfall mit Pyros, und die Partie wird abgebrochen! Zehn Minuten später ging es weiter. Der VfB machte sich auf den Weg zum 2:0. Erst schoss Terodde aus kurzer Distanz einen Verteidiger an (49.), dann verstolperten Asano, er und Gentner (53.). In der 61. Minute war es soweit: Asano staubte ab, als Orlishausen Maxims scharfen Schuss nach vorn prallen ließ.

„Wir steigen auf!“ skandierte der Fan-Chor. Die Stuttgarter sind auf gutem Weg, aber die Entscheidung ist längst nicht gefallen. Noch bleiben sechs Spiele.