Mit August Diehl auf blutigem Selbstverwirklichungs-Trip ins kolumbianische Herz der Finsternis.

Dr. Aleman

Mit August Diehl auf blutigem Selbstverwirklichungs-Trip ins kolumbianische Herz der Finsternis.

23.11.2015

Von che

14.09.2015 Dr. Aleman
© null 01:53 min

Drogenkartelle, Guerillakrieg, Todesschwadrone, extreme soziale Ungleichheit ? kein Land Südamerikas ist so verrufen wie Kolumbien. Ausgerechnet dort will der deutsche Medizinstudent Marc (August Diehl) sein praktisches Jahr absolvieren. In einer Massenklinik der Millionenstadt Cali muss er Schusswunden am Fließband kurieren; zum Ausgleich gibt es in der Freizeit Highlife am Swimmingpool, billiges Koks und willige Prostituierte.

Vor allem aber zieht es den erlebnishungrigen jungen Mann in die abgewrackteren Viertel, wo das einfache Volk mit kleinen Drogendeals tapfer sein Überleben organisiert. Doch das Armutsidyll entpuppt sich schnell als westliches Hirngespinst ? was der angehende Arzt alsbald schmerzhaft zu spüren bekommt.

Der zweite Spielfilm des deutschen Regisseurs Tom Schreiber („Narren?) folgt den vom brasilianischen Blockbuster „City Of God? gezogenen Spuren, erweist sich aber in allen Belangen als unterlegen. Für ein auf Suspense zielendes Favela-Drama fehlen ihm Dynamik und kraftvolle Bilder; für eine realistische Milieustudie dringt er nicht tief genug in die sozialen Strukturen ? und wenn doch kommt meist nur das Klischee von der nimmer zu bändigenden Gewalt zum Vorschein.

Am ehesten überzeugt „Dr. Alemán? als Psychoporträt eines vom Wohlstand angeödeten Bürgerbuben, den die Gier nach vermeintlich authentisch tosendem Leben in immer riskantere Abenteuer treibt ? ohne dass er die Konsequenzen seines sozialromantischen Vabanque-Spiels für sich und vor allem für andere abschätzen könnte. Das selige, leicht überhebliche Grinsen, das August Diehl bei seiner Ankunft im tropischen Cali im Gesicht geschrieben steht, wird ihm nach 100 Filmminuten jedenfalls gründlich vergangen sein.

Dr. Aleman

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Erstellt:
23.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 47sec
zuletzt aktualisiert: 23.11.2015, 12:00 Uhr

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Peter Sergusta 21.08.200812:00 Uhr

wirkt auf mich sehr unglaubwürdig; der schluß, den empfinde ich letzten Endes zumindest nachvollziehbar.

meyen 18.08.200812:00 Uhr

allerdings sind die brutalen Scenen sehr direkt und nahe gefilmt,so dass ich deswegen zweifele, Freunden ohne den Hinweis auf brutale Kammara-führung den Film zu empfehlen.

Schini 15.08.200812:00 Uhr

Superfilm! Ich überlege gerade, nach Südamerika zu gehen für einen Hilfsdienst. Jetzt weiss ich schonmal vor was ich mich am meisten hüten muss: Vor mir selbst!