Draußen

Draußen

Deutscher Dokumentarfilm rund um die Lebensgeschichten von vier obdachlosen Menschen.

28.08.2018

Von Madeleine Wegner

Draußen
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Elvis summt. Er fegt Krümel weg, streicht den FC Köln-Schal auf dem Tischchen glatt und stellt den Topf mit Plastikblumen wieder an seinen Platz. Dann breitet er die Decke über sein Bett und platziert ein kleines rotes Kissen in Herzform darauf. „Ich bin in Heimen aufgewachsen“, sagt Elvis, der sein Lager unter einer Brücke aufgeschlagen hat. „Da war Ordnung das erste, was man gelernt hat.“ Elvis trägt einen Western-Hut und – an besonderen Tagen – ein Paar abgewetzte Cowboystiefel. Sein berühmter Namensvetter ist sein Idol, das ihm den meisten Halt gibt.

Elvis ist einer von vier obdachlosen Männern, die den beiden jungen Dokumentarfilmerinnen Johanna Sunder-Plassmann und Tama Tobias-Macht bereitwillig einen Einblick in ihr Leben unter freiem Himmel gegeben haben. Daraus ist der Dokumentarfilm „Draußen“ entstanden. Neue Erkenntnisse liefert er nicht. Vielmehr ist es ein flüchtiger Einblick in vier Leben, die nur bedingt beispielhaft für obdachlose Menschen in Deutschland stehen.

„Wir sind Trash“, sagt Peter. Als er vor zwei Jahren seine jüngste Tochter getroffen hat, habe er Scham empfunden. „Ich bin froh, dass ich dieses Gefühl noch kenne“, sagt er. Als junger Mann war er Kölner Karnevals-Prinz. Das Bild trägt er immer bei sich. Ebenso das von seiner Punk-Hochzeit. Beides ist viele Jahre her. Heute teilt er sich ein Zelt mit seinem Kumpel Sergio. Der könnte zurück zu seiner Familie. „ Aber mit 37 zu den Eltern? Da bleibe ich lieber auf der Straße.“

Die vier Männer sind irgendwann zu Hause rausgeflogen oder aus der letzten eigenen Wohnung. „Ich habe die Stromrechnung nicht bezahlt“, erklärt Matze. „Ja was soll ich mit Strom. Ich hab‘ Feuer gemacht, auf meinem Tisch.“ Nun zieht er seit Jahren umher und spannt seine Hängematte am liebsten irgendwo in der Natur auf. Über ihm schwebt eine Zeichnung, die Kaffeekanne schwebt über den prasselnden Flammen und seine Sonnenbrille wird in der Dunkelheit wie von Geisterhand gehalten: Die erfahrene Kamerafrau Sophie Maintigneux präsentiert Installationen, wie ein Innehalten, losgelöst von Zeit und Raum. Sie vermitteln den Eindruck: Diese Leben sind von einer unerschütterlichen Ordnung geprägt.

Sehenswerter Dokumentarfilm, der einen flüchtigen Einblick in das Leben von vier Obdachlosen liefert.

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Erstellt:
28.08.2018, 15:26 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 08sec
zuletzt aktualisiert: 28.08.2018, 15:26 Uhr

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