Horb · Sportsbrüder

Drei Brüder, ein Bestreben

Bei den Noll-Brüdern von der SGM Felldorf/ Bierlingen läuft es in dieser Saison ausgesprochen gut. Das Ziel ist klar – aussprechen möchte es aber keiner.

18.05.2019

Von Thomas Stein

Drei Brüder in einem Verein: Manuel, Marco und Mario Noll (von links) spielen für die SGM Felldorf/Bierlingen.Bild: Thomas Stein

Drei Brüder in einem Verein: Manuel, Marco und Mario Noll (von links) spielen für die SGM Felldorf/Bierlingen.Bild: Thomas Stein

Obwohl sie spielerisch nicht ganz mithalten können, übertrumpfen die Noll-Brüder selbst Profi-Sportsbrüder in einer Kategorie: Sie sind zu dritt. Mario, Marco und Manuel Noll schnüren alle drei ihre Fußballschuhe für den Bezirksligisten SGM Felldorf/ Bierlingen.

Während Mario und Manuel in der ersten Mannschaft die Knochen hinhalten, übernimmt Marco momentan als Stürmer das Tore-Schießen für die zweite Garde der Spielgemeinschaft. Ganz schön verwirrend. Bringen wir also etwas Ordnung in diese drei Ms. Mario ist mit 22 Jahren der jüngste der Nolls. Er beackert als schneller Linksverteidiger die Seitenlinie in der Bezirksliga Truppe der Felldorf-Bierlinger. Der ein oder andere Gegenspieler schaut ihn dabei sicherlich verwirrt an und fragt sich, ob er vom Freitagabend noch doppelt sieht: Denn er ist nicht der einzige Noll auf der linken Seite. Sein Bruder Manuel sorgt als erfahrener Linksaußen für Offensivpower. Der Routinier ist mit 30 Jahren der älteste des Brüder-Trios und zugleich auch ältester Spieler der Bezirksligamannschaft.

Der dritte im Bunde ist Marco. Er scherzt: „Die goldene Mitte eben!“ In der Jugend war er auf der 6 oder 8 aktiv. Heute ist er mit 29 Jahren einer der erfahreneren Leistungsträger und wichtiger Torjäger der zweiten SGM-Mannschaft. So weit so gut. Diese drei haben in dieser Saison ein besonderes Ziel: Sie wollen mit der 1. Mannschaft aufsteigen. Ganz so deutlich aussprechen tun sie das aber nicht. Marco versucht zu beschwichtigen: „Aufstieg? Den würden wir natürlich mitnehmen, aber unser Ziel bleibt erst mal, unsere Leistung konstant abzurufen.“ Sein Bruder Manuel fügt diplomatisch an: „Wir wollen die Rückrunde so erfolgreich wie möglich bestreiten, keine Frage.“

Vor der Hinrunde hätten sie über eine reale Aufstiegschance nur müde gelächelt. Das Team war angetreten, um die Liga zu halten. Das Erfolgsgeheimnis der SGM sieht Mario Noll zum Teil in der Spielweise: „Wir versuchen, immer weit vorne anzulaufen. Unser Umschaltspiel macht uns dabei besonders stark.“ Auch Manuel ist zufrieden mit seinen Mitspielern: „Das ist eine junge Truppe, die viel Ehrgeiz hat. Alle wollen sich beweisen und arbeiten erfolgsorientiert.“

Der Trainer spiele auch eine wichtige Rolle: „Er kann mit Jedem und passt gut zu unserem Team“, lobt Manuel SGM-Coach Werner Hagenlocher. Erste und zweite Mannschaft stellten sich in gemeinsamer Vorbereitung auf die Rückrunde ein. Die Stimmung sei hervorragend: „Alle machen mit, alle wollen was Großes erreichen und alle sind am Start. Die gute Hinrunde war wie ein Weckruf für uns“, erklärt Marco Noll. Auch wenn der Allrounder momentan in der zweiten Mannschaft kickt, für den 29-jährigen ist klar: „Die Tür zur Ersten ist bei uns nie ganz zu. Das ist super und tut allen gut.“

Die Erfolgsformel ist also entziffert. Führt sie am Ende zum Aufstieg? Manuel wäre auch mit einem Platz unter den Top-5 zufrieden. „Manchmal braucht man am Ende ein bisschen Glück. Fußball ist unberechenbar!“ Berechenbar ist hingegen sein Rückzug aus der Bezirksliga-Elf. Der älteste Noll-Bruder wird nach dieser Saison kürzertreten: „Mir fiel es immer schwer, ‚nein‘ zu sagen“, erklärt Manuel. „Deshalb kamen bei mir neben dem Fußball in letzter Zeit ein paar andere Dinge zu kurz.“ Die letzte Saison also noch gemütlich ausklingen lassen? Nein. Der älteste Noll-Bruder macht am Ende doch noch eine Ansage: „Die Chance, einen dritten Aufstieg mitzuerleben, ist ein besonderer Anreiz, nochmal alles raus zu hauen!“ Ob es am Ende für die SGM langt oder nicht: Das Noll’sche Trio wird es im gleichen Trikot erleben – allein das ist etwas Besonderes.

SÜDWEST PRESSE: Wer gibt die Kommandos?

Mario Noll: Marco ist auf dem Platz eindeutig der Lauteste.

Marco Noll: Ich.

Manuel Noll: Marco ist schon eher der, der die Kommandos gibt. Er ist deshalb auch zweiter Captain.

Was habt ihr gemeinsam?

Mario: Ich würde sagen, dass wir alle eine ganz gute Technik haben und uns gegenseitig sehr gerne anmeckern (lacht). Was wir gar nicht können, ist das Kopfballspiel.

Marco: Schwierige Frage. Generell sind sich Manuel und Mario aber sehr ähnlich.

Manuel: Ich habe eher viel mit Mario gemeinsam. Wir sind beide Linksfüßer, spielen den gleichen Stil und sehen uns auch optisch recht ähnlich.

Und was unterscheidet euch?

Mario: In erster Linie die Position. Charakterlich sind wir alle eigentlich recht gleich gestrickt.

Marco: Die anderen zwei sind Linksfüße, kopfballschwach und eher die Ruhigeren. Ich bin kopfballstark und habe eigentlich immer den Mund offen, um andere zu motivieren.

Manuel: Der bisherige Erfolg. Ich bin schon zweimal aufgestiegen. Die anderen zwei haben in diesem Sinne noch nichts erreicht (lacht).

Drei Worte über deine Brüder, bitte:

Mario: „Drecksau aufm Platz“ – das passt für Marco. Und auch wenn es mehr als drei sind: „Warum tue ich mir das noch an?“ Das sagt Manuel ziemlich oft (lacht).

Marco: Für meinen kleinen Bruder fällt mir direkt „oberes Landesliga-Niveau“ ein. Bei Manuel eher „will in Rente“ (lacht).

Manuel: „Bruddler, Techniker, kopfballstark“ – trifft auf Marco zu. Bei Mario fällt mir „Bruddler, ehrgeizig, dynamisch“ ein. Bruddeln tun sie aber beide sehr gerne.

Gibt es Konkurrenzgedanken?

Mario: Nein.

Marco: Nein, eigentlich nicht. Jeder hat seine Position. Wenn, dann bei der Torschützenliste, aber da sind die zwei weit abgeschlagen.

Manuel: Nein! Wir spielen ja miteinander. Wenn einer mal besser ist, ist keiner eingeschnappt.

Was haben sie, was du nicht hast?

Mario: Mehr Tore auf dem Konto! Bis jetzt…

Marco: Höhere Geschwindigkeit.

Manuel: Die zwei jüngeren haben vielleicht noch etwas mehr Motivation als ich (lacht).

Was hast du, was sie nicht haben?

Mario: Ich habe ein besseres Zweikampfverhalten.

Marco: Das ist einfach… die Klasse!

Manuel: Wenn ich an früher denke, würde ich sagen, dass ich in deren Alter wahrscheinlich etwas mehr Ehrgeiz hatte.

Mal ehrlich: Wer ist der beste?

Mario: Puh, das will ich gar nicht beantworten. Jeder hat Stärken und Schwächen.

Marco: Der kleine Bruder. Er hatte es auch einfacher, weil er sich bei uns Großen alles abgucken konnte.

Manuel: Ich tendiere zu Mario. Er ist noch der Jüngste und hat auf jeden Fall Talent.

Geht es eines Tages auch gegen die Brüder?

Mario: Auf keinen Fall. Stand jetzt werde ich nie wechseln.

Marco: Das hatten wir früher schon mal. Aber wir sind vereinsgebunden und da wird sich in Zukunft auch nichts ändern.

Manuel: Nein, das wird es bei mir nicht geben. Meine letzte Station ist definitiv Felldorf/ Bierlingen.

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Erstellt:
18.05.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 14sec
zuletzt aktualisiert: 18.05.2019, 01:00 Uhr

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