Alles Familie

Drei Geschwister führen den Wäschehersteller Speidel auf der Alb

Der Name Speidel dürfte vor allem Frauen ein Begriff sein. Denn das Bodelshausener Familienunternehmen produziert Unterwäsche für Damen. Diese Spezialisierung ist für Speidel einer der Erfolgsgründe.

20.04.2016

Von MIRIAM KAMMERER

Drei Geschwister führen den Damenwäschehersteller Speidel in Bodelshausen seit 1990 in der zweiten Generation. Von links: Hans Jürgen Speidel, Gisela Geißler und Günter Speidel. Foto: Klaus Franke

Drei Geschwister führen den Damenwäschehersteller Speidel in Bodelshausen seit 1990 in der zweiten Generation. Von links: Hans Jürgen Speidel, Gisela Geißler und Günter Speidel. Foto: Klaus Franke

Bodelshausen. . Eine große Stanze nähert sich von oben einem Stapel Stoff. Sie schneidet die Vorlage für Unterhemden aus, das Messer fährt präzise durch mehrere Lagen. Dieser Vorgang wiederholt sich etliche Male. Bis eine andere Konfektionsgröße ausgeschnitten wird, dann tauscht ein Mitarbeiter die Stanzvorlage aus. Schon geht es weiter.

Beim Damenwäschehersteller Speidel in Bodelshausen wird Unterwäsche in der Zuschneiderei mit Stanzen und Cuttern zurechtgeschnitten. Die meisten Arbeitsschritte von der Rolle Garn zum fertigen Produkt werden vor Ort erledigt. Dazu zählen die Strickerei, die Zuschneiderei, das Design, Logistik und Versand und die ganze Verwaltung.

Lediglich die Konfektion - also dort, wo genäht wird - sitzt nicht mehr auf der Alb. Der Grund: Es gibt kaum mehr Näherinnen, und dann sind da natürlich auch die hohen Kosten, sagt Gisela Geißler. Sie ist eine von drei Geschwistern, die das Unternehmen führen. Täglich produziert die Firma 65 000 Teile. Zum Beispiel: Slips, BHs und Unterhemden. Unterwäsche ist eher etwas Intimes. Es gibt wenige Leute, die darüber reden, was sie unten drunter tragen. Trotzdem verzichtet kaum einer darauf.

Wer die Besprechungsräume am Firmensitz betritt, sieht auf Kleiderständern Slips und BHs in allen Farben und diversen Formen. Blau, rot, weiß, schwarz, mit oder ohne Spitze, die Slips mal höher geschnitten, mal mit längerem Bein und die BHs mit oder ohne Bügel. Gisela Geißler sagt, dass die Basic-Serie Soft Feeling seit Jahren ein Renner sei. Hier gebe es jede Saison neben den Grundfarben - Weiß, Schwarz und Hautfarben - eine Modefarbe.

Überhaupt sei die Spezialisierung auf Damen einer der Gründe, warum das Unternehmen auch heute noch erfolgreich am Markt ist. Speidel liegt im mittleren Preissegment. Im eigenen Online-Shop zahlt die Kundin etwa 18,50 EUR für einen Dreierpack Baumwollslips mit Spitze.

Speidel ist ein Familienunternehmen durch und durch. Die drei Geschwister Günter und Hans-Jürgen Speidel sowie Gisela Geißler leiten den Betrieb seit 1990 - in der zweiten Generation. Hans-Jürgen kümmert sich um alles Technische und die Produktion, Gisela ist für das Marketing verantwortlich und Günter führt die Geschäfte.

Swenja Speidel, die 30-jährige Tochter von Günter Speidel sieht einen Vorteil darin, in einem Familienunternehmen zu arbeiten. "Man kann besser kommunizieren".

Ihre Tante Gisela Geißler pflichtet bei. Es herrsche Vertrauen, und die drei Geschwister an der Spitze ergänzten sich. Klar, räumt sie ein, gebe es auch mal eine Auseinandersetzung, aber dann arrangiere man sich halt. Swenja Speidel, die in Hamburg Textil- und Modemanagement studiert hat, sagt, sie habe es nie bereut, ins Familienunternehmen gegangen zu sein. "Es ist ein Teil von einem."

Ihre Mutter Sylvia ist Chefdesignerin, und auch Swenjas Schwester ist im Design tätig. Seit einigen Jahren gibt es eine eigene, etwas edlere, Lingerie Linie von Sylvia Speidel. Angeboten wird sie nur im Fachhandel. Abgesehen davon verkaufen die Bodelshausener ihre Slips in großen Modehäusern, in Supermärkten und in den eigenen Outlet Stores. Der eigene Webshop wird immer wichtiger. Auch auf anderen Portalen, zum Beispiel auf Amazon, kann die Kundin Wäsche von Speidel bestellen. Die Retourenquote sei relativ niedrig, erzählt Swenja Speidel. Es komme aber im BH-Bereich häufiger vor, dass eine Kundin zwei Größen bestelle und einen BH wieder zurücksende.

Seit Februar verkauft Speidel eine Linie, die speziell auf den Geschmack von jungen Frauen ausgerichtet ist. Beworben wird die Linie über die Sozialen Netzwerke und bekannte Blogger. Herrenunterwäsche zu produzieren, ist dagegen kein Thema bei Speidel. Zwar bietet der Wäschehersteller in den eigenen Stores Herrenwäsche an, für den Handel aber nicht. "Unsere Stärke ist Damenwäsche", sagt Geißler. Darauf sind die Produktion und das Design spezialisiert.

Und in puncto Damenunterwäsche hat sich einiges getan. Unterwäsche ist heute bunter als in den 1970er Jahren, neue Materialien geben neue Möglichkeiten und auch die Schnitte haben sich verändert.

Auch technisch hat sich viel bewegt. "Unser Maschinenpark ist immer auf dem neuesten Stand", sagt Geißler, das sei eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg. Dank der neuen Technik ist die Produktion immer schneller geworden.

Das Unternehmen

Geschichte Speidel ist 1952 von Hans und Rosa Speidel in Bodelshausen gegründet worden. Zu Beginn sind verschiedene Textilien produziert worden, die Spezialisierung auf Damenwäsche erfolgte 1970.

Fakten Speidel hat rund 700 Mitarbeiter an den Standorten Bodelshausen, Rumänien und Ungarn. Viele Mitarbeiter arbeiten in Teilzeit. In Ungarn und Rumänien gibt es jeweils eigene Produktionsbetriebe. Der Jahresüberschuss betrug laut Bundesanzeiger 2014 knapp 3,6 Mio. Euro. Zum Umsatz sagt das Unternehmen nichts. Speidel verkauft seine Wäsche hauptsächlich auf dem deutschen und dem europäischen Markt. Das Unternehmen hat elf Outlet-Stores, die sich vor allem im süddeutschen Raum befinden. Der zwölfte kommt noch in diesem Jahr hinzu und wird in Leipzig eröffnet. mk