OB-Wahl

Drei Männer, drei Reden, ein Ziel

Hermann Walz, Thomas Bauer und Peter Rosenberger buhlten in der Hohenberghalle um die Gunst der Horber für den 16. Juli.

05.07.2017

Von Benjamin Breitmaier

Peter Rosenberger

Peter Rosenberger

Die Hohenberghalle, der kreisrunde Betonmoloch fasst an diesem Dienstagabend 400 Leute. Es ist kurz vor acht. Die Ränge sind gut gefüllt. Um drei Männer und ihre Ideen geht es heute. Sie treten gegeneinander an, um für die Stimmen der Horber am 16. Juli zu werben. Dann kann die Neckarstadt über ihren Oberbürgermeister abstimmen.

Amtsinhaber Peter Rosenberger, der Sachkundige Bürger Thomas Bauer und Gemeinderat Hermann Walz – alle drei sind aus Horb, alle drei müssen heute Abend eine gute Figur machen. Offensichtliche Anspannung sucht man jedoch vergebens. Einer ist sich seiner Sache relativ sicher, die beiden Herausforderer haben wenig zu verlieren.

Die Kandidaten stehen wenige Minuten vor 20 Uhr noch im Eingangsbereich der Halle. Die letzten Hände werden geschüttelt. Plätze einnehmen. Wolfgang Kronenbitter betritt das Podium. Heute ist er als Vorsitzender des Gemeindewahlausschusses der Moderator. Auf die Finger muss er bei den Eingangsreden keinem Kandidaten klopfen. Alle drei sollten ihre Redezeit einhalten. Jeder hat 20 Minuten. Anschließend müssen sie sich den Fragen der Anwesenden stellen.

Peter Rosenberger hat als erster seine Bewerbung abgegeben, er darf anfangen. Dass er diesen Wahlkampf ernst nimmt, lässt sich an seinem Manuskript erahnen. Der Amtsinhaber ist sonst für seine freie Rede bekannt. „Wir kommen voran“ – der erste Schlagsatz. Er würde auch gut als Überschrift für den gesamten Vortrag passen. Rosenberger konzentriert sich darauf, seine Verdienste herauszustellen, ohne die zu vergessen, die daran mitgewirkt haben. Die Rede ist eine Mischung aus Anerkennung der Leistung von anderen – Ehrenamtliche, Wirtschaft, Vereine, seinen Mitarbeitern – und der Fokus auf das Erreichte: Der „Kasernen-Coup“, das Meistern der Herausforderung zahlreiche Geflüchtete aufzunehmen und die Konsolidierung des Horber Haushalts. Die Brücke „sei zum Greifen nah, Halleluja“. Angriffe auf die Mitbewerber bleiben überschaubar. Nur für Hermann Walz gibt es einen Seitenhieb, als er drei Gemeinderäten vorwirft „es nicht so mit Toleranz, Nächstenliebe und Weltoffenheit“ zu haben. In seiner kommenden Legislatur hat Rosenberger vor, den Verwaltungs- und Sanierungsausschuss um Fachkräfte zu erweitern. Den Fruchtkasten will er zu einem Bürgerhaus umgestalten. Sein „wenig bescheidenes Ziel“ lautet außerdem Horb in drei Jahren schuldenfrei zu machen. Dann schließe auch Rosenberger den Bau eines Freibades nicht mehr aus. 40 Sekunden unter der Zeit: Punktlandung.

Im fliegenden Wechsel betritt Thomas Bauer das Podium. Er verwendet seine ersten Minuten auf die Vorstellung seiner Person. Er spricht etwas langsamer als Rosenberger, aber deutlich – unaufgeregt. Vom Werkzeugmacher hätte er sich zum Assistenten der Geschäftsleitung gemacht. Er war Fallschirmjäger, er engagiert sich ehrenamtlich. Seit Jahren ist er im im Städtebau- und Sanierungsausschuss als Sachkundiger Bürger tätig. 2008 machte er sich als Qualitätsmanager selbstständig und arbeitet heute unter anderen für Porsche und BMW. Dadurch hätte er gelernt, vorausschauend zu denken und zu planen, was nun den Horbern zugute kommen solle. Sein Plan für Horb sieht eine drastische Senkung der Kindergartenbeiträge vor, auch die Betreuungszeiten müssten dem Arbeitsmarkt angepasst werden. Horbs schlechte gesundheitliche Versorgung will er durch einen Dialog mit Krankenhäusern aus anderen Kreisen aufbessern.

Beim Thema Tourismus setzt der 55-jährige Qualitätsmanager voll auf den Ausbau des Radwegenetzes. Über seine genauen Vorhaben diesbezüglich ließ er seine Zuhörer jedoch weitgehend im Dunkeln. Weitere Idee von Bauer ist ein 3D-Modell der Gesamtstadt, in dem sich neue Bauvorhaben realistisch darstellen lassen, damit Konflikte wie im Bereich des Waldner-Areals auf besserer Basis diskutiert werden könnten. Einen wirklichen Angriff aus seine Mitbewerber gibt es auch bei seiner Rede nicht.

Kampfeslustiger gibt sich da der Dritte im Bunde: Hermann Walz. Der Talheimer Gemeinderat und Paketbote sieht sich seit langem mit Vorwürfen der Ausländerfeindlichkeit konfrontiert. Er beginnt seine Rede daher mit einer Verteidigung und einer Verurteilung der „Political Correctness“. Die Flüchtlingsthematik bezeichnet er salopp als „Hype“. Er sei nicht „rechts“, sondern „wertkonservativ“. Für Rosenberger gibt es Kritik, weil er vor zwei Jahren Horb verlassen wollte. Die Lösung der Probleme am Talheimer Bahnübergang schreibt er sich selbst auf die Kappe. Seinen Unterschied zum Amtsinhaber fasst Walz mit einer Metapher zusammen: „Wenn die Aufgabe wäre, einen Fußboden zu legen, würde er ihn mit Marmor gestalten, ich aber mit Holz.“ Kritik hagelt es auch für den Umgang mit dem städtischen Bauhof und den liegengebliebenen Aufgaben in den Ortsteilen. Außerdem sei „der Blumenschmuck in Horb eine Tragödie“. In ihrer Digitalen Kommunikation wirft er der Stadtverwaltung Untätigkeit und Intransparenz vor. Wenn es nach ihm ginge, würde es weit weniger nichtöffentliche Sitzungen geben. Außerdem will Walz prüfen, ob es möglich wäre, für den Hohenberg einen Bezirksrat einzuführen, weil dieser nach seiner Meinung viel zu kurz komme. Beim Thema ÖPNV will Walz dafür sorgen, dass auch am Wochenende die Stadtteile angefahren werden. Als Oberbürgermeister sei es außerdem notwendig, „durch die Ortsteile zu gehen und nicht nur zum Fassanstich“.

Thomas Bauer

Thomas Bauer

Hermann Walz

Hermann Walz