Bürgermeisterwahl

Drei Männer – ein Posten

Ingenieur trifft auf Jurist trifft auf Verwaltungswissenschaftler. Wer wird der neue Jan Zeitler?

08.04.2017

Von Dagmar Stepper und Benjamin Breitmaier

Philipp Rochold

Philipp Rochold

Das Rennen um den Bürgermeisterposten in Horb ist seit gestern offiziell eröffnet. Nun sind die Namen der Kandidaten bekannt. Ihre Lebensläufe sind sehr unterschiedlich, doch eines eint sie: Horb ist für sie eine echte Alternative zu ihrem derzeitigen Job.

Matthias Kreuzer: Er ist jung, er ist alleinstehend, er ist Sozialdemokrat. Der 37-jährige Verwaltungsfachmann Matthias Kreuzer scheint der gefährlichste Gegner von Ralph Zimmermann, dem Kandidaten der Freien Demokraten, zu sein. Ähnlich wie damals Jan Zeitler kommt er aus der harten Schule einer Unternehmensberatung, der Romboll GmbH aus Hamburg. Er ist aber seit 2008 Projektleiter für die Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt) in Köln. Die Institution arbeitet seit 68 Jahren daran, das Management von Verwaltung und Kommunen zu optimieren. Kreutzer sagt im Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE: „Wir befassen uns ausschließlich mit der Frage, wie können Städte effizient gesteuert werden.“ Genau dieses Themenfeld würde den studierten Verwaltungswissenschaftler optimal auf die Stelle eines Beigeordneten vorbereiten. „Bürgermeister werden, wollte ich schon immer, deswegen bin ich zu dieser Institution gegangen“, erklärt der 37-Jährige. Horb hat er schon einige Male besucht. Herausragend für ihn war vor allem der Zusammenhalt in der Bevölkerung und das bürgerschaftliche Engagement. „Das hat mich fasziniert.“ Negativ hat er vor allem die Verkehrsbelastung wahrgenommen. Demografischer Wandel, Digitalisierung, Integration – das sind Kreutzers Themen, die ihn während seiner Arbeit mit zahlreichen Kommunen und Städten beschäftigt haben. Dadurch bringe er ein weitreichendes Netzwerk mit: „Ich bin kommunaler Praktiker, arbeite konkret an Problemstellungen und Herausforderungen zusammen mit Kommunen.“ Den Wahlsieg von Jan Zeitler in Überlingen hat er beobachtet und nicht lange gezögert mit seiner Bewerbung für die Stelle des Beigeordneten in Horb mit dieser „wunderschönen Altstadt“, wie er sagt.

Philipp Rochold: Der 55-Jährige ist seit Oktober 2011 Beigeordneter für Bildung, Jugend, Soziales, Kultur und Sport in Chemnitz – ein wichtiger Posten in der 250 000-Einwohner-Stadt. Seit 1993 ist der studierte Jurist in Chemnitz tätig, er durchlief Stationen beim Regierungspräsidium, beim Staatsministerium und bei der Landesdirektion, bis er vor sechs Jahren zum Bürgermeister gewählt wurde.

Leicht ist sein Stand dort allerdings nicht. Wie der Chemnitzer Zeitung zu entnehmen ist, hagelt es vor allem bei seiner Schul- und Sportstätten-Politik massive Kritik. Die Fraktionen des Stadtrats warfen ihm beispielsweise vor zwei Jahren Defizite in seinem Dezernat und mangelnden Gestaltungswillen vor. Allerdings relativiert das der Chemnitzer SPD-Fraktionschef Detlef Müller gestern auf unsere Anfrage: „Es war eine konstruktive Kritik.“ Außerdem gibt er zu, dass die Chemnitzer Stadträte ungeduldig seien: „Manchmal geht es uns nicht schnell genug.“ Müller ist überrascht, dass Rochold sich in Horb als Bürgermeister bewirbt. Denn nächstes Jahr sind Bürgermeisterwahlen in Chemnitz und der SPD-Fraktionschef war überzeugt, dass sich Rochold wieder zur Wahl stellt.

Warum sich der parteilose Familienvater stattdessen für Horb entschieden hat, war gestern nicht zu erfahren. Für eine persönliche Stellungnahme war er nicht zu erreichen.

Ralph Zimmermann: Der 48-Jährige ist seit 15 Jahren im Stuttgarter Wirtschaftsministerium tätig. „Es macht mir sehr viel Spaß. Aber seit Langem ist in mir der Wunsch gereift für einen Perspektivenwechsel“, gab der Diplomingenieur gestern als Motiv für seine Bewerbung an. „In der Kommunalpolitik kann man mehr gestalten, zum Macher werden. Das hat mich gereizt.“ Michael Theurer hat Zimmermann auf den vakanten Bürgermeistersessel aufmerksam gemacht. Die beiden kennen sich aus FDP-Kreisen. Zimmermann ist Mitglied bei den Liberalen und wurde im Oktober als Bundestagskandidat für den Wahlkreis Rastatt nominiert. Doch auch ohne Theurer hätte er sich in Horb beworben, „Ich bin verliebt in die Landschaft und die Leute hier“, sagt er. Horb kennt er von zahlreichen Wanderungen, die er gemeinsam mit seiner Frau – die beiden haben drei Kinder – im Schwarzwald unternommen hat. Dass Jan Zeitler als Oberbürgermeister von Überlingen gewählt wurde und so in Horb ein neuer Beigeordneter gebraucht wird, ist für Zimmermann ein „Gottesgeschenk“ Horb sei für ihn kein Sprungbrett, auch kein anderer Bürgermeisterposten käme infrage.

Momentan lebt Zimmermann in Durmersheim. Bei einer Wahl würde er auf jeden Fall nach Horb ziehen. Die Größe der Stadt sei genau nach seinem Geschmack. Es erinnert ihn an Mühlheim, dort sind er und seine Frau aufgewachsen. Er selbst rechnet sich zum konservativ-bürgerlichen-liberalen Lager. und er ist sich sicher, dass seine gute Vernetzung im Land, sein Know-how, hilfreich für die Horb sein könnte.

Ralph Zimmermann

Ralph Zimmermann

Matthias Kreutzer

Matthias Kreutzer

Wer wird der Nachfolger von Jan Zeitler?

Wer wird der Nachfolger von Jan Zeitler?

Stimmen

OB Peter Rosenberger, CDU: „Alle drei Kandidaten haben alle ihre besonderen Stärken. Wichtig ist, dass sie loyal sind und es menschlich funktioniert.“

Michael Keßler, CDU: „Wir haben uns noch nicht festgelegt.“

Dr. Alfred Seifriz, FD/FW: „Ralph Zimmermann ist für uns ein guter Mann, aber wir haben noch Beratungsbedarf.“

Thomas Mattes, SPD: „Mit seinen 37 Jahren erinnert mich Matthias Kreutzer stark an einen jungen Jan Zeitler . Er sprüht von Ideen. Ich denke er würde sich gut mit dem Oberbürgermeister ergänzen.“

Elisabeth Schneiderhan, OGL: „Kreutzer wirkt dynamisch und offen für neue Prozesse. Deswegen könnte ich mir gut vorstellen, dass er sich da positiv einbringen könnte.“

Hermann Walz, ULH: „Ralph Zimmermann ist für mich derjenige, der für Horb am meisten bringen kann.“