Alkohol to Go?

Drogenberatung startet Präventionsprojekt

94 Jugendliche im Alter von 13 bis 17 Jahren sind 2014 mit einer Alkoholvergiftung im Reutlinger Krankenhaus gelandet. Gut die Hälfte waren Mädchen. Das Präventionsprojekt „Alkohol to Go?“ will nun gezielt aufklären und einen kontrollierteren und damit ungefährlicheren Umgang mit dem Alkohol erreichen.

24.11.2015

Von uk

Reutlingen. Komasaufen ist ein Problem. Auch in Reutlingen. 2009 entwickelte der Landkreis im Rahmen des Bundesmodellprojekts „Hart am Limit“ (Halt) ein gleichnamiges kommunales Konzept zur Alkoholmissbrauchsprävention. Mit dem vom Sozialministerium geförderten geschlechterdifferenzierten Alkoholpräventionsprojekt „Alkohol to Go“ will die Drogenberatung jetzt gezielt junge Frauen und Männer erreichen, die an öffentlichen Plätzen in Reutlingen Alkohol konsumieren.

Mit „Halt“, erklärt Sozialdezernent Andreas Bauer, setze man auf verschiedene Bausteine – einen „reaktiven“, bei dem die Jugendlichen, die mit einer Alkoholintoxikation eingeliefert wurden, noch am Krankenbett besucht werden. Und einen „proaktiven“ Baustein, bei dem die Mitarbeiter/innen der Drogenberatung gezielt mit ihrer „Saftbar“ bei Veranstaltungen – wie beispielsweise Abifeiern – auftauchen, dort alkoholfreie Getränke ausschenken und über die Gefahren von Alkoholmissbrauch informieren. Dazu kommt jetzt mit dem Projekt „Alkohol to Go“ ein weiterer Baustein hinzu.

Dabei, sagt Verena Sulfrian von der Jugend- und Drogenberatungsstelle, handle es sich keineswegs darum, den Alkoholkonsum pauschal zu bekämpfen, das funktioniere ohnehin nicht. Vielmehr sollen die jungen Erwachsenen Spaß haben, „ohne sich in Gefahr zu begeben“. Für dieses Projekt wurde gemeinsam mit Jugendlichen ein geschlechterdifferenzierter anonymer Fragebogen entwickelt. Der hat nicht nur das Konsumverhalten der jungen Leute zum Gegenstand, sondern beispielsweise auch die Folgen nach übermäßigem Alkoholkonsum. Auch die unterschiedliche Wahrnehmung von betrunkenen Männern und Frauen sowie die mit dem Rausch verbundenen unterschiedlichen Risiken werden abgefragt.

„Der Fragebogen ist unsere Eintrittskarte“, sagt Marina Schelling, die die Jugendlichen gemeinsam mit einem männlichen Helfer an den einschlägigen Plätzen vor der Diskothek M-Park, in der Pomologie oder vor der Zelle aufsucht. Die ersten Erfahrungen zeigen, dass die jungen Frauen und Männer nicht nur bereitwillig den Fragebogen ausfüllen, sondern auch einen „großen Redebedarf“ über ihr Trinkverhalten haben. Auffallend, so Schelling, sei dabei immer wieder, wie wenig Ahnung die Jugendlichen von die Wirkungsweise des Alkohols hätten.

Für die Gestaltung des Fragebogens konnte die Klasse der Mediengestalter an der Kerschensteinerschule gewonnen werden. Mehrere Gruppenarbeiten entstanden, ausgewählt und realisiert wurde schließlich der Alkohol-to-Go-Entwurf von Adriana Klaiber und Pascal Wagner. 1000 Fragebögen wurden gedruckt, die ersten liegen bereits ausgefüllt vor. Die Aktion, die im Juli gestartet wurde, läuft mehrere Monate, danach sollen die Antworten ausgewertet werden.