Dukhtar

Dukhtar

Um die Zwangsverheiratung ihrer zehnjährigen Tochter zu verhindern, flüchtet die Mutter mit dem Kind in die Berge.

11.11.2015

Von Dorothee Hermann

Dukhtar

Was im ersten Augenblick aussieht wie ein ultramoderner Splitscreen, ist ein Balken, der Frau und Mann trennt, als säßen sie nicht im gleichen Raum. Mit diesem vielsagenden Bild charakterisiert die pakistanische Regisseurin Afia Nathaniel das Verhältnis von Allah Rakhi (Samiya Mumtaz) zu ihrem deutlich älteren Mann, ohne dass ein Wort gesprochen werden müsste.

Als ihre zehnjährige Tochter Zainab (Saleha Aref) an einen rivalisierenden Clanführer verheiratet werden soll, fasst die Mutter, die ebenfalls in einer arrangierten Ehe lebt, einen tollkühnen Entschluss: Sie schnappt sich das Mädchen und haut ab - und der Film weitet sich abrupt zum abenteuerlichen Roadmovie durch die Berge Pakistans. Doch das genretypische Aufbruchsgefühl will sich nicht einstellen. Zu übermächtig scheinen die bewaffneten Verfolger vom eigenen und vom feindlichen Clan, die den beiden zu Fuß flüchtenden Frauen in schweren Geländewagen hinterherhetzen - wie bei einer besonders perfiden Form der Jagd.

Wie eine Fata Morgana zeigt sich ein Truck in der Geröllwüste. Der hippieähnliche Fahrer ist ein ganz anderer Typ Mann als die Herrschaften Clanführer samt ihren Brüdern, Untergebenen und Spitzeln. Er wird vom pakistanischen Sitcom-Star Mohib Mirza verkörpert, der hinter dem täuschenden Hippie-Outfit ein unglaubliches Innenleben auffährt: vom kriegsgestählten Ex-Mudschahedin bis zum Bollywood-Charmeur.

Doch es gibt patriarchalische Strukturen, die so mächtig sind, dass ihre Opfer die Chance auf Glück, sollte sie ihnen wider alle Wahrscheinlichkeit begegnen, versäumen.

Bollywood sprengt verhärtete Clan-Strukturen - bei aller Tragik auch ziemlich lustig.