Theater

Dummheit, dein Name ist Mann

Mössingens Laientruppe Schwobastroich feilt am neuen Stück „Der Alfons und das Biest“. Am Samstag ist Premiere.

03.11.2016

Von Susanne Mutschler

Es geht wieder turbulent zu bei Schwobastroich: In dieser Szene werden eine Köchin und ein Schrotthändler aus dem Schrank befreit.Bild: Franke

Es geht wieder turbulent zu bei Schwobastroich: In dieser Szene werden eine Köchin und ein Schrotthändler aus dem Schrank befreit.Bild: Franke

Im Gasthaus Ochsen bedient eine neue Kellnerin. Sie muss eine wahre Augenweide sein, denn sie bringt die dörfliche Männerwelt völlig durcheinander. Die sind nämlich überzeugt, dass „im Steinlachtal nur die hässlichsten und geizigsten Weiber“ wohnen. Um der zugezogenen Schönen näher zu kommen, hat Bauer Alfons (Erwin Maier) die Hauptrollen in dem Theaterstück
„Der Alfons und das Biest“ für sich und die Kellnerin reklamiert. Das gefällt seiner vernachlässigten Frau Agnes (Astrid Basler) ebenso wenig wie ihrer altledigen Schwester Hilde (Birgit Single) und der schwatzhaften und sittenstrengen Pfarrköchin Franziska (Friedel Klett).

Die drei Weiber hecken einen Plan aus, mit dem sie ihre Rivalin schon vor dem Rollencasting ausbooten. Wie die knusprige Kellnerin tatsächlich aussieht, erfährt das Publikum nur über die schmachtenden Fantasien der Männer. Bevor sich am Ende des dritten Aktes vier glückliche Paare in die Arme fallen, hat Stückeschreiber Ernst Koch noch eine Menge komischer Missverständnisse und Verwicklungen eingebaut. Warum der Lumpensammler Franz (Michael Kohlstetter) eine Nacht mit der prüden Pfarrköchin im Kleiderschrank verbringen muss und was den braven Studenten Hans (Andreas Tellini) zu
der ausgeflippten Eva (Sandra Kaltenmark) treibt, soll der Premiere vorbehalten bleiben. Eva, die der Liebe wegen vom wilden Punk zur Hausmaus mutiert,
fasst die testosterongesteuerten Späße schließlich in dem Satz „Dummheit, dein Name ist Mann“ zusammen.

Ob die Frauen, die sich vor einem Rendezvous vorsichtshalber mit Viagra einreiben wollen, am Ende wirklich besser dastehen, mag das kichernde Publikum selbst entscheiden.

„Das wird ein tolles Stück“, ist sich Luis Dominguez, Regisseur der Schwabentruppe, sicher. Jedes Jahr ein neues Bühnenwerk zu finden, das genau zu den Kapazitäten und Vorlieben seiner acht Laienschauspieler passt, sei nicht einfach. Manchmal werde sein Vorschlag auch wegen „zu viel Kuhstallgeruch“ zurückgewiesen. Eigentlich verstehe sich „Schwobastroich“ als Boulevardtheater, erklärte der Regisseur, doch schon im vergangenen Jahr war die Wahl auf einen Dreiakter aus dem bäuerlichen Milieu gefallen.

Mit „Der Alfons und das Biest“ waren alle Teilnehmer gleich einverstanden gewesen, allerdings fehlten die Besetzungen für die Bauerntochter Eva und den Altwarenhändler Franz. In diesem Rollen werden Sandra Kaltenmark und Michael Kohlstetter am kommenden Samstag zum ersten Mal auf einer Theaterbühne stehen. Es sei die Überredungskunst von Dominguez gewesen, die sie schließlich zum Mitmachen bewegt habe, sagt Kaltenmark.

Seit Mitte August probt das Schwobastroich-Ensemble drei Mal in der Woche. Die Texte sitzen, Mimik und Gestik sind einstudiert. Ein Powerworkshop brachte den letzten Feinschliff. „Das ist stressig, aber sinnvoll“, erklärte Birgit Single. Vor allem die Verwechslungsszenen seien spielerisch anspruchsvoll.

Außerdem weiß sie, wie motivierend sich die authentischen Kostüme auf die Spielfreude auswirken. In einer Kittelschürze spreche und fühle man gleich ganz anders. Zudem achte das Mössinger Publikum sehr genau auf die Stimmigkeit des bäuerlichen Bühnenbilds, der Kleidung und der Requisite. „Die sind unseren Standard schon gewöhnt“, ergänzt Andreas Tellini.