Das Mittwochs-Interview

„Durchschnitt muss hier nicht reichen“

Fußball-Landesligist Spvgg Freudenstadt steckt mitten im Abstiegskampf. Die SÜDWEST PRESSE sprach mit Trainer Ingo Weil über die Qualität der Liga, die übrigen Spiele und sein Temperament.

19.04.2017

Von Fabian Schäfer

Steckt mit der Spielvereinigung ganz tief im Abstiegskampf der Landesliga: Freudenstadts Trainer Ingo Weil (40).Bild: Ulmer

Steckt mit der Spielvereinigung ganz tief im Abstiegskampf der Landesliga: Freudenstadts Trainer Ingo Weil (40).Bild: Ulmer

Südwest Presse: Herr Weil, Ihr Team hat im Jahr 2017 bislang lediglich vier Punkte geholt. Ist Ihre Mannschaft noch gar nicht aus der Winterpause zurück?

Ingo Weil: Es fehlen bislang schon einige Prozent bei ein paar Spielern. Wir waren in der Vorrunde deutlich besser drauf. Das Team lebt von seiner mannschaftlichen Geschlossenheit, da bekommt man eben schnell Probleme, wenn ein paar nicht ganz da sind.

Sie haben in der Rückrunde schon jetzt so oft verloren – fünfmal – wie in der gesamten Hinrunde. Macht Ihnen das Sorgen?

Naja, in dem Stile wie jetzt darf es nicht weitergehen, sonst steigen wir ab. Allerdings spielen wir in den letzten sieben Partien gegen fünf Tabellennachbarn. Da gibt es kein Wenn und Aber, da müssen wir punkten. Gegen die direkte Konkurrenz sind wir in der Pflicht.

Von den Statistiken her sind Sie ein klassisches Durchschnitts-Team. Reicht Durchschnitt nicht, um in der Landesliga zu bleiben?

Das möchte ich so nicht sagen. Die Liga ist extrem ausgeglichen, da kann jeder gegen jeden gewinnen. Egal ob oben in der Tabelle oder unten, keiner kann sich so wirklich absetzen. Aber dennoch: Durchschnitt muss in dieser Liga nicht unbedingt reichen.

Sie sind jetzt seit gut neun Monaten Trainer in Freudenstadt. In welchen Bereichen haben Sie persönlich die Mannschaft besser gemacht?

Das will ich selbst nicht beurteilen. Wir befinden uns derzeit in einer ganz anderen Situation als in der vergangenen Runde. Wir spielen jetzt eine andere Art Fußball, sind defensiv mehr gefordert. Und wenn man sich unsere nur 35 Gegentore ansieht, sind wir da sicher auch nicht so schlecht. Nach vorne müssen wir uns allerdings noch steigern. Es ist in dieser Liga aber auch deutlich schwerer, Tore zu erzielen.

Das Restprogramm für die Spielvereinigung ist gemischt. Sie spielen sowohl noch gegen direkte Konkurrenten, als auch gegen einige Spitzenteams. Welche Partien sind für Sie im Abstiegskampf wichtiger?

In unserer Situation ist es immer wichtig, zu punkten. Wenn ich es mir aber aussuchen dürfte, würde ich lieber gegen die hinteren Teams gewinnen. Das bringt uns derzeit weiter als gegen die Top-Mannschaften. Am Ende werden auch die Spiele gegen die Konkurrenz entscheiden.

Am Ende der Vorrunde haben Sie von den letzten sechs Spielen vier gewonnen. Trauen Sie Ihrer Elf nochmal so einen Endspurt zu?

Möglich ist es. Aber wir müssen uns definitiv steigern, auch individuell. Wenn wir jedoch das abrufen, was wir können, ist es möglich, dass wir nochmal so einen Lauf haben.

Derzeit sind etwa fünf Teams voll im Abstiegskampf. Tuttlingen und Schwenningen scheinen abgeschlagen. Denken Sie, es werden nochmal einige Mannschaften von oben runter gezogen?

Ich glaube nicht, dass noch jemand von oben reinrutscht. Die Mannschaften, die bis zu 30 Punkte haben, werden es wohl unter sich ausmachen. Da von diesen ja auch viele noch gegeneinander spielen, kann immer nur einer dreifach punkten. Ausgeschlossen ist es aber natürlich nicht.

Mit Maichingen, Nehren und Metzingen treffen Sie an den letzten drei Spieltagen auf drei direkte Konkurrenten im Abstiegskampf. Werden Sie bei solchen Spielen nervös?

Nervös nicht, aber eine Anspannung ist da. Ich werde versuchen, meinem Team zu helfen. Aber es ist ja auch schön, wenn man bis zum Ende die Möglichkeit hat, sich in der Liga zu halten. Wenn man vor der Runde gesagt hätte, wir sind bis zum Schluss dabei, wäre das absolut okay gewesen. Das war das Ziel und das muss für jeden Motivation genug sein. Solchen Spiele machen den Fußball auch aus.

Sind Sie denn allgemein eher ein ruhiger Trainer oder werden Sie schon auch mal emotional?

Ich bin eher der ruhige Typ, auch wenn ich schon mal laut werden kann. Ich bin eher dafür da, um zu helfen und zu dirigieren, als zu explodieren. Ich bin aber auch über die Jahre ruhiger geworden. Heute will ich auch viel Verantwortung an das Team weitergeben.

Worst Case: Freudenstadt steigt ab. Würden Sie Trainer bei der Spielvereinigung bleiben?

So ist die Ausgangslage. Ich habe nichts anderes gehört und würde auf jeden Fall auch in der Bezirksliga trainieren, wenn nichts Außergewöhnliches passiert.

Beobachtet man in Freudenstadt eigentlich schon so ein bisschen mögliche Relegationsgegner?

Nein, damit beschäftigte ich mich noch gar nicht. Bis zum richtigen Endspurt, also den letzten zwei bis drei Spielen, will ich mich damit auch
nicht befassen. Wir schauen nach uns. Und ich hoffe, dass
wir am Ende vielleicht gar nicht auf mögliche Relegationsgegner schauen müssen.

Zur Person

Ingo Weil, 40, ist seit Beginn der laufenden Spielrunde Trainer bei der Spvgg Freudenstadt. Der kaufmännische Angestellte lebt in Betra. Da er viermal pro Woche auf dem Sportplatz steht, bleibt wenig Zeit für andere Hobbys. Zumal der Familienvater auch noch einige Stunden zu Hause verbringen möchte.

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Erstellt:
19.04.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 27sec
zuletzt aktualisiert: 19.04.2017, 01:00 Uhr

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