Lohnen muss es sich

ENBW-Projektleiter Michael Volz äußert sich zum Windkraft-Votum des Gemeinderats

Gerade scheint für Michael Volz das Prinzip „ENBW gegen den Rest der Welt“ zu gelten. Der Sulzer Gemeinderat hat sich am vergangenen Montag gegen den Bau einer der größten Windkraftanlagen der Welt auf Hopfauer Gemarkung ausgesprochen. Die zweite Anlage soll nur unter Vorbehalt einer strengen Prüfung zur „Optisch bedrängenden Wirkung“ gebaut werden. Wie geht die ENBW mit so viel Widerstand um? Die SÜDWEST PRESSE hat beim Projektleiter nachgefragt.

02.07.2016

Michael Volz ist verantwortlich für die Windkraftprojekte auf den Gemarkungen Hopfau und Dornhan.Privatbild

Michael Volz ist verantwortlich für die Windkraftprojekte auf den Gemarkungen Hopfau und Dornhan.
Privatbild

SÜDWEST PRESSE: Widerstand von allen Seiten. Bürger, Ortschaftsrat und jetzt auch der Sulzer Gemeinderat stellen sich weitgehend gegen die beiden riesigen Windkraftanlagen auf der Gemarkung Hopfau. Was bedeutet nun die Entscheidung aus Sulz für das Projekt? Werden sie überhaupt noch weitermachen?

Michael Volz: Lassen Sie mich zunächst festhalten: Es gibt in unserem Land einen ganz breiten Konsens, die Energieversorgung auf erneuerbare Energien umstellen zu wollen. Das wird ohne den Ausbau der Windkraft im Binnenland nicht funktionieren. Aktuell treffen wir, wie auch unsere Wettbewerber, bei sehr vielen Projekten in Baden-Württemberg auf Vorbehalte. Nicht zuletzt deshalb legen wir ja so viel Wert auf Information und Transparenz im Umfeld geplanter Projekte. Auch für dieses Projekt haben wir eine eigene Internetseite, die immer wieder aktualisiert und ergänzt wird: www.enbw.com/dornhan-sulz

Warum hat ENBW die verschiedenen Gutachten alle schon fertigen lassen, wenn die Situation mit der Deutschen Flugsicherung noch gar nicht geklärt ist? Haben sie Informationen, die Anlass dazu geben, dass die Drehfunkfeuer nicht gestört werden?

Wir haben im Mai den Genehmigungsantrag beim Landratsamt Rottweil eingereicht. Viele Aspekte, auch die Frage der Flugsicherheit, werden im Rahmen des weiteren Verfahrens erörtert und geklärt. Die Flugsicherung lässt sich nach unseren Erfahrungen nicht auf eine informelle, aber trotzdem verbindliche „Vorab-Auskunft“ ein.

Die politischen Rahmenbedingungen sind mit EEG Reform und neuer Landesregierung sehr schwer abzuschätzen. Eine korrekte Wirtschaftlichkeitsberechnung scheint unmöglich. Würde die ENBW das Projekt auch nur mit einer Windkraftanlage weiter verfolgen, oder würden die fehlenden Synergieeffekte (Nutzung des Netzanschlusses) die berechnete Rendite fressen?

Da haben Sie völlig recht: Die Rahmenbedingungen unterliegen häufigen Schwankungen, was nicht zur Planungssicherheit beiträgt. Deshalb, und weil die Ergebnisse der Windmessung noch nicht vorliegen beziehungsweise umfassend untersucht wurden, kann man diese Frage im Moment nicht abschließend beantworten. Von einem können Sie fest ausgehen: Wenn sich ein Projekt nicht rechnet, verfolgen wir es auch nicht weiter.

Sollte das Landratsamt Rottweil das Projekt nicht genehmigen, ist die ENBW auch bereit im Zweifelsfall den Klageweg zu beschreiten, um das Projekt trotzdem zu realisieren?

Bisher hatten wir so einen Fall noch nicht in Baden-Württemberg. Das wäre reine Spekulation.

Bisher wurde viel über die Nachteile der beiden Windkraftanlagen geredet. Gibt es auch positive Effekte für die Anwohner vor Ort? Oder bleibt das einzige Pro-Argument, die Unterstützung der Energiewende?

Natürlich geht es darum, die große Herausforderung Energiewende zu meistern. Aber die ENBW ist auch führend, wenn es um Beteiligungsmöglichkeiten geht. Generell entwickeln wir Angebote für die Bürger der Region und werden das auch in Sulz und Dornhan hinbekommen. Darüber hinaus verbleibt an jedem Standort ein Teil der Wertschöpfung im Zusammenhang mit Bau und Betrieb der Anlagen. Dornhan profitiert als Verpächterin ganz direkt von Einnahmen, beide Städte werden mittelfristig Gewerbesteuereinnahmen erzielen. Schließlich lässt sich die Trasse für den Netzanschluss zur Mitverlegung eines Glasfaserkabels nutzen – für ‚weiße Flecken‘ in Sachen schnelles Internet könnte das eine interessante Option sein.

Über die dritte Anlage auf der Gemarkung Dornhan wurde bei der Sitzung nicht geredet. Wie ist hier der derzeitige Projektstand?

Der Genehmigungsantrag wurde beim zuständigen Landratsamt eingereicht. Wie in Sulz steht auch bei der Stadt Dornhan die Frage des gemeindlichen Einvernehmens an.

Das Interview führte

Benjamin Breitmaier

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Erstellt:
02.07.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 40sec
zuletzt aktualisiert: 02.07.2016, 01:00 Uhr

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