Liebes-Lifestyle-Regen mit philosophischen Untertönen.

Echt blond

Liebes-Lifestyle-Regen mit philosophischen Untertönen.

24.11.2015

Von che

Echt blond

Mann wird doch wohl noch träumen dürfen. Vorzugsweise von dieser vollbusigen Blondine mit den feuchten, sinnlich gespaltenen Lippen und einem selber als Niveamann zu Füßen jenes mehr als anbetungswürdigen Geschöpfs. Wie im wahren Leben zerplatzt diese Vorstellung jedoch bereits im Vorspannstadium, wodurch der Blick auf die eher erbärmliche Wirklichkeit frei wird.

Und da geht?s Mann (Matthew Modine) verdammt dreckig. Statt auf der Bühne als Handlungsreisender zu glänzen, muß der gelernte Schauspieler und geborene Loser als Aushilfskellner oder höchstens mal in einem Madonna-Video (mangels Knackarsch in der letzten Reihe) sein kümmerlich Brot verdienen. Die moralisch und intellektuell viel simpler gestrickten Kumpels haben es indes längst zum Helden einer Soap oder umjubelten Kunstcrack gebracht, selbst seine angehende Gattin ist ihm in Sachen Karriere meilenweit voraus. Und als seien dies nicht Demütigungen genug, muß das arme Schwein daheim zum Pinkeln die Klobrille hochklappen.

Wen wundert?s, daß einem da im Bett, besonders mit Gummi, die Lust vergeht. Dieser Plot, zugegeben, könnte auch einer deutschen Klamotte zur Unehre gereichen, doch tatsächlich haben wir es hier mit einer virtuosen amerikanischen Independent-Komödie aus dem Ideenfundus von Tom DiCillo („Living In Oblivion?) zu tun.

Was als Exkursion ins Reich saftiger Herrenphantasien bloß humorig anfängt, schwingt sich alsbald zu einer handfesten Sozialsatire empor, die Männer- und auch ein paar Frauenmacken nicht als reine Ablachnummern, sondern mit lebensweltlich fundierter Komik auftischt.

Mit clownesk gestrecktem Zeigefinger deutet DiCillo auf die Kolonisierung des Körpers und die von der Werbung vorgestanzten Sehnsüchte. Vor allem aber denunziert er den sogenannten Geschlechterkampf, der neuerdings wieder ganz ernsthaft mit biologischen Argumenten geführt wrid, als einen auf nichts als Intelligenzdefiziten und Machtversessenheit beruhenden Schmarren. Wer Robert Altman schätzt und an Woody Allen zuletzt ein bißchen den Biß vermißte, wird hieran seine wasserstoffsuperoxydhelle Freude haben. Echt stark!