Ein filmisches Mittel gegen Magersucht, Orangenhaut und Schwangerschaftsstreifen.

Echte Frauen haben Kurven

Ein filmisches Mittel gegen Magersucht, Orangenhaut und Schwangerschaftsstreifen.

24.11.2015

Von ust

Echte Frauen haben Kurven

Erst wenn mal wieder echte Frauen aus Fleisch und Blut auf der Leinwand auftauchen, merkt man, dass solche Wesen im Kino rarer sind als Klingonen. Zum Auftakt des Filmfestes von Terre des Femmes „Einblicke in Frauenwelten? kommt dieser Film also gerade richtig. Seine Protagonistin, die 18-jährige Ana (glänzend gespielt von America Ferrera), ist eine Botschafterin eines anderen Kinoplaneten. Sie ist selbstbewusst, lebenshungrig, begabt, und sie ist rund. Ihre Mutter nennt es „fett?. Dass die Mutter noch runder ist, tut nichts zur Sache, denn sie hat ja schon einen Mann. Mutter will Ana auf genau die Rollen einschwören, die sie selber ausfüllt und unter denen sie, wie es manchmal hervorblitzt, auch leidet: Hausfrau, Mutter und Arbeiterin.

Der Film spielt im amerikanischen Einwanderer-Milieu. Einer Mexikanerin in Los Angeles bleibt auch nur wenig Wahl. Doch für eine Latina-Zukunft scheint Ana eine glatte Fehlbesetzung zu sein. Regisseurin Patricia Cordoso inszeniert diese Geschichte ohne Aufklärungspathos und ohne feministisches Agitprop. Leicht wäre es gewesen, Anas Mutter, die wenig Verständnis für die Wünsche und Vorstellungen ihrer Tochter zeigt, zu denunzieren. Doch trotz ihres angestaubten Frauenbildes behält auch sie sympathische Züge. Geradezu rührend, wie sie sich einredet schwanger zu sein und nicht wahrhaben will, dass es kein Kind, sondern die Menopause ist.

Wie jeder Frauenfilm der anderen Art hat auch „Real women have curves? seine Solidarisierungs-Schlüsselszene. Wenn die Arbeiterinnen der Näherei zwar nicht ihre Fesseln, jedoch ihre Kleider abwerfen, Speckrolle an Speckrolle halten, auf Schwangerschaftsstreifen und Orangenhaut pfeifen, ist das ein schöner, befreiender Akt. Gut, es gibt schon „Muriels Hochzeit? oder den „Gesang der Meerjungfrauen? und viele andere Mutmacherinnen-Filme, aber es kann gar nicht genug Bilder dieser anderen Frauen-Art im Kino geben. Als Gegenmittel zu all den blutleeren Geschöpfen, die spielen, sie seien Frauen.