Literatur

„Eher Eutinger denn Rheinländer“

Wie die beiden Düsseldorfer Dr. Beatrix und Dr. Jürgen Oberle im Schwabenland angekommen sind und was sie seither in ihrer Hausarztpraxis erlebt haben, davon berichten sie in ihrem Buch „Neigschmeckt“. Die SÜDWEST PRESSE sprach vor der Buchpräsentation mit Jürgen Oberle.

23.03.2019

Von Alexandra Feinler

Dr. Jürgen und Dr. Beatrix Oberle haben das Buch „Neigschmeckt“ über ihre Ankunft und Zeit im Schwabenland geschrieben, dessen Erlös den Jugendfußballmannschaften in der Gemeinde Eutingen zugute kommt. Bild: Alexandra Feinler

Dr. Jürgen und Dr. Beatrix Oberle haben das Buch „Neigschmeckt“ über ihre Ankunft und Zeit im Schwabenland geschrieben, dessen Erlös den Jugendfußballmannschaften in der Gemeinde Eutingen zugute kommt. Bild: Alexandra Feinler

SÜDWEST PRESSE: Herr Oberle, das Buch „Neigschmeckt“ haben Sie zum 25-jährigen Praxisbestehen begonnnen und nun veröffentlicht. Wie kam es dazu?

Jürgen Oberle: Anlass war unser Jubiläum 2016. Meine Frau und ich hatten uns überlegt, unsere Erfahrungen im Schwabenland und in der Praxis festzuhalten. Es kamen einige Ideen auf, aber wir wollten das Buch nicht zu groß machen. Nun hat es 100 Seiten und das ist auch gut so.

Sie haben gesagt, es ist nicht nur
ein Buch über den Praxisalltag,
sondern?

Nach der Einführung, warum wir das Buch geschrieben haben und dass es den Jugendfußballmannschaften in der Gemeinde zugute kommen soll, folgen einige lustige Geschichten aus der Praxis. Wir wollten aber nicht nur ein Praxisbuch schreiben, sondern unser Ankommen im Schwabenland festhalten. Die weiteren Kapitel kann man den Themen Reisen, Sport, Liebe, aber auch in ernste Themen wie Einsamkeit oder Tod teilen. Es ist nicht nur ein lustiges Buch, sondern da sind auch traurige und nachdenkliche Themen enthalten. Die Kurzgeschichten sind beispielsweise traurig. Das Buch ist wie das Leben: es enthält nicht nur witzige Momente.

Was erwartet den Leser bei
„Neigschmeckt“?

Wir haben den Titel gewählt, weil Beatrix und ich als Düsseldorfer hier im Schwabenland klarkommen mussten. Wir wollten aufzeigen, was wir hier erlebt haben, was wir als Fremde hier erfahren haben, wie es uns nun in rund
30 Jahren ergangen ist. Es ist ein Potpourri, denn wir zeigen auch auf, was wir im Ort bewirkt haben. Das Buch ist über das Leben und deshalb haben wir auch viele Themen außerhalb der Praxis aufgenommen.

Einige Gedichte darin sind aus Ihrer Feder. Wie kam es dazu und welche Besonderheit hat das Buch noch?

Die Gedichte habe ich früher geschrieben und die passenden für das Buch ausgewählt. Ich habe schon einmal ein kleines Buch herausgebracht, aber dieses sollte vom typischen Leben handeln. Um den Gedichten, Geschichten und Anekdoten den richtigen Rahmen zu verleihen, habe ich meinen Freund Hans-Friedrich Werth aus Horb gebeten, das Buch zu illustrieren.

Was wollen Sie mit dem Buch
bewirken?

Wir wollten nicht nur ein Buch über unser Leben schreiben, sondern die Jugendfußballmannschaften unterstützen. Wir sind hier so gut aufgenommen worden, da wollen wir etwas zurückgeben. Ich habe früher viel Sport gemacht und viele Menschen darüber kennengelernt. Sport verbindet und das schon von jung an. Deshalb wollen wir die Jugendmannschaften in der Gemeinde unterstützen, denn es ist toll, was die Vereine da auf die Beine stellen.

Das Buch „Neigschmeckt“ handelt von Integration und Migration
ins Schwabenland. Würden Sie
sich mittlerweile als Eutinger
bezeichnen?

Wir wurden gut angenommen und daher sehe ich mich heute eher als Eutinger, denn als Rheinländer. Die Heimat haben Menschen in sich drin. Sie verbinden viel mit der Heimat, viele Erlebnisse, beispielsweise die Feste oder der Rhein. Das vergisst man nie. Aber wir leben hier nun fast schon 30 Jahre in Eutingen und sind hier verwurzelt.

Wie kann Migration funktionieren?

Das kann nur funktionieren, wenn beide Seiten es wollen. Wir sind von Berufswegen mit vielen Menschen zusammengekommen. Mit der Sprache hatten wir weniger Probleme, wie beispielsweise Menschen aus dem Ausland. Man muss die Eigenarten der Menschen akzeptieren und aufnahmebereit sein. Aber auch die Umgebung muss die „Neuen“ aufnehmen wollen. Die Eutinger haben uns integriert und akzeptiert.

In Ihrem Buch weisen Sie aber mit
einer Geschichte darauf hin, dass das am Anfang nicht absehbar war?

Eine Geschichte heißt „Teppich ist nicht gleich Teppich“. Da
ging es um Dialektschwierigkeiten, denn der schwäbische Teppich ist nicht der deutsche Teppich, aber dazu verraten wir jetzt nicht mehr.

Welche Dinge vermissen Sie aus
der alten Heimat?

Den Rhein, Schumachers Altbier und Mettbrötchen mit Zwiebele.

Hatten oder haben Sie Heimweh?

Anfangs hatten wir so viel Arbeit, teils mit 70-Stunden-Wochen, da kam bei mir kein Heimweh auf. Wir hatten viele Freunde im Rheinland und haben diese immer wieder besucht. Wir waren gerne dort, wir sind aber auch gerne wieder nach Eutingen gefahren. Wir fühlen uns hier wohl und werden mit hoher Wahrscheinlichkeit unseren Alterssitz hier genießen.

Erste Lesung am Mittwoch, 27. März:

Die erste Lesung mit Beatrix und Jürgen Oberle ist am Mittwoch, 27. März, um 19.30 Uhr in der Gaststätte Auszeit in Eutingen (Sportheim). Die Lesung soll etwa eine Stunde dauern. Am Mittwoch, 3. April, lesen die beiden Ärzte zudem um 19.30 Uhr im Sportheim in Göttelfingen sowie am Mittwoch, 17. April, um 19.30 Uhr in der Kleinen Markthalle in Weitingen.

Das Buch soll es in verschiedenen Geschäften wie der Bäckerei Plaz, in der Apotheke in Eutingen, in der Praxis Oberle und im Eine-Welt-Laden zu kaufen geben. Es kostet 17.50 Euro und die Autoren hoffen, 1000 Exemplare für die Jugendarbeit verkaufen

zu können.

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Erstellt:
23.03.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 25sec
zuletzt aktualisiert: 23.03.2019, 01:00 Uhr

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