Sulz · Bürgerprojekte

Ehrenamtliche sollen Masken nähen und Müll sammeln

Der Lenkungskreis Engagementstrategie plant als Alternative zur Stadtputzete das Saubermachen in Zweier-Teams. Eine Telefonkette will Ältere vor Isolation bewahren. Die erste Online-Bildungsreihe startet in Kürze.

11.04.2020

Von Cristina Priotto

Auf den Ausverkauf in der Nähwerkstatt Ende Februar folgt in Kürze die Reaktivierung: Die Stadt übernimmt die Räume in der Brühlstraße und will ein Projekt zum Nähen von Mund- und Nasenabdeckungen in Kooperation mit „Frau Wolle“ etablieren. Bild: Cristina Priotto

Auf den Ausverkauf in der Nähwerkstatt Ende Februar folgt in Kürze die Reaktivierung: Die Stadt übernimmt die Räume in der Brühlstraße und will ein Projekt zum Nähen von Mund- und Nasenabdeckungen in Kooperation mit „Frau Wolle“ etablieren. Bild: Cristina Priotto

Bei der ersten Online-Videokonferenz mit Pressegespräch berichteten Aktive des Lenkungskreises Engagementstrategie und einige Teilnehmer der Ideen-Onlinewerkstatt am Donnerstag über digital diskutierte Projekte.

Von der Corona-Pandemie geprägt war nicht nur die Verlagerung der Gesprächsrunde vor Bildschirme anstatt eines Treffens von Angesicht zu Angesicht, sondern auch das neueste Vorhaben: Die Stadt Sulz möchte eine Produktionswerkstatt für Mund- und Nasenabdeckungen als Gemeinwohlprojekt etablieren, und zwar in den Räumen der Ende Februar geschlossenen und weitgehend leergeräumten Nähwerkstatt. Hans-Ulrich Händel, städtischer Beauftrager für Bürgerengagement und Bürgerbeteiligung, erklärte per Videoschalte, die Räume sollen voraussichtlich ab dem heutigen Samstag von der Stadt gemietet werden. Angedacht ist, in Kooperation mit „Frau Wolle“ aus Mühlheim von dort die Baumwollstoffe zu beziehen und diese in der reaktivierten Nähwerkstatt von Ehrenamtlichen nähen zu lassen. Die vorhandenen, abverkauften Stoffe, hätten sich für die Maskenproduktion nicht geeignet, teilte Händel mit. „Es soll ein Mehrwertprojekt werden“, erklärte Hans-Ulrich Händel. Offen ist, zu welchem Preis und an wen die Masken abgegeben werden.

Als weitere Initiative, die aus einer coronabedingten Absage erwachsen ist, stellte Barbara Hägele vom „Netzwerk Streuobst und nachhaltiges Sulz“ einen Ersatz für die abgesagte Landschaftsputzete „Sulz putz(t) munter“ vor. „Der Termin war bisher immer nur einmal im Jahr, aber so etwas sollte das ganze Jahr für alle Bürger ein Thema sein“, sagte Hägele. Bezüglich des Ablaufs ist vorgesehen, dass die Stadt für einen Zeitraum von vier Wochen einen Container mit Tüten, Greifern und Handschuhen bereitstellt. In Zweier-Teams sollen die Bürger sich ein bestimmtes Quartier, einige Straßen oder einen Platz vornehmen und dort saubermachen. „Das Ziel ist es, das Stadtbild von Sulz aufzupolieren“, erklärte die Initiatorin. Helmut Pfister vom Lenkungskreis möchte die Aktion auch auf die Ortsteile ausweiten.

„Streusel“-Telefon für Dialog

Stadtjugendpflegerin Gertrud Teller ist es wichtig, über den digitalen Austausch bei virtuellen Treffen nicht die Fäden zu Projekten zu verlieren, die vor der Corona-Pandemie begonnen haben. Das neue „Streusel“-Telefon nahmen in der ersten Woche bislang drei Kinder in Anspruch. „Es waren sehr nette Gespräche“, berichtete Teller zufrieden. Themen seien aber weniger persönliche Sorgen, sondern der Alltag gewesen.

Über die Nutzung dieses neuen Angebots speziell für Grundschüler freute sich auch dessen Mitinitiator Frank Börnard: „Wir möchten weiter erreichbar sein auf verschiedenen Kanälen“, betonte der städtische Social-Media-Stratege. Wichtig sei der Stadtverwaltung aber nicht nur, mit denen in Dialog zu sein, die eine Stimme haben, sondern auch mit denen, die keine haben, erklärte Börnard.

Hier knüpft die Idee von Silvia Gmelin vom Inklusionsprojekt GIEB an: Um Menschen mit wenigen Kontaktmöglichkeiten ein Gemeinschaftsgefühl zu vermitteln und sozialer Isolation vorzubeugen, soll eine Telefonkette gestartet werden. „Wir wollen vor allem Senioren, Menschen in Behinderteneinrichtungen und Angehörige der Corona-Risikogruppe kontaktieren, die keinen direkten Kontakt mit ihren Familien pflegen können“, erklärte Gmelin. Das Prinzip funktioniert so, dass Ehrenamtliche aus einem noch zu definierenden Zirkel jeweils zwei bis vier Personen anrufen, die allein sind. Das Inklusionprojekt möchte dafür auf bekannte Kontakte zurückgreifen, etwa aus Hobbygruppen, die in der Freizeit etwas gemeinsam unternehmen. „Was wir jetzt anfangen, sollten wir später auch weiterführen“, hofft Silvia Gmelin, dass von dem aus der Not geborenen Projekt etwas Langfristiges entsteht.

Hans-Ulrich Händel schwebt eine Online-Beteiligungsmöglichkeit für Bürger unter dem Motto „Mut machen zum Mitmachen“ vor. Gerade Menschen mit Handicap und Zugewanderte sollen stärker in die Mitte der Gesellschaft rücken.

Darüber hinaus kündigte Händel eine Online-Bildungsreihe für Bürgerschaftliches Engagement in Zusammenarbeit mit Paul-Stefan Roß von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg an. „Wir wollen Möglichkeiten des Online-Lernens und -Austauschens testen“, teilte der Beauftragte für Bürgerbeteiligung mit. Das erste Seminar ist am 29. April geplant

Mit der ersten Online-Ideen-Werkstatt zeigten sich die Teilnehmer der einzelnen Projektgruppen sehr zufrieden. Birgit Stiehle stellte fest: „Es ist ganz wichtig, sich auszutauschen, denn die Ideen sind ja weiterhin da“.

Helmut Pfister bestätigte eine sehr gute Zusammenarbeit in Teams auch bei Videokonferenzen. „Vor allem für ältere Menschen wie mich, die nicht so viel rausgehen sollten, ist es sehr gut, solchen Sichtkontakt zu haben und nahe am Geschehen zu sein“.

Weiteren Videokonferenzen des Lenkungskreises Engagementstrategie dürfte also nichts im Wege stehen.