Ehrfurcht schwindet

07.11.2016

Von GEROLD KNEHR

Autorenfoto Foto: Könneke Volkmar

Autorenfoto Foto: Könneke Volkmar

Julian Nagelsmann, der jüngste Trainer der Fußball-Bundesliga, hat spätestens mit dem 1:1 seiner TSG 1899 Hoffenheim beim FC Bayern München seine Reifeprüfung bestanden. Nicht wie zu Beginn des Bundesliga-Abenteuers vor acht Jahren mit Sturm und Drang, sondern mit Kopf und Cleverness trieben die gut gestaffelten und exzellent eingestellten Badener den Rekordmeister zur Weißglut.

Nach dem 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt ist Hoffenheim der dritte Bundesligist, der dem Branchenführer in dieser Saison Punkte abluchste. Die Münchner Spieler haben noch nicht realisiert, dass ihnen die Konkurrenz auf die Pelle gerückt ist. Ansonsten wären sie nicht mit einer derart (nach-)lässigen Einstellung in dieses Spiel gegangen. Aber auch Trainer Carlo Ancelotti hat die Erwartungen bislang nicht erfüllt. Beliebig rotieren, wie er es jetzt wieder tat – das kann er zumindest gegen die Spitzenteams der Liga nicht. Die höchste deutsche Spielklasse ist an der Spitze viel spannender als gedacht. Leipzig hat mit den Bayern gleichgezogen, und mit Borussia Dortmund lauert der nächste Klub darauf, die Bayern stolpern zu lassen. Die Ehrfurcht vor dem Rekordmeister schwindet.

Spannung oben, Langeweile unten. Mit dem FC Ingolstadt und dem beklagenswerten Hamburger SV sind zwei Klubs bereits weit abgeschlagen. Doch die Saison ist noch lange.