Bodybuilding

Ein Amateur-Titel mehr als Arnie

Der Horber Alexej Kauz ist auch im Jahr 2017 „Mister Universe“ der Amateurklasse. Zudem räumte der 39-Jährige erstmals auf Profi-Ebene ab.

07.12.2017

Von Maik Wilke

Alexej Kauz (Zweiter von links) posiert neben seiner Siegertrophäe. Der Horber gewann zum zweiten Mal die Wahl zum „Mister Universe“. Privatbilder

Alexej Kauz (Zweiter von links) posiert neben seiner Siegertrophäe. Der Horber gewann zum zweiten Mal die Wahl zum „Mister Universe“. Privatbilder

Das ist seit der ersten Wahl dieser Art im Jahr 1947 noch keinem Athleten gelungen – noch nicht einmal Arnold Schwarzenegger: die Titelverteidigung als „Mister Universe“ in der Amateurklasse. Der Horber Alexej Kauz hat dieses Kunststück geschafft. Nach 2016 war der 39-Jährige im höchsten Amateur-Wettkampf im Bodybuilding auch in diesem November nicht zu schlagen.

Gut, „Arnie“ war nach seinem Titelgewinn 1967 gleich in die Profiklasse aufgestiegen, hat dort in den folgenden drei Jahren ebenfalls triumphiert. „Aber es ist trotzdem ein tolles Gefühl zu wissen, dass das, was ich erreicht habe, noch keinem anderen gelungen ist“, sagt Alexej Kauz. Für den 39-Jährigen ist das ein geglückter Abschluss seiner aktiven Karriere. Schon im Dezember 2016 hatte Kauz im Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE angekündigt, kürzer treten zu wollen. „Die Jungs auf der Bühne sind meistens zehn Jahre jünger als ich. Da wird’s künftig schwerer, mitzuhalten“, sagte Kauz. Nun, nach einem weiteren erfolgreichen Jahr, sei für ihn wirklich die Zeit gekommen, von der Bodybuilding-Bühne zu gehen.

Zumal der auf dem Hohenberg wohnende Horber 2017 viel erlebt hat. Nach seinem ersten „Mister-Universe“-Titel haben sich viele Wettkampfveranstalter bei Alexej Kauz gemeldet und ihn auf die Profi-Bühnen gelockt. „Diese Erfahrung wollte ich mitnehmen und habe mich zusammen mit meiner Frau entschieden, noch ein Jahr dranzuhängen“, erklärt der Industriemechaniker. Auftritte unter anderem in Kuwait und den USA wären möglich gewesen, entschieden hat sich Kauz für ein Angebot aus China – wo er nicht nur gute Erfahrungen machte.

Der Sport sei dort populär, erzählt Kauz, teilweise sei man wie ein Star behandelt worden. Die Veranstalter haben ihm sogar ein Hotelzimmer im 60. Stock eines Wolkenkratzers organisiert und bezahlt. „Doch es waren viele Kleinigkeiten, die die Vorbereitung auf den Wettkampf erschwerten“, sagt der Horber, der deshalb etwas enttäuscht vom Profi-Bereich des Bodybuildings zurückreiste. Denn zwar sei die Wettkampfhalle in Zhengzhou riesig gewesen, doch für die Athleten gab es keinen separaten Backstagebereich, in dem sie sich umziehen und vorbereiten konnten. „Wir standen in einem Flur, und natürlich liefen ständig Besucher an uns vorbei“, sagt Kauz. „Fast jeder wollte ein Foto machen. Am Anfang macht man ja gerne mit und posiert ein wenig, aber irgendwann möchte man sich eben konzentrieren.“ Einen Spiegel gab es in der gesamten Halle nicht. Für einen Wettkampf, bei dem die Optik entscheidet, nicht wirklich professionell.

Zudem sei ihm im Vertrag mit dem Veranstalter verboten worden, eine bestimmte, dunkle Farbe, die den Muskeln Tiefe verleiht und sie besser wirken lässt, aufzutragen. So wählte Kauz einen helleren Teint – die Konkurrenten trotz Verbot den dunkleren. „Da war nichts klar abgesprochen, und weil keiner Englisch konnte, konnte ich es vor Ort auch nicht mehr abklären“, sagt der 105-Kilogramm schwere Horber. Die Veranstalter hatten zwar zwei junge Frauen als Übersetzerinnen organisiert, diese kannten sich jedoch kein bisschen mit dem Sport aus und waren schnell überfordert.

Die andere Seite der Bühne

Für Kauz sprang am Ende ein enttäuschender sechster Platz heraus. Dabei landete auf dem zweiten Rang ein Bodybuilder, den Horbs „Mister Universe“ bereits mehrmals auf europäischer Bühne geschlagen hatte. Das ist auch deshalb ärgerlich, weil es nicht nur um Prestige ging, sondern um insgesamt 200 000 Euro Preisgeld, die in China ausgeschüttet wurden.

Weil der 39-Jährige für Reisen außerhalb Europas selbst die Flüge zahlen muss, hat sich Kauz entschieden, weitere Profi-Wettkämpfe nur in Europa zu bestreiten. Mit Erfolg: In Lettland, Litauen, Norwegen und Belgien holte er sich in den vergangenen Wochen den Gesamtsieg, ebenso bei der Internationalen Deutschen Meisterschaft in Magdeburg. Letzterer war bereits sein vierter, was ihn zum Rekordhalter macht. Der passende Moment, um von der einen auf die andere Seite der Bühne zu wechseln.

Im Sommer hat Kauz seine Prüfung zum Kampfrichter bestanden. „Bei den süddeutschen Meisterschaften im Mai werde ich wohl zum ersten Mal Athleten bewerten und nicht mehr selbst auf der Bühne stehen.“ Als Trainer wird „Mister Universe“ erst einmal nicht agieren, obwohl einige Angebote aus ganz Europa vorliegen. „Das mache ich nur mit einem Athleten, der schon etwas erreicht hat und den Sport ernst nimmt“, sagt Alexej Kauz. Ansonsten steht für den zweifachen Vater nach vielen Wettkämpfen in den vergangenen Wochen die Familie im Vordergrund – und das langfristig: „Ich möchte nicht in fünf Jahren erkennen, dass ich die Zeit mit meinen Kindern verpasst habe.“