Basketball

Ein Berliner inmitten des alljährlichen Wahnsinns

In den USA kämpfen momentan die Teams der Universitäten um die nationale Krone. Dabei spielt ein 20-Jähriger aus Deutschland eine große Rolle.

21.03.2018

Von CHRISTIAN KERN

Moritz Wagner (r.) spielt bereits seit vier Jahren Basketball an der University of Michigan. Im Herbst will er in die NBA wechseln. Foto: afp

Moritz Wagner (r.) spielt bereits seit vier Jahren Basketball an der University of Michigan. Im Herbst will er in die NBA wechseln. Foto: afp

Als die Schlusssirene ertönte, fielen die Spieler der University of Maryland wie kleine Kinder übereinander her. Freudentränen liefen über die Gesichter der Studenten. Für die jungen Männer war es das traumhafte Ende einer märchenhaften Geschichte: Noch im November hatten sie Spiel um Spiel gegen unterklassige Teams verloren und nun, knapp fünf Monate später, feierten sie einen historischen Sieg gegen das Virginia College, eine der renommiertesten Universitäten in den USA.

Es sind Geschichten wie diese, die die Amerikaner so an dem Basketball-Turnier der National Collegiate Athletic Association (NCAA) faszinieren. Und so hat das alljährlich im März stattfindende Turnier der 64 besten Universitäts-Mannschaften in den USA einen ganz besonderen Namen bekommen: ,,March Madness“, zu Deutsch: Wahnsinn des März.

Ungebremste Beigeisterung

Dabei ist der Name nicht nur auf dem Parkett Programm: Mehr als 20 Millionen US-Bürger sahen im vergangenen Jahr das Finale des Turniers im Fernsehen. Daneben waren mehr als 150 000 Zuschauer an den Finaltagen live vor Ort.

Damit kann das Turnier es in Sache Einschaltquoten locker mit der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA aufnehmen – und das mit einem deutlich schlechterem spielerischen Niveau. Der Grund dafür sind die zahlreichen Traditionen, die rund um das Turnier kreiert wurden.

So versuchen sich Millionen US-Bürger an der (fast) unmöglichen Aufgabe des „perfect bracets“, dem fehlerfreien Voraussagen des Turnierverlaufs. Andere nutzen das Turnier, um sich mit Jugendfreunden zu treffen.

Da ist es kaum verwunderlich, dass sich das Spektakel zu einem lukrativen Geschäft entwickelt hat: Mehr als drei Milliarden Dollar Umsatz machten amerikanische Wettbüros während der letzten „March Madness“. Ganze 8,8 Milliarden Dollar lässt sich die NCAA künftig von US-Medienkonzernen für die Übertragungsrechte bezahlen.

Die Hauptdarsteller des Events, die Spieler, sehen davon keinen einzigen Dollar. Sie sind vom Verband dazu verpflichtet, kein Geld für ihre Leistungen anzunehmen. Dennoch ist auch für sie die „March Madness“ ungemein wichtig, da die Scouts der NBA-Teams die Leistung der Nachwuchsathleten während dem Turnier genau unter die Lupe nehmen.

Wagner im Visier

In diesem Jahr werden die Talentsucher dabei wohl einen Spieler ganz genau im Auge haben: den Berliner Moritz Wagner. Der 20-Jährige aus der Talentschmiede von Alba Berlin entschloss sich vor knapp vier Jahren, ein Stipendium an der University of Michigan anzunehmen. Dort entwickelte sich der Power Forward prächtig und gilt momentan als bester Spieler in seiner Mannschaft. Nun soll Wagner zusammen mit seinen Teamkollegen für den ersten nationalen Titel der Universität seit 1989 sorgen. Für den Berliner ist das Turnier etwas ganz Besonderes: „Es ist pure Faszination und die Leute lieben es. Früher habe ich es selber angeschaut“, so der 2,11-Hüne.

Die ersten beiden Runden in dem Turnier haben Wagner und Co. bereits überstanden und stehen ab morgen im Achtelfinale. Damit sind es nur noch zwei Spiele bis zum großen Final Four in San Antonio im US-Bundesstaat Texas. Auf das Team der University of Maryland kann Michigan dort übrigens nicht mehr treffen. Die Truppe von der Ostküste der USA schied nach ihrem Sensations-Coup in Runde eins gegen Virginia im nächsten Spiel aus. Trotzdem werden sie und ihr Triumph in David-gegen-Goliath-Manier wohl noch lange den amerikanischen Sportfans in Erinnerung bleiben.