Fasnet

Ein Ei für den Bürgermeister

54 Gruppen nahmen am zweistündigen Umzug am Samstag in Hailfingen teil. Rund 2500 Hästräger liefen durch den Flecken und unterhielten mit ihren Faxen tausende von Schaulustigen.

22.01.2017

Von Ifigenia Stogios

Schon vor dem Ortseingang waren zig Autos notdürftig links und rechts am Straßenrand geparkt. Die Ortsdurchfahrt war gesperrt. Wer sich davon nicht entmutigen ließ und den Umleitungsschildern durchs Wohngebiet links der Oberen Torstraße folgte, stieß auf ein kleines Verkehrschaos, in dem sich die Suche nach einem Parkplatz nicht einfach gestaltete. Auch zwei Reisebusse aus Reutlingen und Calw trugen zu den fast städtischen Bedingungen im kleinen Hailfingen bei.

Um Viertel nach zwei eröffnete Die Lumpenkapelle Hailfingen den Umzug. Zunftmeister Martin Breining freute sich am guten Wetter. Kein Wunder, er sei schließlich sei er das ganze Jahr anständig gewesen. Auch Thomas Weigel beanspruchte das gute Wetter für sich: „Ich habe es aus der Kernstadt mitgebracht“, sagte er. Der Erste Bürgermeister war in wildem Faschingslook unterwegs und mit seiner blonden Perücke und Hippie-Sonnenbrille kaum zu erkennen. Weigels rote Fliege und sein weißer Frack stachen besonders hervor.

Die ersten Hexen kamen ins Bild: die Hailfinger Gayrahexa. Die mussten sich erstmal aufwärmen und brauchten etwas länger für ihre Pyramide. Die Hailfinger Schnattergänse sorgten sie Bewunderung. „Ihr seht aber schön aus“, bewunderte sie Ortsvorsteherin Sabine Kircher im Piratenkostüm. Eine Gans lief zum Zunftwagen und gab Weigel ein Ei. „Ist es ein richtiges?“, fragte er sich. Darauf der Zunftmeister: „Es ist ein selbst gelegtes“.

Die Dettinger Hexen ließen kaum jemanden in Ruhe. Mal warfen sie den Zuschauern Konfetti ins Gesicht, mal zogen sie ihnen die Mützen ab. Die Lichdaberg Hexa aus Ammerbuch zeigten sich von ihrer sauberen Seiten und kehrten den Boden so wild, dass sie mit ihren Holzbesen sogar über die Füße des Publikums strichen. Frech schlugen die Wurmlinger Hexen mit ihren Fächern den Zuschauen auf den Hintern. Wieder andere beschmierten Gesichter mit Farbe. Stinkender Rauch breitete sich aus.

Die Weiler Burghexen warfen eine junge Frau in eine mit Stroh gefüllte Wanne. „Schicke Badewanne“, rief ein Junge aus dem Publikum und lachte. Doch nicht alle Hästräger machten Unsinn. Eine Frau in einem Schafskostüm wollte ein Zeichen setzen und trug ein Schild mit der Aufschrift „Rassismus gefährdet die geistige und emotionale Entwicklung Ihrer Kinder“.

Die Vollmaringer Weiherhexen zogen mit ihren imposanten Masken viele Blicke auf sich: Sie haben einen Fisch im Mund. Die Besucher bekamen in Hailfingen außer Schokolade und Bonbons auch Salziges. Die Bondorfer Beerteverköckler trugen Schürze und Kopftuch und verteilten Hefegebäck mit Speck. Eine „Beerte“ ist ein flacher Hefeteig, und „verköckle“ heißt, unterwegs etwas verlieren.

Einen besonderen Dank richtete Zunftmeister Breining an die Narrenfreunde Seebronn, da sie beim Abkassieren des Umzugs halfen. Er sprach von einem engen Zusammenhalt der zwei Zünfte.

Für große Begeisterung sorgten die Bierlinger „Läufer“ mit ihren langen Leitern, die sie brauchen, um den Mond einzufangen. Die Bierlinger Zunft heißt nicht umsonst Moofanger. Im Umzug machten die Läufer eine ganz große Show: Eine Gruppe hielt die Leiter senkrecht, ein Läufer kletterte hinauf. Die Eulentaler Hexen, ebenfalls aus Bierlingen, verkörpern Eulen und Hexen zugleich und sind Waldkreaturen. Am Samstag in Hailfingen suchten sie sich einzelne Zuschauer aus und wälzten sich mit ihnen auf dem Boden.

Der kurzweilige Umzug währte über zwei Stunden. Danach ging die Party auf den Straßen Hailfingens weiter.

Einer Ammerhexe aus Poltringen war die winterliche Landluft zu sauber. Sie sorgte für reichlich stinkenden Qualm.Bilder: Stogios

Einer Ammerhexe aus Poltringen war die winterliche Landluft zu sauber. Sie sorgte für reichlich stinkenden Qualm.Bilder: Stogios