Nacktfahren macht müden Versicherungsfuzzi munter – den Zuschauer nur in Maßen.

Ein Freund von mir

Nacktfahren macht müden Versicherungsfuzzi munter – den Zuschauer nur in Maßen.

24.11.2015

Ein Freund von mir

Sieben Jahre nach seinem starken Debüt „Absolute Giganten? legt Regisseur Sebastian Schipper seinen zweiten Kinofilm vor. Rein äußerlich geht es wieder um Bubenfreundschaft, Autos und die Sehnsucht nach Mädchen. Begleitete „Giganten? jedoch das allmähliche Auseinanderbrechen einer verschworenen Clique, zeigt „Ein Freund von mir?, wie sich zwei grundverschiedene junge Männer näher kommen.

Karl (Daniel Brühl) ist Führungskraft einer Versicherung, ansonsten jedoch verdruckst, lethargisch und sehr einsam. Hans (Jürgen Vogel) ist ein notorischer Zappelphilipp, trotz prekärer Lebenslage penetrant gut gelaunt und ein Schwätzer vor dem Herrn. Die beiden treffen sich bei einer Autovermietung; der eine als Undercover-Kundschafter seiner Firma, der andere als Gelegenheitsjobber. Nun könnte die Handlung munter losröhren, doch Schipper legt lieber eine Vollbremsung hin. Wohl gibt es ein paar coole Sprüche aus dem Munde Vogels und unnötigen Klamauk wie die Nacktfahrt im Porsche. Im großen Ganzen räsoniert der Film jedoch ruhig, beinahe unterkühlt darüber, ob und wie eine Freundschaft über soziale und mentale Abgründe hinweg funktionieren kann.

Die Bilder, mit denen Schipper und sein Kameramann Oliver Bokelberg das bewerkstelligen, sind großartig; von den Darstellern lässt sich das leider nicht sagen. Letztlich reißen Vogel und Brühl nur ihre sattsam bekannten Rollen-Stereotype vom Typ Edelproll und Schwiegersohn herunter. Da schafft Sabine Timoteo als Mädel zwischen den Buben in wenigen Auftritten mehr Charakter an als die Stars im ganzen Film.