Ein Hologramm für den König

Ein Hologramm für den König

Tom Hanks spielt in der Bestseller-Verfilmung einen angeschlagenen Geschäftsmann, der in Saudi-Arabien seine letzte Chance wittert.

01.03.2016

Von Dorothee Hermann

Alan Clay (Tom Hanks) ist unübersehbar Amerikaner. Schon im Flugzeug nach Saudi-Arabien sticht er in seinem vermeintlich neutralen blauen Anzug stark gegen die hitzetauglichen langen Gewänder seiner Mitreisenden ab. Von diesem kleinen Mummenschanz abgesehen, stellt Regisseur Tom Tykwer („Cloud Atlas“) die westliche Bilderordnung fortan weniger plakativ infrage.

In der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Dave Eggers schickt er seinen mittelalten Protagonisten nicht in den vielfach beschworenen Aufeinanderprall der Kulturen, sondern in immer neue, scheinbar leere Räume, die sich gegen die bekannte Inbesitznahme sperren.

So könnte der schnurgerade Highway durch die Wüste Schauplatz für ein Roadmovie in Wim-Wenders-Manier werden. Doch nur ein einsames Auto schlingert tagaus, tagein über die leere Piste. Es ist unübersehbar ein amerikanisches Fabrikat, auf einer Mission ins Nirgendwo. Drinnen sitzt Alan mit dem einheimischen Fahrer Yousef (Alexander Black) – tagein, tagaus auf dem Weg zum nächsten Frust: Denn der saudische König, dem er eine hypermoderne Kommunikationstechnologie verkaufen will, lässt sich jedes Mal entschuldigen.

Alan ist einer der Typen, die ihre Firma geschrottet haben, eine amerikanische Fahrrad-Marke von Weltruf. Seither ist er selbst einer der Überflüssigen, die der derzeitige Kapitalismus so vielfach produziert. Alan hat dessen Prinzipien so verinnerlicht, dass er versucht, um jeden Preis weiterhin frisches Geld zu generieren. Seine Frau ist ihm ebenso abhanden gekommen wie sein Haus, aber wenigstens die Studiengebühren seiner geliebten Tochter Kit will er noch aufbringen. Dafür lässt er sich von Typen, die halb so alt sind wie er, hinhalten oder von der eleganten Sekretärin Maha vertrösten, die es perfekt versteht, Höflichkeit mit Herablassung zu verbinden.

Im erzwungenen Stillstand rebelliert zumindest Alans Körper. Auf seinem Rücken bildet sich eine beunruhigende Beule. Doch als Prototyp für eine Weltmacht, die im Rückzug begriffen ist, macht er gar keine schlechte Figur.

Ein US-Geschäftsmann in der Wüste, der Extremform des erzwungenen Stillstands.