Dokumentarfilm

Ein Kämpfer für die Energiewende

Der Regisseur und Produzent Carl-A. Fechner war am Mittwoch mit seinem neuen Werk „Climate Warriors“ im Reutlinger Kamino.

21.02.2019

Von Matthias Reichert

Ein Kämpfer für die Energiewende

Climate Warriors, Klima-Krieger, zeigt das neue Werk des Dokumentarfilmers Carl-A. Fechner. Der martialische Titel steht für eine weltweite Bewegung für Klimaschutz. Am Mittwoch hat Fechner seinen Film im Reutlinger Kamino vorgestellt und mit dem Publikum über die Energiewende diskutiert.

„Wir haben erkannt, dass solche Filme gebraucht werden“, sagt der 65-Jährige. Er hatte sich nach dem Abitur als Zeitsoldat verdingt. Doch nach der Geburt seiner Tochter „wollte ich nicht mehr mit Waffen für den Frieden kämpfen“, sagt er im Film. Seit 30 Jahren ist er nun Dokumentarfilmer über Friedens- und Umweltthemen.

Sein erster Kinofilm „Die 4. Revolution“ über die Energiewende lief in 40 Ländern und erreichte über zehn Millionen Zuschauer. Nun arbeitet sich Fechner an US-Präsident Trump ab, dessen öligen Zitaten er Aussagen von Aktivisten gegenüberstellt: Ein junger Mexikaner, eine asthmakranke Studentin, eine Klimakämpferin im Superwoman-Outfit. Fechner schimpft aus dem Off auf die ältere „Generation der Gier“, kritisiert die Öl- und Kohleindustrie. Dazu Bilder von Kraftwerken, verschmutzten Flüssen und Seen. „Ich bin ein Kämpfer“, sagt Fechner dem TAGBLATT. Und er wolle die Menschen in eine emotionale Stimmung versetzen, um am großen Ziel mitzuarbeiten. Er manipuliere dabei aber nicht. „Wir sind an das Journalistengesetz gebunden. Jedes Wort ist wahr – das ist kein Meinungsfilm.“

„Climate Warriors“ ist ein starkes Signal für einen dringend notwendigen Bewusstseinswandel. Nicht zuletzt Schüler sind deshalb offenbar von Fechners neuem Film sehr angetan. Auch im Kamino waren viele jüngere Zuschauer. „Power to Change“ hieß 2016 Fechners Film über die „Energie-Rebellion“, aus dem er Auszüge wiederverwendet. In „Die 4. Revolution“ kam 2010 der verstorbene Träger des Alternativen Nobelpreises, Hermann Scheer, zu Wort. Mit „Climate Warriors“, an dem der Regisseur und Produzent vier Jahre gearbeitet hat, wolle er nun Möglichkeiten für Klimaschutz aufzeigen – technisch und zivilgesellschaftlich. Denn: „Wir müssen uns bewegen.“

Fechner inszeniert sich freilich auch ein bisschen selbst. Im Film sieht man ihn an den Schauplätzen joggen und hört ihn dazu kluge Fragen stellen. Oder er erzählt, wie seine Familie die vormaligen Flugreisen durch die USA der Umwelt zuliebe aufgeben hat.

Der 65-Jährige lebt mit Frau und zwei Kindern am Bodensee in einem Solarhaus und fährt ein Elektroauto. Er könne sich auch vorstellen, Chef einer Solarfirma zu sein oder nachhaltig Lebensmittel herzustellen, sagt er dem TAGBLATT. Ein Kritiker fand, der Film trage ein wenig dick auf. „Wir haben Lob und Tadel“, gibt der Regisseur zu. Die Mehrheit der Zuschauer sei aber begeistert. Kritik komme von Atomindustrie und Automobilbranche, die den Film für einen Kampagnenfilm halten würden.

Doch die Fakten sprechen für sich – etwa wenn der Film die Irrsinns-Subventionen für fossile Energien anführt. In diesen populistischen Zeiten, in denen der US-Präsident allen Ernstes den Klimawandel leugnet, sind solche Filme als Gegenpol dringend nötig.

„Climate Warriors“ läuft auch in den USA und in Japan. Fechner hat Termine in 50 Städten. Er will die Gesellschaft verändern. Im Film wird das Revolution genannt, man sieht Demozüge und hört kämpferische Reden. Es sei noch nicht zu spät, ist der Dokumentarfilmer überzeugt. „Aber wir stehen an einem Wendepunkt. Jetzt müssen die Weichen gestellt werden.“ Bücher und Filme könnten beitragen, dass Menschen ihr Bewusstsein ändern: „Empowerment nennt man das.“

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Erstellt:
21.02.2019, 18:17 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 41sec
zuletzt aktualisiert: 21.02.2019, 18:17 Uhr

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