Ein Mann wird zum Huhn

So viele Menschen wie bei der Geburtstagsfeier mit dem folgenreichen Zaubertrick sind in diesem etwas bizarren Debüt selten auf einmal zu sehen. Der junge, ägyptische Regisseur Omar El Zohairy bevorzugt dystopische Szenen, in denen sich einzelne Menschen beinahe verlieren oder Interieurs mit wenigen Figuren.

Im Schatten eines ausgedehnten, abgewrackten Fabrikareals, das mit Riesengetöse ab und zu doch wieder in Betrieb geht, lebt eine Frau mit ihren drei Söhnen und ihrem Mann. Der Jüngste ist noch ein Baby. Mit gelegentlichem Weinen erinnert er daran, welches die wirklich wichtigen Bedürfnisse sind, schafft es aber auch, mit großen Kulleraugen souverän in die Kamera zu blicken.

Unglaublich entbehrungsfähig und meist stumm hält die Frau die Familie zusammen. Ihr gelingt es sogar, die armselige Wohnung mit den nackten Betonwänden für den Geburtstag ihres Ältesten festlich zu schmücken. Der autoritäre Mann verschwendet seinen Lohn hingegen für nutzlosen Kitsch wie einen Tischspringbrunnen.

Die Attraktion der Geburtstagsfeier ist ein Zauberkünstler, der bei einer Spezialnummer den Vater in ein Huhn verwandelt. Als der zweite Teil des Tricks nicht funktioniert, stiebt die Festgesellschaft panisch auseinander.

Zurück bleibt die Frau mit ihren Kindern, ohne Job, mit immer drückenderen Mietrückständen und dem Federvieh. Zunächst sind alle etwas gehemmt durch die Anwesenheit des Huhns, das ja womöglich eine Art Rest-Emanation des Vaters sein könnte.

Was die Frau (und ihre Kinder) erleben, als sie schließlich aus dem Schatten des Haustyrannen heraustreten, ergibt auch ein ätzendes Bild der aktuellen ägyptischen Gesellschaft. Anders als die Männer, die ihren Weg kreuzen, erweist sich die Frau als ideenreich und erstaunlich tough. (Arsenal, heute, 18 Uhr, sowie Di, 20 Uhr. Englische Untertitel)