Schülertheater

Ein Nacktfoto verändert alles

In „Mädchen wie die“ wird einer Schülerin ein Nacktfoto zum Verhängnis. Provokanter und aktueller Stoff, den sich die Theater-AG des Wildermuth-Gymnasiums selbst ausgesucht hat. Heute Abend ist Premiere im Sudhaus.

24.11.2016

Von Clemens Hirschfeld

Alle Schauspieler/innen sind bei „Mädchen wie die“ immer auf der Bühne präsent. Die handelnde Akteure wechseln ständig.  Bild: Metz

Alle Schauspieler/innen sind bei „Mädchen wie die“ immer auf der Bühne präsent. Die handelnde Akteure wechseln ständig. Bild: Metz

Zwanzig Mädchen in Schuluniform laufen wild durcheinander. Sie werfen den Zuschauern zusammenhangslos Sätze entgegen. Dann rückt ein Mädchen, sie heißt Scarlett, ins Scheinwerferlicht. Plötzlich stürmen alle auf Scarlett ein, pöbeln sie an und beschimpfen sie. „Schlampe“ ist da noch eines der harmloseren Wörter.

Von der ersten Sekunde an wird der Zuschauer von Evan Placeys „Mädchen wie die“ gepackt. Das Stück, das 2016 mit den Jugendtheaterpreis von Baden-Württemberg ausgezeichnet wurde, haben sich die Schüler/innen der Theater-AG des Wildermuth-Gymnasiums selbst ausgesucht. Sie finden die Handlung könnte ebenso gut an ihrer Schule, in ihrem Freundeskreis passieren.

Mitten in der Geschichtsstunde wandern die Blicke der Schülerinnen der St. Helens-Schule auf ihre Smartphones. Ein Nacktfoto ist zu sehen. Das Foto ihrer Mitschülerin Scarlett wird umgehend weitergeleitet, geteilt und getwittert – innerhalb weniger Sekunden hat es die gesamte Schule gesehen. Anstatt mit Scarlett zu sprechen, werden Gerüchte über sie verbreitet: In der Inszenierung werden die Chatgespräche der anderen Mädchen auf die Bühnenleinwand projiziert. Die Angst, den eigenen Ruf zu ruinieren, lässt selbst ihre Freundinnen von Scarlett Abstand nehmen. Sie werfen ihr sogar vor, mit ihrem Verhalten alle Mädchen in Verruf zu bringen. Die Situation eskaliert als ein zweites Nacktfoto auftaucht. Doch diesmal ist ein Junge zu sehen – der allseits beliebte Russell. Die Tortur, die Scarlett hinter sich hat, steht Russell aber nicht bevor. Er ist der Auffassung: „Ein Schlüssel, der eine Menge Schlösser aufkriegt, ist ein richtig guter Schlüssel. Aber ein Schloss, das eine Menge Schlüssel öffnen können, ist ein echt beschissenes Schloss.“

Unterbrochen wird die lineare Handlung von Zeitsprüngen in die 20er, 40er, 60er und 80er Jahre, deren Sinn sich, erst am Ende des Stücks offenbaren soll. Die Tanzchoreographien haben die Schüler/innen selbst kreiert. Die Musik wurde von Schülern der Oberstufe komponiert.

Mit der Vorlage Placeys gingen die Theater-AG-Leiterin Dorothea Brakhage und die erst 17 Jährige Regisseurin Jasna Stürmer durchaus schöpferisch um. Viele Stellen des Stücks wurden gerafft und auf die Schülerinnen sowie einen Schüler der achten und neunten Klasse zugeschnitten. Durch die eigene Interpretation fühlt sich die Aufführung deshalb zu jeder Zeit authentisch an und gewährt den Zuschauern tiefe Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt junger Mädchen.

Dass alle, der meist erst 14-Jährigen Schauspieler/innen während der gesamten 70 Minuten auf der Bühne präsent sind, ist bemerkenswert. Zumal aktive und beobachtende Akteure ständig wechseln. Das erscheint auf den ersten Blick chaotisch, aber die Schülerregisseurin Jasna Stürmer hat die Teenager gut im Griff. Dafür haben alle lange und hart gearbeitet. Seit gut einem Jahr proben sie wöchentlich, auch in den Ferien.

Das Stück ist von Jugendlichen für Jugendliche, hat aber das Potenzial in seiner Direktheit manch Erwachsenen zu schockieren.

Spieltermine im Sudhaus – Kleiner Theatersaal: 24. und 25. November, jeweils um 20 Uhr.

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Erstellt:
24.11.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 28sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2016, 01:00 Uhr

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