Horb · Schule

Ein Podcast zum Pausenbrot

Drei Lehrer des Technischen Gymnasiums Horb starteten Ende März wegen der Schulschließungen ein beeindruckendes Audio-Projekt für ihre Schüler.

01.07.2020

Von Florian Dürr

Ein Podcast zum Pausenbrot

Eine Begrüßung wie morgens im Radio, im Hintergrund eine zackige Anfangsmelodie und dann heißt es: „Los geht es mit Pause n’ Brot – unserem Podcast von uns für euch!“ – wer Steffen Knobloch (34), Robin Abt (30) und Julian Hoyer (29) nicht als Lehrer des Technischen Gymnasiums Horb kennt, der könnte beim Hören einer Folge ihres Podcasts „Pause n’ Brot“ fast meinen, hier sind professionelle Medienmacher am Werk.

Ob auf „Spotify“, „Soundcloud“ oder „iTunes“ – der Podcast der drei Lehrer ist für ihre Schüler auf nahezu allen bekannten Musik-Streamingdiensten verfügbar. Kostenlos und jeden Montag pünktlich zur großen Pause, wenn die Schüler in ihr „Pause n’ Brot“ beißen, das in Form eines Sandwichs auch das Logo des Podcasts ziert.

Am 23. März, es war noch die Anfangsphase der Coronakrise in Deutschland, veröffentlichten die drei ihre erste Folge, mittlerweile sind schon insgesamt 13 Beiträge online. Die Idee eines eigenen Podcasts hat Knobloch, Abt und Hoyer schon immer gereizt, durch die Pandemie und die damit einhergehenden Schulschließungen war es an der Zeit, sie auch umzusetzen.

Zwischen zwölf und 33 Minuten

Denn über welches Medium lässt sich in Zeiten von Kontaktsperren die Nähe zu den Schülern besser herstellen, als über das, auf das die Jugendlichen in ihrer Freizeit ohnehin immer wieder zurückgreifen? Podcasts, so der Eindruck, scheinen bei den Schülern aktuell das Nonplusultra zu sein.

Diese Info ist auch an den drei Lehrern nicht vorbeigezogen: „Wir wollten mit den Schülern trotz der Schulschließungen in Kontakt bleiben“, begründet Steffen Knobloch und Julian Hoyer ergänzt: „Wir drei hatten auch privat immer schon viel Kontakt und dachten irgendwann: ‚Das, was wir hier schwätzen, wäre doch Stoff für einen Podcast‘.“

Inspiriert von erfolgreichen Formaten wie „Gemischtes Hack“ oder „Fest und Flauschig“ plaudern die Lehrer in den einzelnen Folgen über aktuelle Themen wie beispielsweise die „Black Lives Matter“-Bewegung oder „Urlaubsplanung in Zeiten von Corona“. Dabei versuchen sie, immer den Bezug zu ihren Schülern herzustellen, und das Ganze mit einer gewissen Ernsthaftigkeit zu versehen. „Wir müssen natürlich vorsichtig sein und können nicht einfach drauf lossprechen. Da wir drei Lehrer sind, sollten unsere Aussagen auch immer mit unserem Beruf vereinbar, also neutral sein“, sagt Julian Hoyer.

Eine Folge variiert bisher zwischen 12 und 33 Minuten – je nachdem wie stark die Lehrer gerade in Plauderlaune sind. Die Premieren-Folge hatte stolze 570 Zuhörer, mittlerweile haben sich die Aufrufe jedoch zwischen 100 und 200 eingependelt. Der Aufbau einer Folge orientiert sich immer an einer ähnlichen Struktur: Es gibt ein aktuelles Thema, ein kleines Spiel und Musiktipps, manchmal ist auch ein Gast eingeladen.

Unterschiedliche Schwerpunkte

Das Projekt bedeutet einen enormen Zeitaufwand: Durchschnittlich sechs bis sieben Stunden pro Woche nimmt die Produktion einer Folge in Anspruch. Über eine Stunde diskutieren die Lehrer meist, um ein passendes Thema für jeden zu finden. Die Fächer der drei Lehrer, und damit die Interessens-Schwerpunkte, könnten kaum unterschiedlicher sein: Knobloch unterrichtet Medientechnik und -gestaltung, Abt Mathe und Chemie und Hoyer Englisch, Geschichte und Gemeinschaftskunde.

Dazu kommen mehrere Stunden für den Schnitt. „Ohne Schneiden wäre es nicht möglich. Manchmal reden zwei gleichzeitig, ein anderes Mal ist eine zu lange Pause drin, was dann unnatürlich wirkt“, sagt Robin Abt. Zudem sitzen sie wegen der Corona-Beschränkungen jeweils bei sich zu Hause, sind über Videochat und Kopfhörer miteinander verbunden und nehmen separat ihre eigenen Passagen mit dem Smartphone auf – um die Audio-Verzerrungen bei der Online-Übertragung nicht mit aufzunehmen. Am Ende werden alle Aufnahmen mit Hilfe der Open-Source Schnitt-Software „Audacity“ zusammengeführt.

Für den immensen Arbeitsaufwand kommt einiges an positivem Feedback zurück, sogar von den Eltern der Schüler: „Als ich auf der Post in Horb war, hat sich eine Angestellte bedankt, dass wir den Podcast machen. So sei es ihrer Tochter in der Corona-Phase nicht langweilig geworden“, erzählt Steffen Knobloch. Aber auch die Schüler selbst zeigen großes Interesse und sind aktiv mit dabei: „Sie kommen uns auf dem Flur entgegen und sagen uns, über was wir in der nächsten Folge sprechen könnten oder stellen Fragen, die wir dann im Podcast besprechen“, berichtet Julian Hoyer.

Alle zwei Wochen eine neue Folge

Daher ist für die drei Lehrer auch klar, dass sie den Podcast weiterführen wollen – wenn auch in etwas abgespeckter Form: „Wir werden ab sofort unseren Podcast im zweiwöchigen Turnus euch kredenzen“, verraten sie in ihrer aktuellsten Folge vom vergangenen Montag. Der Grund: „Wir sind ziemlich im Stress. Schuljahresende-Stress, Korrektur-Stress.“

Und Stress können die Schüler montags beim Biss in ihr „Pause n’ Brot“ sicher nicht gebrauchen.

Robin Abt

Robin Abt

Julian Hoyer

Julian Hoyer

Steffen Knobloch

Steffen Knobloch

Was ist ein Podcast?

Laut Duden wird als Podcast eine „Reportage, (Radio)beitrag o. Ä., der als Audiodatei im MP3-Format im Internet zum Herunterladen oder Streamen angeboten wird“ bezeichnet. Das Wort „Podcast“ setzt sich aus „iPod“, der MP3-Player von Apple, und dem englischen Verb „to broadcast“ (auf Deutsch: senden) zusammen.

Wenn es nach Knobloch, Abt und Hoyer geht, ist zur Umsetzung eines Podcasts ausschließlich das Smartphone zur Aufnahme der eigenen Stimme, Kopfhörer, um die Gesprächspartner zu hören, und die kostenlose Audioschnitt-Software „Audacity“, um die einzelnen Aufnahmen zusammenzuführen, nötig. Die Veröffentlichung auf der Streaming-Plattform „Spotify“ sei kostenlos.

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Erstellt:
01.07.2020, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 41sec
zuletzt aktualisiert: 01.07.2020, 06:00 Uhr

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