Immobilien

Familie Mühleck verkauft Häuser

Der Ex-Ortsvorsteher von Renfrizhausen inseriert Wohngebäude und Forsthaus. Das Volksbank-Gelände hat offenbar auch den Besitzer gewechselt. Von Cristina Priotto

09.11.2018

Von Cristina Priotto

Bei der „Königskinder Immobilien GmbH“ aus Stuttgatt stehen dieImmobilien der Mühlecks zum Verkauf. Screenshot: Cristina Priotto

Bei der „Königskinder Immobilien GmbH“ aus Stuttgatt stehen die Immobilien der Mühlecks zum Verkauf. Screenshot: Cristina Priotto

Die „Königskinder Immobilien GmbH“ mit Sitz in der Stuttgarter Königstraße bietet derzeit ein besonderes Gebäude an: Die Immobilienagentur hat nach Recherchen der SÜDWEST PRESSE unter der Objekt-ID „LDW1.DS.2734“ das Wohnhaus von Klaus-Peter und Concordia Mühleck und das Forsthaus in der Renfrizhauser Herrenstraße im Angebot – für 850000 Euro.

Die Agentur aus der Landeshauptstadt bewirbt die Gebäude mit 48 Fotos. Was beim Durchklicken auffällt: Die 15 Zimmer, davon zehn Schlaf- und fünf Badezimmer, mit einer Gesamtwohnfläche von 415 Quadratmetern, sind bis auf die Möbel praktisch leergeräumt. Auf einigen Bildern sind Umzugskartons zu sehen. Verfüg- und beziehbar ist die 2006 erbaute Immobilie laut der Agentur „ab sofort“. Das bedeutet: Die Besitzer wohnen nicht mehr dort und sind, nach dem Unmut um den Kauf des Volksbank-Geländes (siehe Info), weggezogen.

Haus ist „sofort beziehbar“

Das „besondere Wohnangebot“, wie es „Königskinder“ formuliert, umfasst das bisherige Wohnhaus mit der 210 Quadratmeter großen Wohnung der Familie des ehemaligen Renfrizhauser Ortsvorstehers plus eine Einliegerwohnung mit „exklusiver und weit über der Norm liegender Ausstattung“, wie es in dem Inserat heißt.

Dazu kommt der vor 1900 erbaute Anbau mit Gewölbekeller, Büroräumen und einem ausbaufähigen Dachraum. „Alternativ könnten aber auch ein Abriss und eine Neubebauung infrage kommen“, regt die Stuttgarter Agentur in der Objektbeschreibung an.

Ebenfalls neue Besitzer gesucht werden durch die „Königskinder GmbH“ für das direkt daneben freistehende Drei-Familien-Forsthaus von 1972, das Ende der 1990er- und Anfang der 2000er-Jahre in drei Ferienwohnungen umgewandelt wurde. Das Gebäude wird komplett möbliert angeboten und kann „sofort bezogen oder vermietet werden“. Die Immobilienagentur empfiehlt die Weitervermietung und verweist auf die „sehr große Nachfrage nach Wohnraum“. Die Homepage für das „Forsthaus Mühleck“ ist abgeschaltet, auf anderen Portalen fiden sich indes noch Verweise.

Zu den beiden freistehenden Gebäuden hinzu kommt das rund 7000 Quadratmeter große Weide- und Wiesengrundstück in Verlängerung des Ahlenwegs, auf dem der ehemalige Ortsvorsteher von Renfrizhausen zuletzt einige Zebu-Rinder hielt. Die Tiere sind auf einem der neun Fotos zu sehen. Als Preis auf Verhandlungsbasis sind 25000 bis 30000 Euro für die Fläche am Ortsrand angesetzt.

Bereits den Besitzer gewechselt hat offenbar das Volksbank-Gelände, das Klaus-Peter und Concordia Mühleck vor zweieinhalb Jahren gekauft hatten.

Weder Markus Bok vom Liegenschaftsamt noch Michael Gunesch vom Baurechtsamt war am gestrigen Donnerstag auf Nachfrage unserer Zeitung jedoch bekannt, dass der Verkauf bereits abgewickelt wäre. Die Kaufverträge befinden sich noch beim Notar.

Kimmich ist nichts bekannt

Ortsvorsteher Reiner Kimmich und einige Bürger in Renfrizhausen haben zwar mitbekommen, dass das einstige Volksbank-Areal zum Verkauf stand oder steht, mehr weiß aber auch Kimmich nicht. Angeblich soll der Vorbesitzer geäußert haben, das Gebäude samt Parkplätzen „sicher nicht an die Stadt Sulz“ zu verkaufen.

Fazit: Der in Ungnade gefallene Ex-Ortsvorsteher hat sich nicht nur von Renfrizhausen getrennt, sondern auch vom Grundstück, dessen Kauf für viel Ärger sorgte.

Hintergrund: Die Geschichte der „Causa Mühleck“:

Oktober 2015:
Volksbank Rottweil schließt mehrere
Filialen im Landkreis, darunter auch die in Renfrizhausen und bietet das Gebäude zum Verkauf an

Mai 2016: Klaus-
Peter und Concordia Mühleck kaufen das Volksbank-Gelände
in Renfrizhausen, vor allem, weil Parkplätze für Feriengäste im Forsthaus fehlen

Juni 2016: Anwohner erfahren zufällig von dem Kauf, weil die neuen Besitzer ein Parkverbot anordnen; der Ortschaftsrat
kritisiert Mühleck als Ortsvorsteher für den Kauf nichtöffentlich, weil das Gelände für die Dorfgemeinschaft genutzt werden sollte

Juli 2016: Verwaltung schaltet sich ein im Versuch zu vermitteln; einige Räte drohen, aus dem Gremium auszuscheiden, von „Scherbenhaufen“ und „unwiederbringlich
verlorenem Vertrauen“ ist im Dorf die Rede

August 2016: der OV wird krankgeschrieben

September 2016: Reiner Kimmich muss die Amtsgeschäfte als Ortsvorsteher erstmal
interimsweise machen

April 2017: Mühleck reicht bei der Stadt
einen Antrag mit der Bitte um vorzeitige
Entpflichtung „aus
gesundheitlichen
Gründen“ ein

Mai 2017: Plakate und anonyme Flugblätter als „Maischerz“ hetzen die Renfrizhauser
gegen Familie Mühleck auf; der Gemeinderat stimmt dem Gesuch auf Entpflichtung zu

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Erstellt:
09.11.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 58sec
zuletzt aktualisiert: 09.11.2018, 01:00 Uhr

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