Horb · Gastronomie

Ein Sommer ohne Terrasse

Auf dem Marktplatz wird es dieses Jahr keine Außenbewirtschaftung geben. Doch das sind nicht die einzigen Sorgen der Bantleon-Brüder.

15.05.2020

Von Dagmar Stepper

Im vergangenen Jahr wurde die Sommerterrasse zur Belebung des Marktplatzes erstmals aufgebaut. Bild: Karl-Heinz Kuball

Im vergangenen Jahr wurde die Sommerterrasse zur Belebung des Marktplatzes erstmals aufgebaut. Bild: Karl-Heinz Kuball

Langsam öffnen die Gastronomen ab Montag wieder ihre Restaurants, Kneipen und Biergärten, doch auf dem Horber Marktplatz wird es dieses Jahr keine Sommerterrasse geben. Das bestätigt Stadtsprecherin Inge Weber auf Anfrage der SÜDWEST PRESSE: „Eine Eröffnung der Marktplatzterrasse kann in diesem Jahr leider nicht erfolgen“, schreibt sie. Der Grund: die Pandemie. „Neben den Bereichen Veranstaltungen und Events wurde der Tourismus und die Gastronomie mit am meisten betroffen und eingeschränkt“, schreibt Weber weiter.

Gerade mal ein Jahr, nachdem mit der Sommerterrasse der Horber Marktplatz belebt werden sollte, wackelt das Konzept nun schon. Mit der Gastronomie sollte die Schließung des Café Kipp im Sommer 2018 aufgefangen werden, durch die nicht nur das Essensangebot stark reduziert worden war, sondern der Marktplatz auch an Attraktivität verlor. Denn das Café hatte für Besucher in Horbs guter Stube gesorgt. Dafür hatte die Stadt auch extra das Kippsche Gebäude im Januar 2019 gekauft.

Die Entscheidung, die Sommerterrasse dieses Jahr zu streichen, fiel vor wenigen Tagen. Es liege dabei nicht nur an den coronabedingten Auflagen für die Gastronomie, sondern auch an einem neuen Konzept, das die Stadt und der Pächter gemeinsam entwickelt haben, sagt Weber. Neben reiner Bewirtung sollten Veranstaltungen mehr in den Fokus rücken. Zu den Events wie das Erdbeerfest und „Horb tanzt“ sollten auch kleinere Veranstaltungen wie Frühschoppenkonzerte, Musikabende, Barbecue-Tage die Attraktivität des Marktplatzes steigern. „Da dies nicht auf absehbare Zeit zu realisieren ist, würde ein entscheidender Baustein für eine erfolgreiche Umsetzung fehlen“, begründet die Stadtsprecherin die ersatzlose Streichung der Sommerterrasse in diesem Jahr. Ein wirtschaftlicher Betrieb sei unter diesen Voraussetzungen seitens eines Pächters derzeit nicht realisierbar.

Für die Brüder Markus und Sven Bantleon, die die Sommerterrasse im vergangenen Jahr betrieben haben, ist das ein herber Schlag – auch wenn sie es fast geahnt haben, sagt Markus Bantleon gegenüber unserer Zeitung. „Dass sich aufgrund Corona etwas verändert, war schon klar, aber wir sind trotzdem leicht enttäuscht“, gibt er zu. Das Konzept, mit Veranstaltungen den Marktplatz mehr zu bespielen, hat ihm gefallen. „Doch das ist dieses Jahr nicht umsetzbar“, sagt er. Die Hoffnung, mit der Außengastronomie auf dem Marktplatz das Sommergeschäft mitzunehmen, ist dadurch gestorben. Denn der Luziferturm, den die Brüder Bantleon 2018 gekauft und in eine Gastronomie verwandelt hatten, war eher für den Herbst und Winter gedacht, so Bantleon. Auch weil in der Neckarstraße eine Außenbewirtschaftung fehlt.

Ob sie den Luziferturm ab dem 18. Mai öffnen, weiß Markus Bantleon noch nicht. „Wir müssen erst prüfen, unter welchen Voraussetzungen es sich lohnt“, meint der Restaurantbetreiber. Der Luziferturm hat zwar drei Stockwerke, doch pro Stock relativ wenig Platz. Bantleon ist sich nicht sicher, ob es mit dem Sicherheitsabstand hinhauen wird.

Zu diesen widrigen Umständen gesellt sich noch ein dritter: Der Catering-Bereich ist komplett weggebrochen. Veranstaltungen sind abgesagt, Familien- und Firmenfeste auf Eis gelegt. „Wir haben Stornierungen bis in den Dezember“, berichtet Bantleon. Aber aufgeben will er nicht: „In solchen Zeiten muss man eben flexibel bleiben und umdisponieren. Irgendwo geht schon wieder eine Tür auf.“

Markus Bantleon vor dem Luziferturm. Archivbild: Karl-Heinz Kuball

Markus Bantleon vor dem Luziferturm. Archivbild: Karl-Heinz Kuball