Kinoschinken, der pompöses Knallchargentum auf Shakespeares kaum standhaltende Sprache prallen lässt.

Ein Sommernachtstraum

Kinoschinken, der pompöses Knallchargentum auf Shakespeares kaum standhaltende Sprache prallen lässt.

24.11.2015

Von wit

Ein Sommernachtstraum

Hollywoods vorzüglichster Drehbuchschreiber kommt zwar, da längst verblichen, nie mehr in den Genuss üppiger Honorare oder Tantiemen, dafür zu immer neuen Ehren. Die Traumfabrik spult Will Shakespeares ergiebiges Dramen- und Komödien-Oeuvre so routiniert rauf und runter, dass die lebenden Fachkräfte vor Neid erblassen müssten.

Nun also „Ein Sommernachtstraum?, die elfen- und eselshaltigen Irrungen und Wirrungen zwischen gleich drei Ebenen; Oberons Zauberreich, Theseus? fürstlichem Machtbereich und der schlichten Proletarierwelt von Meister Peter Squenz und den Seinen; einer Welt, die kurzzeitig die splissigen Bretter einer Laienspielbühne bedeutet. Wieso das nun alles zwischen Verdi und Verismo im Italien des späten 19. Jahrhunderts angesiedelt wurde, bleibt Regisseur Michael Hoffmans Geheimnis. Hat er Kenneth Branaghs Toscana-Therapie an „Viel Lärm um nichts? im Sinn? Fühlt er den Zeffirelli in sich, wenn ihm Ausstattungs-Oper und Ausleuchtung- Opulenz wichtiger scheinen als differenzierte Schauspielarbeit? Denkt er an De Sica in der Nacht, wenn er Puck als Fahrraddieb durch den Phantasiedschungel hetzt?

Die Drahteselei ist nur ein Teil der vielen Ungereimtheiten in diesem Kinochinken, der pompöses Knallchargentum auf Shakespeares nur mühsam standhaltende Sprache prallen lässt. Kevin Kline gibt den Klassen-Kasper Zettel ein Alptraum. Wenn freilich in der breit ausgewalzten Schmiere des Handwerkerulks um Pyramus und Thisbe ein Moment dramatischer Wahrhaftigkeit aufblitzen darf, der sogar der Herzogin ein Tränchen ins Auge drückt, dann ahnt man: Es ist nach wie vor viel besser, mit hunderten Gleichgesinnten leibhaftig und im richtigen Raum- und Zeitmaß einer guten Theateraufführung beizuwohnen, als den müden Abklatsch durch ein dimensionale Kino-Verfilmung über sich ergehen zu lassen.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 49sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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Der Pega 04.01.200612:00 Uhr


Wunderschöner, romantischer Film!