Handel

Ein Tante-Emma-Laden für Horb

In der Neckarstraße eröffnet die Familie Houri am 23. März einen Marktladen mit regionalen Produkten – ein langgehegter Wunsch der Horber.

16.03.2019

Von Dagmar Stepper

Der Bauernladen in der Neckarstraße soll nicht nur ein Ort des Einkaufens sein, sondern auch ein Treffpunkt. Bild: Karl-Heinz Kuball

Der Bauernladen in der Neckarstraße soll nicht nur ein Ort des Einkaufens sein, sondern auch ein Treffpunkt. Bild: Karl-Heinz Kuball

Auf dem Esstisch liegt eine gehäkelte Tischdecke, der Kaffee wird in Sammeltassen serviert, in der Vase stehen bunte Rosen. Annette Houri (56) hat sich gerade einen Kaffee gegönnt, dann geht es weiter mit dem Schaffen. Sie lächelt glücklich. Ihr Marktladen in der Neckarstraße füllt sich jeden Tag ein wenig mehr. In den Regalen stehen Honiggläser, in den Kisten Apfelsaft, in Körben Bürsten. Besonders stolz ist Houri auf die Ladentheke. „Dafür sind wir vier Stunden nach Oberbayern gefahren“, erzählt sie. Am Samstag, 23. März, ist die Eröffnung.

Plötzlich schneit Ines Singer aus Dießen herein. Die Schnapsbrennerin bringt nicht nur Destillate mit, sondern auch ein großes altes Holzfass. Die beiden Frauen rollen es in den Laden, drapieren Singers Flaschen darauf. „Genau so habe ich mir das vorgestellt“, sagt Houri.

Die Idee hinter ihrem Tante-Emma-Laden ist einfach: Die Familie Houri kauft am liebsten regionale Produkte direkt beim Erzeuger. Kartoffeln vom Bauer, Milch vom Hof, Honig beim Imker. „Da hast du aber Tausend Wege und bis lange unterwegs“, erzählt sie. Was liegt näher, diese Produkte in einem Bauernladen anzubieten inklusive Wohlfühlatmosphäre. Es war nicht ein Lebenstraum der Grundschullehrerin, eher etwas was lange in ihr schlummerte. An Weihnachten schwamm diese Idee in der Familie Houri dann an die Oberfläche. „Das fühlte sich richtig an, als müsste es so sein.“

Die Houris wohnen in der Ihlinger Straße, kennen die Leerstände hier. „Die Neckarstraße war früher die Einkaufstraße von Horb“, erzählt Houri. Mit den Vermietern wurde sie sich schnell einig, auch diese fanden die Idee eines Tante-Emma-Ladens im Herzen von Horb klasse. Es ist ein Familienprojekt, betont sie mehrmals. Ihr Mann Said (48), Tochter Samira (23) und Sohn Amin (21) sind ebenfalls mit im Boot. Das würde sonst auch nicht funktionieren. Doch die Houris können sich die Arbeit aufteilen: Sie arbeitet morgens, er ist bei einem Logistikunternehmen beschäftigt und seine Arbeitszeiten gehen mittags los. Die Tochter ist gerade in Elternzeit. „Wir testen es jetzt einfach“, sagt Annette Houri.

Zig Gespräche hat sie bereits mit den regionalen Anbietern geführt. Im Laden wird es Milch, Eier, Wurst und Käse geben, Gemüse und Obst, Honig, Marmelade, Säfte, Spirituosen, Öle, Nudeln und noch einiges mehr. Houri ist noch dabei, verschiedene Quellen „anzuzapfen“. Es kostet Zeit, die sie aber gern investiert. Die Erzeuger sind ebenfalls sehr von ihrer Idee angetan. Neben den regionalen Lebensmitteln bieten die Houris plastikfreie Produkte wie Zahnbürsten aus Bambus oder Fliegenklatschen aus Leder an.

Der Marktladen soll allerdings sein als nur ein Ort zum Einkaufen. Es soll auch ein Treffpunkt für die Horber werden, ein Ort der Kommunikation. Deshalb bleibt auch der Esstisch und die vier Stühle stehen. „Das Bedürfnis zum Reden ist da. Das fehlt manchmal in Horb, die menschliche Note“, meint Houri.

Sie spürt das schon jetzt vor der Eröffnung. Es gibt unendlich viel positive Rückmeldung, viele Passanten schauen ins Schaufenster, fragen, ob sie reinkommen dürfen, sind gespannt, was sich verändert hat. „Ich bin seit 25 Jahren in Horb. In diesen Jahren habe ich nicht so viel mit Horbern geredet wie in den so viel wie in den letzten drei Monaten.“