Au-Brunnen

Ein Weckruf

16.04.2016

Von Sybille Hartmann, Tübingen

Die Veranstaltung zum Au-Brunnen hat mir sehr deutlich gemacht, wie schwierig es ist, an Hand von Gutachten, Fakten und Wahrscheinlichkeiten über ein Problem zu debattieren, dass viel tiefer liegt.

Wir alle wissen, dass ein unbegrenztes Wachstum auf unserem Globus nicht möglich ist. Kein Kind wird 3 Meter groß, keine Sonnenblume wächst in den Himmel, und auch die schnell wachsenden Populationen der Lemminge brechen bei einer bestimmte Größe zusammen.

Die jetzt vorgeschlagene Umwandlung des Schutzgebiets Au in eine Gewerbefläche führt uns allen unausweichlich vor Augen, dass das Wachstum eines Bereiches, in diesem Fall des Gewerbes, zur Schwächung oder gar zum Verlust eines anderen, in diesem Fall der sicheren Versorgung mit Eigenwasser, führt. Wenn jetzt das Schutzgebiet aufgegeben wird, auf was soll die Stadtgesellschaft als nächstes verzichten, wenn die Wirtschaft weiter wachsen soll? Der Widerstand gegen den Verlust des Au-Brunnens ist ein Weckruf an Politik und Gesellschaft, sich endlich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie eine gesunde Stadt- und Wirtschaftsentwicklung ohne weiteren Flächenverbrauch aussehen kann. Was braucht eine dynamische und vitale Stadt wirklich? Bietet die Abwanderung einer Firma, die unbedingt mehr Fläche benötigt, nicht auch die Chance für junge Unternehmen, diese Lücke zu füllen und sich weiterzuentwickeln?

Es gibt noch viele Fragen, die einer Antwort harren und die weit über die Ergebnisse des Gutachtens zum Au-Brunnen hinausgehen.