Horb · Das Mittwochs-Interview

„Ein Winter für Experimente“

Svenja Würth steht vor einer Saison mit Doppelbelastung: Die 25-jährige Wintersportlerin des SV Baiersbronn möchte im Spezialspringen wieder in die Weltelite und zudem die Grundlagen für eine Teilnahme an der ersten Weltmeisterschaft in der Nordischen Kombination für Frauen in Oberstdorf 2020/21 legen.

19.06.2019

Von Maik Wilke

Die Skispringerin Svenja Würth beim Training. In diesem Sommer soll jedoch mehr Grundlagenausdauer in die Einheiten – 2020/21 möchte die Baiersbronnerin bei der ersten Weltmeisterschaft der Frauen in der Nordischen Kombination starten. Privatbild

Die Skispringerin Svenja Würth beim Training. In diesem Sommer soll jedoch mehr Grundlagenausdauer in die Einheiten – 2020/21 möchte die Baiersbronnerin bei der ersten Weltmeisterschaft der Frauen in der Nordischen Kombination starten. Privatbild

SÜDWEST PRESSE: Frau Würth, vor Ihrer zweiten schweren Verletzung waren Sie im Skisprung-Weltcup unter den Top Ten und die Leistungskurve ging Richtung Top 5 der Welt. Wieso also ausgerechnet nun die Entscheidung, auf die Nordische Kombination zu wechseln?

Svenja Würth: Es ist kein Wechsel, das darf nicht missverstanden werden. Mein Fokus liegt weiter auf dem Spezialspringen und ich stehe auch weiter im Kader der DSV-Damen im Skispringen. Aber ich versuche in diesem Sommer und dem anstehenden Winter zweigleisig zu fahren. Und diese Saison bietet sich deshalb an, weil kein Großereignis im Winter ansteht. Das ist der Hauptgrund, warum ich mich entschieden habe, dieses für mich sehr spannende Experiment zu wagen.

Was wird Ihr Ziel in der Nordischen Kombination sein?

Ganz klar die Weltmeisterschaft in Oberstdorf 2020/21. Überhaupt wird in dieser Saison dann erstmals ein Weltcup für Frauen in der Kombination angeboten und nicht nur Wettkämpfe im Continental-Cup. Das große Ziel ist dann aber ein Start bei der Heim-WM in Oberstdorf.

Welche Schwierigkeiten bringt
solch eine Umstellung im physischen Bereich mit sich?

Es wird nicht einfach werden, die Grundlagenausdauer, an der ich bereits jetzt im Sommer arbeite, zu verbessern, ohne Schnellkraft einzubüßen, die beim Absprung von der Schanze enorm wichtig ist. Darin liegt die Schwierigkeit, aber ja auch der Reiz der Nordischen Kombination. Da geht es darum, einen guten Mittelweg zu finden.

Müssen Sie also grundlegend etwas an der Muskulatur ändern?

Das wohl nicht, es kommt nur darauf an, mehr Grundlagenausdauer zu bekommen. Die Laufstrecke wird, so ist es Stand jetzt angedacht, über fünf Kilometer gehen. Die Belastung über solch eine kürzere Distanz sollte auch für die Muskulatur einer Spezialspringerin machbar sein – eben mit zusätzlichem Ausdauertraining.

Welche Erfahrungen haben Sie
bisher in der Loipe?

Das Gute ist, dass man im Jugendbereich sowieso Skispringen und Langlauf lernt und sich erst später entscheidet, in welche Richtung man sich spezialisiert. Deshalb habe ich bis ich 15 Jahre alt war sowieso viel Langlauf gemacht und das danach auch als Ausgleich beibehalten. Es vergeht kein Winter, in dem ich nebenher nicht auf den schmaleren Skiern stehe.

Von wem werden Sie im Training künftig unterstützt?

Die Basis bleibt das Spezialspringen, da werde ich auch zu den Lehrgängen mitgehen. Das Ausdauertraining für den Langlauf muss ich mir selbst einteilen – das macht aber auch Sinn: Denn an den Lehrgängen für beide Disziplinen teilzunehmen, geht zeitlich nicht. Allerdings ist es ein großer Vorteil, dass wir auf der Bundespolizeisportschule mit Björn Kircheisen einen super Trainer haben, der für die Nordische Kombination zuständig ist. Von ihm werde ich mir sicher einige Tipps für den Langlauf holen können.

Wie wird Ihr Winter 2019/20 konkret aussehen? Nehmen Sie am
Skisprung-Weltcup und dem
Continental-Cup in der Nordischen Kombination teil?

Das wird ein Winter der Experimente für mich, keine Frage. Aber wahrscheinlich kann ich schon nach dem Sommer abschätzen, ob es möglich ist, beides zu kombinieren. In diesem Winter steht klar das Spezialspringen im Fokus – im Continental-Cup der Nordischen Kombination werde ich vielleicht ein oder zwei Wettkämpfe bestreiten. In der Saison 2020/21 würde das, sollte ich das Projekt durchziehen, anders aussehen: Um mich für die WM zu qualifizieren, muss ich auf jeden Fall am Weltcup teilnehmen, um eine Norm zu erfüllen.

Sehen Sie sich als Spezialspringerin im Vorteil gegenüber den möglichen künftigen Konkurrentinnen?

Ich müsste mir mit Sicherheit auf der Schanze einen Vorsprung erspringen. Aber da ich wohl nicht die einzige Athletin bin, die 2020/21 als Spezialspringerin an dem dann neuen Kombinations-Weltcup teilnimmt, relativiert sich der Vorteil.

Wie sehen Ihre Ziele in diesem
Winter nur auf das Spezialspringen bezogen aus?

Ich möchte nach meiner zweiten schweren Verletzung im vergangenen Jahr wieder die Lücke nach ganz vorne schließen.

Sollten Sie merken, dass Sie durch das Trainieren für die Nordische Kombination Schnellkraft verlieren – würden Sie das in Kauf nehmen?

Nein, das würde ich wohl nicht. Wenn ich merke, dass meine Leistungen im Spezialspringen abfallen, dann muss ich mir nochmals genau überlegen, ob ich in beiden Disziplinen weitermache.

Zur Person:

Svenja Würth ist Skispringerin des SV Baiersbronn. Die 25-jährige Polizeimeisterin wohnt seit dem Winter 2017 in Rosenheim. Das große Ziel Würths ist es, als Skispringerin an den Olympischen Winterspielen 2022 teilzunehmen. Bereits für die Austragungen des Großereignisses 2014 und 2018 hatte sie die Norm erfüllt, sich jedoch jeweils kurz zuvor schwer verletzt.

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Erstellt:
19.06.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 16sec
zuletzt aktualisiert: 19.06.2019, 01:00 Uhr

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