Freifunk

Ein dichtes Netz zum Surfen

Die bundesweite Initiative will mit Hilfe vieler Engagierter ein dichtes Netz an kostenlosen Internet-Zugängen knüpfen, für das man sich nicht registrieren muss.

16.12.2016

Von VON MADELEINE WEGNER

Kostenlos ins Internet: Freifunker geben ihre Router für andere frei. Foto: dpa

Kostenlos ins Internet: Freifunker geben ihre Router für andere frei. Foto: dpa

Tübingen. Ob im Café nach der Busverbindung zu schauen, in Geschäften Preise zu vergleichen oder im Hotel E-Mails zu checken: Ein Wlan-Zugang ist praktisch, um unterwegs das Internet zu nutzen. Doch dazu muss man meist erst nach dem Passwort fragen und sich im Netzwerk registrieren, bevor man lossurfen kann.

So kompliziert muss es nicht sein, finden die Freifunker. Die Bürgerinitiative setzt sich bundesweit für ein freies Funknetzwerk ein. Damit ist ein Internetzugang ohne Registrierung möglich. Im Idealfall könnte man durch die Stadt gehen und das Smartphone verbindet sich automatisch mit dem nächstgelegenen Router – sofern es genügend Menschen gibt, die das Netz mit aufbauen.

Entstanden ist die Idee vor 20 Jahren. Um Orte, die keinen DSL-Zugang zum Internet hatten, eine schnellere Internetverbindung zu ermöglichen. Inzwischen gibt es in ganz Deutschland fast 400 Gruppen, die sich für Freifunk engagieren und knapp 40?000 freie Internetzugänge. In Baden-Württemberg gibt es zum Beispiel in Stuttgart, Ulm, Karlsruhe, Ortenau, am Bodensee und im Dreiländereck Initiativen. Auch in der Region Neckar-Alb wollen Stefan Tzeggai und Christoph Schönfeld mit acht weiteren Aktiven eine Freifunk-Gruppe aufbauen.

Die ersten Geräte sind installiert – in Tübingen gibt es bereits 70 Freifunk-Router. Darunter Restaurants, Kirchengemeinden, Kneipen, Privatpersonen und Firmen. Wer seinen Kunden oder Besuchern einen Zugang zum Internet anbieten möchte, steht schnell vor einem rechtlichen Problem, der Störerhaftung. Dies umgehen die Freifunker mit Hilfe eines technischen Tricks: Die Verbindung wird per VPN-Tunnel zu einem der Gateways in Stuttgart hergestellt und auf einen Umweg ins Ausland geschickt. So bleibt die IP-Adresse der Nutzer unerkannt, allerdings ist dadurch die Internetverbindung nicht allzu schnell.

Technisch dafür nötig sind: ein Router, auf dem die Freifunk-Software läuft, und ein Internet-Zugang. Die Wlan-Router haben eine Reichweite bis zu 100 Metern. Größere Distanzen überbrücken Richtfunkstrecken. Um soziale Träger und lokale Freifunkgruppen leichter zusammenzubringen, hat der überregionale Förderverein Freie Netzwerke ein Informationsportal (https://freifunk-hilft.de) eingerichtet.

Den Freifunkern geht es nicht nur um kostenlosen Internet-Zugang. Sie wollen mit Engagierten ein „zentrumsloses Bürgernetz“ aufbauen, das nicht so einfach abgeschaltet werden kann. Jeder kann mitmachen und selbst entscheiden, wie viel Bandbreite er zur Verfügung stellt. „Das hat eine Zukunft“, sagt Tzeggai. Denn die LTE-Frequenzen beim mobilen Surfen – „das Filetstück der Frequenzbereiche“ – würden nicht ausreichen. „Das mobile Internet wird nicht so billig, wie wir uns das jetzt vielleicht vorstellen“, sagt Tzeggai. Außerdem seien solche Mesh-Netzwerke – also die Verbindung der Router untereinander – im Katastrophenfall sinnvoll. Oder auch schon, wenn mal wieder einer der Internet-Provider ausfällt.

Vom eigenen Balkon aus die Stadt versorgen das ist das Prinzip der Initiative. Foto: Freifunk Tübingen

Vom eigenen Balkon aus die Stadt versorgen das ist das Prinzip der Initiative. Foto: Freifunk Tübingen

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Erstellt:
16.12.2016, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 19sec
zuletzt aktualisiert: 16.12.2016, 06:00 Uhr

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