Bühler Brückenbau behindert Bahnverkehr

Ein flexibler Betonklotz glitt am Talbach zentimeterweise in seine Position

In der Nacht von Montag auf Dienstag ersetzten Bauarbeiter die am Wochenende abgerissene alte Bahnbrücke am Bühler Ortsrand durch eine neue.

16.05.2018

Von pks

10.07.2017 Bahnbrückenbau am Ortsrand von Bühl
© Video: Adelheid Wagner & Peter Strigl 01:45 min

15 Millimeter fehlen bis zur Endposition. Noch einmal beginnen die Verschubzylinder mit ganzer hydraulischer Kraft zu drücken. Langsam gleitet die gut 20 Meter lange Betonbrücke über die eingefetteten Verschubbahnen. „Stopp!“, ertönen kurz darauf die Rufe der Bauarbeiter, die mit ihren Meterstäben auf der anderen Seite positioniert sind. Doch damit ist die Arbeit noch nicht vollendet, denn die neue Bahnbrücke über den Talbach am Ortsrand von Bühl muss noch in die richtige Höhe gebracht werden.

Wie macht man das bei einem 800 Tonnen schweren Ungetüm? Auch hier kommt Hydraulik zum Einsatz. Jeder der Pfeiler wird von mehreren Verschublagern in die Höhe gepresst. Wenige Zentimeter über dem Boden schweben die Betonfüße, die dann mit Platten unterlegt werden. Mittlerweile ist es früher Dienstagmorgen und es hat in Strömen zu regnen begonnen, als ein Vermesser verschiedene Punkte von einer Anhöhe aus prüft. Wieder fehlen wenige Millimeter, also werden dünne Scheiben unterlegt. Danach ist die Brücke an einer Stelle 4 Zentimeter zu hoch.

Bilder vom Bahnbrückenbau in Bühl

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Noch 2 Meter nach links: Die neue Eisenbahnbrücke über den Bühler Talbach wurde ...
Noch 2 Meter nach links: Die neue Eisenbahnbrücke über den Bühler Talbach wurde in der Nacht zum Dienstag in ihre endgültige Position geschoben. Bild: Sommer

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Um die Unterbrechung des Zugverkehrs möglichst gering zu halten, wurde in fünfmo...
Um die Unterbrechung des Zugverkehrs möglichst gering zu halten, wurde in fünfmonatiger Bauzeit bei der alten Brücke eine moderne Stahlbetonkonstruktion mit Wanne fürs Gleisbett errichtet. Die erdbebensichere Konstruktion wird von drei Betonpfeilern getragen, die für den Transport auf sechs schienenartige Verschubträger gesetzt wurden.
Außerdem musste der Bühler Talbach in Spundwände kanalisiert und zum Teil unterdohlt werden. Bild: Sommer

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In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurde die Strecke für den gesamten Zugverke...
In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurde die Strecke für den gesamten Zugverkehr gesperrt. Sofort nach dem (verspäteten) letzten Zug nach Mitternacht begannen Bauarbeiter, die Schienen auf der alten Brücke loszuschweißen und anschließend die Schottersteine zu entfernen. Bild: Sommer

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Die alte Eisenfachwerkbrücke bestand aus zwei verbundenen Segmenten, die auf Sta...
Die alte Eisenfachwerkbrücke bestand aus zwei verbundenen Segmenten, die auf Stahllagern saßen. Zwei riesige Autokräne, jeder mit 680 PS und einer Tragkraft von 300 Tonnen, hoben die beiden Teile mit einem Gewicht von jeweils rund 20 Tonnen problemlos von den alten Brückenfundamenten. Bild: Sommer

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Das neue Brückenbauwerk ist 20 Meter lang und sogar 800 Tonnen schwer. Bild: Str...
Das neue Brückenbauwerk ist 20 Meter lang und sogar 800 Tonnen schwer. Bild: Strigl

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Sechs hydraulische Pressen schoben die neue Brücke auf den Verschubträgern, die ...
Sechs hydraulische Pressen schoben die neue Brücke auf den Verschubträgern, die permanent eingefettet werden mussten, in Richtung des künftigen Standorts. Bild: Sommer

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In zweieinhalb Minuten wurden dabei 60 Zentimeter zurückgelegt, dann mussten die...
In zweieinhalb Minuten wurden dabei 60 Zentimeter zurückgelegt, dann mussten die Pressen versetzt werden. Bild: Strigl

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Zentimeterweise schoben die Pressen das 800-Tonnen-Teil an seinen Platz. Bild: S...
Zentimeterweise schoben die Pressen das 800-Tonnen-Teil an seinen Platz. Bild: Strigl

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Präzise Messungen stellten sicher, dass die Brücke richtig zwischen ihren Fundam...
Präzise Messungen stellten sicher, dass die Brücke richtig zwischen ihren Fundamenten eingepasst wurde. Bild: Strigl

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An vielen verschiedenen Stellen wurde auch immer wieder traditionell mit dem Met...
An vielen verschiedenen Stellen wurde auch immer wieder traditionell mit dem Meterstab nachgemessen. Bild: Strigl

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Noch vor Mitternacht befand sich das Bauwerk kurz vor dem Ziel. Nach Erreichen d...
Noch vor Mitternacht befand sich das Bauwerk kurz vor dem Ziel. Nach Erreichen der endgültigen Position wird die Brücke unterbetoniert. Schotter, Schwellen und Gleise werden auf ihr verlegt. Bild: Sommer

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Voraussichtlich ab Freitagabend sollen wieder Züge über die rund 1,5 Millionen E...
Voraussichtlich ab Freitagabend sollen wieder Züge über die rund 1,5 Millionen Euro teure neue Brücke rollen. Bild: Strigl

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„Das ist kein biegesteifes Eck“, erklärt Bauleiter Daniel Schuon von der Firma Leonhard Weiss aus Göppingen. „Sie lässt sich in sich verdrehen.“ Der Bau besteht aus vier Teilen: dem Mittelpfeiler, zwei Widerlager und Überbau. Letzterer ruht schwimmend auf den Pfeilern, so kann sich die Brücke bei Temperaturschwankungen ausdehnen und zusammenziehen. Als einige der Platten wieder entfernt werden, stimmt die Höhe.

Nun müssen nur noch die Widerlager Richtung Böschung hinterfüllt werden, sodass die Brücke an den Bahndamm anschließt. Ab Freitag um 5 Uhr sollen die ersten Züge über die neue Brücke rollen. Nicht mal ganz eine Woche war dann die Strecke Tübingen–Rottenburg gesperrt. Das sei Sinn und Zweck der Verschiebung, so Bauleiter Schuon. Hätte man die Brücke an Ort und Stelle gebaut, wäre die Strecke fünf Monate unbefahrbar gewesen. 1,5 Millionen Euro kostet der Neubau.

Wegen der Brückenbauarbeiten ist die Bahnstrecke zwischen Tübingen und Rottenburg von Sonntag, 13. Mai, bis Donnerstag, 17. Mai, komplett gesperrt. Weil keine Züge verkehren können, hat die Bahn einen Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet, bei dem sich aber teilweise geänderte Abfahrt- und Ankunftzeiten nicht vermeiden ließen.

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16.05.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 07sec
zuletzt aktualisiert: 16.05.2018, 01:00 Uhr

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