Ein Polizist mit scharfer Nase

Ein mutmaßlicher Kleindealer soll seine minderjährige Freundin in seine Geschäfte reingezogen haben

Ein Gang durch die Innenstadt wurde einem Pärchen aus Rottenburg am 13. Juni 2016 zum Verhängnis: Auf dem Eugen-Bolz-Platz ging ein Polizist in Zivil an den beiden vorüber und bemerkte einen starken Marihuana-Geruch.

20.12.2016

Von Dorothee Hermann

Symbolbild: liveostockimages - Fotolia

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Bei einer Kontrolle in der Spiegelgasse fanden sich schließlich drei verkaufsfertige Alu-Tütchen mit Marihuana im Gesamtgewicht von 9,8 Gramm in der Handtasche der Frau. Seit gestern müssen sich der 26-Jährige und die 18-Jährige vor der Großen Jugendkammer des Landgerichts Tübingen verantworten.

Der Tatvorwurf lautet: unerlaubter Handel mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge beziehungsweise Beihilfe dazu. Die Auszubildende soll zumindest bis zur Begegnung mit dem Polizeibeamten den Drogenhandel ihres Freundes unterstützt haben, heißt es in der Anklageschrift. Sie soll Drogen transportiert, in ihrer Wohnung gebunkert und telefonisch Kontakt zu Kunden gehalten haben.

Bei Durchsuchungen stießen Polizeibeamte in der Wohn-Anschrift des Angeklagten auf 300 Gramm Marihuana, 224 Ecstasy-Tabletten, sechs Gramm des Ecstasy-Wirkstoffs MDMA-HCL und sechs Gramm Kokaingemisch. Im Zimmer der damals 17-Jährigen fanden sich 43 Gramm verkaufsfertig verpacktes Marihuana und 0,9 Gramm MDMA-HCL.

Dem Angeklagten wirft Staatsanwalt Nicolaus Wegele zudem vor, dass er die junge Frau zur Beihilfe veranlasste, obwohl er wusste, dass sie noch minderjährig war.

Der Angeklagte räumte die Tatvorwürfe ein, betonte aber, seine Freundin habe mit den Drogengeschäften nichts zu tun gehabt. „Das ganze Zeug war alles von mir. Auch das in ihrer Wohnung“, versicherte er. Das Marihuana sei nur deshalb in ihre Handtasche gelangt, weil in den Taschen seiner Jogginghose nicht genug Platz gewesen sei.

Er habe damals schon ein Jahr bei der Freundin gelebt, sagte der mittlerweils in Untersuchungshaft sitzende Angeklagte. Zuhause sei er schon lange rausgeflogen. Einen Schlüssel hatte er aber noch, weil er sich um den Hund der Familie kümmern sollte.

Er habe immer versucht, die Freundin rauszuhalten. Er sei entsetzt, dass sie nun angeklagt sei, ließ der Angeklagte über seinen Verteidiger Matthias Hunzinger mitteilen. Fragen zu Lieferanten und Kunden wollte der Mann nicht beantworten. Der Prozess wird am übermorgigen Donnerstag, 22. Dezember, fortgesetzt.

Das Geld für die Drogen zusammengespart

Etwa 5000 Euro will der Angeklagte für die Drogen bezahlt haben, die die Polizei an den ihm zugeordneten Adressen sicherstellte. Das Geld habe er zuvor gespart, sagte der 26-Jährige auf eine Frage des Vorsitzenden Richters Martin Streicher. Als er noch bei seiner Mutter wohnte und bei einer Schlosserei und später bei einer Zeitarbeitsfirma arbeitete, habe er ja keine Ausgaben gehabt. „Da sitzt man wie die Made im Speck“, meinte der Richter: „Die Mütter sind gutherzig.“

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Erstellt:
20.12.2016, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 20.12.2016, 01:00 Uhr

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