25 Jahre Kunstverein

Ein neues Kunstwerk geschaffen

Mit sieben Künstlern in einer Frühjahrs-Ausstellung eröffnet der Horber Kunstverein Oberer Neckar sein Jubiläumsjahr.

17.02.2018

Von Dunja Bernhard

Diese sieben Künstler bauten am Donnerstag ihre Kunstwerke für die erste von vier Jubiläumsausstellungen auf.Bild: Kuball

Diese sieben Künstler bauten am Donnerstag ihre Kunstwerke für die erste von vier Jubiläumsausstellungen auf.Bild: Kuball

Wie würde es wohl
gehen, sieben ganz unterschiedliche Künstler in einer einzigen Ausstellung unterzubringen, hatten sich die Beteiligten im Vorfeld gefragt. Jeder möchte seine Werke gewürdigt und an passenden Orten präsentiert wissen.

Um es vorweg zu nehmen: Dem Kunstverein Oberer Neckar ist eine ganz hervorragende Ausstellung gelungen. Sie zeigt schon mit sieben von insgesamt 28 Künstlern, die im Jubiläumsjahr ausstellen, eine große Ausdrucksvielfalt.

Die Galerie im Horber Kloster mit mehreren Zimmern und verwickelten Fluren bietet die Möglichkeit, die Werke jedes einzelnen Künstlers für sich und dennoch im Kontext mit den anderen zu präsentieren.

Sabine Wilhelm-Stötzer belegt das Kabinett mit ihren aus Transparentpapier und Kartonagen geschaffenen Naturimpressionen. Durch Fenster separiert hängt dort hauchzart Filigranes neben schildartig Massivem. Die Werke sind erst in den vergangenen Monaten entstanden.

Inspiration war für Wilhelm-Stötzer nicht nur die Natur im Winter, sondern auch der Ausstellungsraum.

Dem weit offenen Kabinett gegenüber hängen die farbkräftigen Bilder von Joachim Wörner: Auf den ersten Blick ein starker Kontrast. Dennoch verbindet die beiden Künstler mehr als eine langjährige Kollegialität. Denn auch Wörner nimmt sich die Natur als Vorbild, findet seine Inspiration bei Wanderungen auf der Alb. Seine scheinbar abstrakt hingegossenen Farblandschaften eröffnen Blicke in tiefblaue Seen, über vulkanrote Berge und auf knallgelbe Horizonte.

Franz-Karl Ziszka scheint stilistisch ein Tausendsassa zu sein. Der schmale Flur ist der ideale Ort, um seine ausdrucksstarken Bilder zu präsentieren. So kann sich der Betrachter jedem Bild ganz individuell nähern, ohne von den anderen abgelenkt zu werden: Naturimpressionen, Untergangsszenario oder politisches Statement gibt es dort.

Wo sich der Flur weitet, haben die Bilder von Nikola Lukincic einen Platz gefunden. Der Mediziner orientiert sich am Expressionismus, legt etliche Ölschichten übereinander und erzeugt so eine Palette voll Farbe und Formen, in denen sich der Betrachter verlieren kann. Seine sinnlichen Akte zeigt der gebürtige Kroate leider nicht.

Ein Bild von Lukincic hat sich das Zimmer eingeschlichen, in dem Hans Mendler seine gemalten und geschnitzten Figuren ausstellt. Mendler arbeitet gegenständlich. Die Ideen entsprungenen Darsteller, Tänzerinnen und Zirkusleute suchen förmlich den Kontakt zum Betrachter. Sie sprühen vor Lebendigkeit und Lebensfreude. „Ich mag diese Gegensätze“, sagt Mendler seine und Lukincics Werke betrachtend.

Die Atmosphäre des Zimmers, in dem Albrecht Bopp seine Architekturzeichnungen an den Wänden aufreiht, ist eine ganz eigne. Nüchtern und intellektuell empfängt es die Besucher. Gefühle sind hier keine zu finden, dafür geometrische Exaktheit und der kreative Umgang mit Gebäudestrukturen. Seine Einzigartigkeit erhalten die Bilder durch ihre naturfremde Farbgebung.

Die Steinskulpturen und – ja, auch -konstruktionen – von
Josef Nadj sind in mehreren Räumen zu finden. Sie ergänzen die Architekturabbildungen
von Bopp ebenso wie die Naturbetrachtungen von Wilhelm-Stötzer. Zugleich ziehen sie
den Besucher in den Bann, weil ihn die fragile Balance des bekannt harten und doch scheinbar zerbrechlichen Materials staunen lässt.

So weit die Einzelbetrachtungen der Künstler. Im großen Saal erwartet die Besucher ein wohl komponiertes Potpourri aus Werkstücken aller sieben Kunstschaffenden. Hier wird deutlich, dass manche Kunstwerke – und vielleicht auch Künstler – besser miteinander können als andere. Einige Bilder brauchen das Alleinstellungsmerkmal zwischen zwei Fensterrahmen, andere reiben sich gewinnbringend nebeneinander.

Unter die Besucher mischen sich im großen Saal die Holzfiguren von Hans Mendler und stehende steinerne Ringe von Josef Nadj. Um 10 Uhr am Donnerstag trugen die ersten Kunstvereinsmitglieder ihre Werke die steile Wendeltreppe zur Kloster-Galerie hinauf. Um 13 Uhr hing oder stand jedes Kunstwerk am Platz. Die Individualisten haben gemeinsam ein weiteres Kunstwerk geschaffen: die Frühjahrsausstellung.

Zum Artikel

Erstellt:
17.02.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 48sec
zuletzt aktualisiert: 17.02.2018, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter Prost Mahlzeit
Sie interessieren sich für gutes und gesundes Essen und Trinken in den Regionen Neckar-Alb und Nordschwarzwald? Sie wollen immer über regionale Gastronomie und lokale Produzenten informiert sein? Dann bestellen Sie unseren Newsletter Prost Mahlzeit!