Football

Ein neues Team macht Yards gut

Vor einem Jahr waren die Black Forest Foxes noch blutige Anfänger. Das Team hat noch nicht ein Liga-Spiel bestritten. Jetzt trauten sie sich gegen den Tübinger Oberliga-Vizemeister ins Tackling –und überzeugten.

21.10.2017

Von Sascha Eggebrecht

Ready – set – hut!“ Immer wieder gibt Foxes-Linemancoach Patrick Schmieder dieses Startsignal. Schnell ist dann alles vorbei – der Spielzug gestoppt. Aufgabe erfüllt. Der 35-jährige Ex-Profi, der jahrelang beim amtierenden deutschen Football-Meister Schwäbisch Hall Unicorns gespielt hat, trainiert mit den Jungs Positionszüge. Auf ein Feedback brauchen die Männer nicht lange zu warten: „Wir reagieren niemals, sondern wir schieben den Gegner immer weg“, sagt Schmieder. Er lobt aber auch. Wenn ihm ein Spielzug gefallen hat, klatscht der Linemancoach in die Hände. „Super, weiter so!“

Auf der anderen Seite des Kunstrasenplatzes in Dietersweiler hat der Tübinger Coach Tobias Vogt das Kommando. Er lässt Pässe üben. Der Quarterback soll seinem Receiver den Ball so genau wie möglich in den Lauf werfen. „Du machst fünf Schritte 45 Grad nach außen. Dann stehst du genau zwischen dem Ball und dem Cornerback“, sagt Vogt. Naja, meistens. Ab und zu sind die Würfe zu ungenau oder die Fangqualitäten zu schlecht. Plötzlich eine Schrecksekunde: Foxes-Receiver Christoph Finkbeiner bleibt nach einem Fangversuch liegen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht greift er sich ans rechte Knie, humpelt vom Feld und legt sich ins Grün. Hilfe eilt herbei. Foxes-Physiotherapeutin Ellen Lehmann umfasst sein Knie und drückt den Unterschenkel nach hinten. Dann zieht sie ihn nach vorn. Schubladentest heißt es im Fachjargon. „Damit sehe ich, ob das Kreuzband im Knie beschädigt ist“, sagt Lehmann. Aber das Band scheint heil zu sein. Erleichterung. Die Physiotherapeutin legt ein Tape an. Für Finkbeiner steht fest: es geht weiter. „Wenn ich bei jeder Blessur gleich vom Feld gehen würde, könnte ich weiter Fußballspielen“, sagt der Angeschlagene, der früher bei der SG Hallwangen gegen den Ball getreten hat.

Beim anschließenden Spiel „Offensive gegen Defensive“ fällt ein ganz anderer Spieler auf: Anthony Tony. Was trägt der Mann mit der Nummer 22 denn um seine Beine? Schienbeinschoner? Nein, dafür sind die Teile zu dick. Er klärt auf: „Ich will einfach noch schneller werden, daher trainiere ich mit Gewichtsmanschetten.“ Eindrucksvoll zeigt er dann, wie flink er sich auf dem Platz bewegen kann.

Die beiden Coaches Tobias Vogt und Foxes-Headcoach Michael Mayer haben zuvor den Spielablauf besprochen. „Wie sieht es mit Tacklings aus?“, fragt Mayer. Die prompte Antwort von Vogt: „Klar, zu 100 Prozent außer den Quarterback.“ Derweil hat Foxes Offensecoach Markus Pry seine Jungs um sich herum versammelt – Taktikbesprechung. Dann geht es los. Die Formationen stehen, der Quarterback wirft den Football, der Receiver fängt das Ei sicher. Jubel. Pry reißt gar die Hände in den Himmel. Es läuft.

Zufrieden schlendert Michael Mayer an der Seitenlinie entlang und beobachtet das Geschehen auf dem Feld. Sein Dauergrinsen will gar nicht mehr aus seinem Gesicht weichen. „Ich bin voll zufrieden mit meinen Jungs. Ich sehe hier keinen Vierklassenunterschied. Du?“, fragt er. Nein, der ist wahrlich nicht erkennbar. Die Coaches scheinen gute Arbeit in den vergangenen zwölf Monaten geleistet zu haben. Aber es kommt noch besser.

Nun wird es ernst – das Abschlussspiel steht an. Zum ersten Mal spielen die
Foxes gegen einen Gegner. Sogar die Tübinger Coaches sind überrascht. „Sie
haben uns wirklich alles abverlangt. Ich hätte nicht gedacht, dass die Foxes schon so weit sind. Ich ziehe meinen Hut“, lobt Tobias Vogt.

Dann wird Geschichte geschrieben – der erste Foxes-Touchdown. Daniel Walz nimmt einen langen Pass von Kevin Fischer an und bringt den Football über die Linie – Touchdown. Der Jubel kennt keine Grenzen. Die Trainer liegen sich mit den Spielern in den Armen. Für Daniel Walz ist es die letzte Aktion an diesem Tag. Kurz vor seinem geschichtsträchtigen Touchdown ist er von zwei Tübingern ordentlich umgecheckt worden. Diese Aktion hat Spuren hinterlassen: Schmerzen im Nacken und Rücken. Während sich seine Kollegen weiter wacker gegen den Oberliga-Vizemeister schlagen, dehnt er immer wieder sein lädiertes Genick. Ein Weiterspielen ist nur noch mit starken Schmerzen möglich. Da kommt es ihm sicherlich gelegen, dass das Training wenig später beendet ist.

Alle sind zufrieden. „Ihr steht nun in den Geschichtsbüchern“, sagt Patrick Schmieder. Stimmt. Die Foxes haben ihre Feuertaufe bestanden. Wenn die Entwicklung weiter so rasant voranschreitet, kommen künftig noch weitere Kapitel im Geschichtsbuch dazu.

Zum Artikel

Erstellt:
21.10.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 11sec
zuletzt aktualisiert: 21.10.2017, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter los geht's
Nachtleben, Studium und Ausbildung, Mental Health: Was für dich dabei? Willst du über News und Interessantes für junge Menschen aus der Region auf dem Laufenden bleiben? Dann bestelle unseren Newsletter los geht's!