Horb · Das Mittwochs-Interview

„Eine Auflösung der ARGE ist möglich“

Bei der Hauptversammlung am 18. Dezember wird Peter Straubinger nicht mehr als Vorsitzender der ARGE Sport Horb zur Verfügung stehen. Nachfolger für ihn und seinen Stellvertreter Mathias Saier sind bislang nicht in Sicht.

11.12.2019

Von Maik Wilke

Als Vorsitzender der ARGE Sport Horb ist Peter Straubinger (rechts) Bindeglied zwischen den Vereinen im Stadtgebiet und der Horber Stadtverwaltung. Archivbild: Ulmer

Als Vorsitzender der ARGE Sport Horb ist Peter Straubinger (rechts) Bindeglied zwischen den Vereinen im Stadtgebiet und der Horber Stadtverwaltung. Archivbild: Ulmer

SÜDWEST PRESSE: Herr Straubinger, bis zur Hauptversammlung der ARGE ist nur noch eine Woche Zeit. Gibt es Kandidaten für die Nachfolge als ARGE-Vorsitzender?

Peter Straubinger: Stand jetzt gehen wir ohne einen Kandidaten in die Sitzung. Natürlich hoffen wir noch, dass vor allem die Ämter des Vorsitzenden und des stellvertretenden Vorsitzenden besetzt werden können. Doch man sieht ja bereits in den Vereinen selbst wie schwierig es ist, Leute für diese ehrenamtlichen Positionen zu gewinnen – und auf ARGE-Ebene ist es eben noch schwieriger.

Was passiert, wenn am Mittwoch kein Nachfolger für Sie als Vorsitzender der ARGE gefunden wird?

Zunächst werden mein Stellvertreter Mathias Saier und ich unsere Ämter kommissarisch weiterführen, bis wir eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen. Das kann bis zu einem halben Jahr dauern. Doch wenn auch dann keine neuen Vorsitzenden gefunden werden, ist es möglich, dass die ARGE aufgelöst wird. Das muss man den Vereinen und ihren Vertretern nun deutlich machen.

Welche Ämter müssen neu besetzt werden?

Ziemlich viele. Mathias Saier und ich hatten schon vergangenes Jahr angekündigt, dass wir nicht mehr weiter machen werden. Auch Schriftführer Robert Schwarz wird definitiv ausscheiden, unserem Kassierer Artur Paplinski wäre es nicht unrecht, wenn wir einen Nachfolger finden. Zudem wollen Tobias Hellstern und Sebastian Blume als Ausschussmitglieder aufhören; Hellstern weil er nun Ortsvorsteher Dettensees ist und Blume, weil er Vorsitzender des ASV Horb ist. Das sind nachvollziehbare Gründe – das Problem ist einfach: Niemand Neues scheint bereit zu sein, das Abenteuer ARGE annehmen zu wollen.

Ihr Ausscheiden ist absolut sicher?

Ja, das ist es. Darauf, dass der Vorsitzende sagt: ,Komm’, dann mache ich noch ein Jahr’, verlassen sich zu viele Leute. Das habe ich der Sache zu Liebe aber schon im vergangenen Jahr gemacht – jetzt reicht’s. Vor sieben Jahren habe ich das Amt übernommen, weil ich eine dauerhafte Lösung besser fand als kommissarische Führungen.

Warum scheiden Sie aber jetzt, zu diesem Zeitpunkt aus?

Es ist trotz aller Begeisterung, die ich mitbringe, eine Menge Arbeit. Zudem richten wir mit dem TSV Dettingen im nächsten Jahr das Stadtteilpokalturnier aus; neben der schon aufwendigen Vereinsarbeit ist das zusätzlicher Aufwand. Außerdem habe ich noch einen Beruf und mit der Familie möchte man auch Zeit verbringen. Die ARGE ist da leider der erste Punkt auf den ich nun verzichten kann. Hinzu kommen Sachen, die mich frustriert haben.

Welche denn?

Dass behauptet wurde, dass ich mich mit der Stadtverwaltung bereits auf ein Sportstättenkonzept geeinigt habe. Das ist schlichtweg nicht der Fall. Ich erwarte keine großen Dankesworte für die Arbeit, die ich bei der ARGE leiste, aber dass hintenrum gegen einen geschossen wird, das hat mir nicht gefallen.

Wie viel Arbeitsstunden bringt das Amt als Vorsitzender mit sich?

Das kommt darauf an, wie man es ausführt: Man kann 20 Stunden pro Jahr investieren oder 200 Stunden – je nachdem, was man erreichen möchte. Klar ist: So etwas wie das Konzept zur Sportvereinsförderung, das wir mit der Stadtverwaltung ausgearbeitet haben, kommt nicht über Nacht. Das haben wir vor vier Jahren an der Hauptversammlung im Beisein von OB Peter Rosenberger angeregt und danach ein Konzept erarbeitet, das Modellcharakter hat. Aber da gehört viel Aufwand dazu: Man muss die Vereine informieren und abfragen, was sie an Unterstützung brauchen – sei es eine Sportplatzsanierung oder nur ein Rasenmäher. Danach wird mit der Stadtverwaltung diskutiert und verhandelt. Das ist schon sehr intensiv. Wir haben aber auch eine Basis geschaffen, die es einem Nachfolger ermöglichen würde, den Status quo mit geringem Zeitaufwand zu erhalten.

Welche großen Aufgaben stehen für die ARGE in den nächsten Jahren an?

Die Ziele muss sich ein neuer Vorstand zusammen mit den Vereinen setzen. Aber man wird nicht an der Diskussion über die Zusammenschlüssen der Vereine und die Folgen vorbei kommen: Bei nur noch drei, vier A-Juniorenmannschaften im Stadtgebiet braucht man keine 27 Fußballplätze mehr. Die muss man alle unterhalten und pflegen, da gibt es sinnvollere, vernünftigere Lösungen; beispielsweise könnte man sich am städtischen Kunstrasen in Renfrizhausen orientieren, der gleich mehreren Sulzer Vereinen zugänglich ist. Über solche dezentralen Änderungen muss man nachdenken, wenn weniger Menschen in Vereinen aktiv sind.

Sind auch die teils sanierungsbedürftigen Hallen ein Thema?

Noch haben wir genügend Hallen in gutem Zustand, und zudem darf der Jugendsport komplett kostenlos darin stattfinden. Im Horber Stadtgebiet gibt es ja keine vereinseigenen Hallen; bei allen Indoor-Sportarten sind wir auf die Stadt angewiesen. Auch bei diesem Thema kann ich deshalb betonen: Es ist leichter als Interessenverbund über Kosten und Bedingungen zu verhandeln – jeder Einzelverein tut sich da deutlich schwerer.

Wie sieht es bei der Anschaffung eines Kunstrasenplatzes für das Horber Stadtteilpokalturnier aus?

Wir hoffen, dass wir in Zusammenarbeit mit dem ASV Nordstetten als Ausrichter bis Turnierbeginn noch eine Lösung finden. Fakt ist aber auch: Kunstrasen mit Granulat werden nicht mehr gefördert, einer mit Kork ist zu teuer. Bis die Politik nicht klar regelt, wer einen Kunstrasen erwerben darf und vor allem wie der Kauf gefördert wird, können wir mit Steuergeldern keinen eigenen Rasen kaufen.

Die ARGE ist das Bindeglied zwischen Sportvereinen und der Politik. Wie haben Sie das Verhältnis zur Stadtverwaltung erlebt?

Die Zusammenarbeit hätte nicht besser laufen können. Die Stadt hat uns zu vielen Veranstaltungen eingeladen, hat häufig die Rücksprache mit uns gesucht. Natürlich ist es auch so, dass die Stadt profitiert: Alles, was die Vereine an Gesundheits-, Bewegungs- und Integrationsförderung im Ehrenamt leisten, muss die Stadt nicht mehr leisten. Dass die Vereine dafür bei der Anschaffung von Pflege- und Sportgeräten finanziell unterstützt wird, halte ich für selbstverständlich.

Aber ein neuer Vorsitzender muss keinen Widerstand bei der Stadtverwaltung erwarten?

Keinesfalls. Wenn man selbst eine kooperative und sportlich faire Zusammenarbeit anstrebt und offen und ehrlich kommuniziert, stößt man auf fruchtbaren Boden.

Wie fällt Ihr persönliches Fazit nach sieben Jahren als Vorsitzender aus? Was ist die größte Errungenschaft?

Bei meiner Amtseinführung war die Situation bei der ARGE durch die kommissarische Führung unruhig. Daher war es meine erste Aufgabe, die ARGE wieder in ruhiges Fahrwasser zu bringen, und ich glaube, dass das meinen Kollegen im Vorstand und mir gut gelungen ist. Zudem war das Sportvereinsförderkonzept mit der Stadt Horb ein großer Gewinn. Nicht nur für Sport-, sondern ja auch für Musikvereine und andere.

Und was hat Sie enttäuscht?

Es gibt leider viele Vereine, die die Errungenschaften gerne mitnehmen, aber bei denen – bis auf die gleichen Menschen, die immer ein Ehrenamt übernehmen – die Bereitschaft zur Mitarbeit fehlt.

Das ist die ARGE Sport Horb:

Die Arbeitsgemeinschaft der sporttreibenden Vereine der Stadt Horb (ARGE) ist ein Zusammenschluss der Sportvereine der Stadt Horb und sieht sich als Interessenvertretung für die Mitgliedsvereine (aktuell mehr als 40). Gegründet wurde die ARGE 1981, neben der Interessenvertretung organisiert sie die Stadtmeisterschaften und gemeinsam mit der Stadtverwaltung die Sportlerehrung. Der Vorstand der ARGE setzt sich für die Belange der Einzelvereine ein und fungiert als Bindeglied zwischen Vereinen und Stadtverwaltung.

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Erstellt:
11.12.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 38sec
zuletzt aktualisiert: 11.12.2019, 01:00 Uhr

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