Straßenbau

Eine Autobahn von Horb quer über den Schwarzwald zur A5

Die Initiative Infrastruktur Nordschwarzwald betrachtet das Straßennetz in den Landkreisen Freudenstadt und Calw als unzureichend. Sie lobbyiert für schnelle und nützliche Lösungen.

13.05.2022

Von NC

Seit fast eineinhalb Jahren bemüht sich die Initiative Infrastruktur Nordschwarzwald (IIN), ein Zusammenschluss vornehmlich Haiterbacher Unternehmer, die Lobbyarbeit für Verkehrsprojekte in der Region betreiben. Initiator Karl Braun erinnert in einer Pressemitteilung an den schwierigen Start der IIN – einerseits coronabedingt, andererseits, „weil die Initiative nicht überall gern gesehen wurde“. Dies sei ihm, Braun, wiederum unverständlich, „weil die Ziele der IIN nicht gegen geplante oder laufende Projekte angehen, sondern diese fördern und vorantreiben wollen“. Ein prominentes Beispiel ist die Ortsumfahrung von Talheim und Altheim in Richtung Autobahn, woran unter anderem die im Haiterbacher Industriegebiet angesiedelten Betriebe ein großes Interesse haben.

Jüngst trat die IIN im Haiterbacher Logistikzentrum Schuon zusammen, um sich mit Mitgliedern kommunaler Gremien aus Horb, Altheim, Talheim und Haiterbach austauschen. „Aktuell läuft es so, dass bei jeder Infrastrukturmaßnahme sofort Widerstand aus der Bevölkerung kommt“, führt Braun in seiner Mitteilung aus. Es gründeten sich Bürgerinitiativen, was die Projekte verschleppe oder gar verhindere und bürokratischen wie finanziellen Aufwand produziere. Der ADAC beziffere den volkswirtschaftlichen Schaden durch Staus auf eine Milliarde Euro jährlich. „Gerade deswegen ist es wichtig, Defizite in der Infrastruktur abzubauen, sowohl auf Straßen, als auch beim Schienenverkehr“, bekräftigt Braun.

Bereits vor 30 Jahren war den Ministern Schaufler und Döring die Infrastruktur im Großraum Horb als verbesserungswürdig aufgefallen. Nach dem Eindruck der IIN hat sich seither „mit Ausnahme der Hochbrücke Horb“ nur wenig bewegt. Lösungsansätze müssen jedoch die kommunalen Gremien erarbeiten, bevor sich das Land um Umsetzung und Finanzierung kümmern kann, wie aus einem Gespräch Brauns mit dem Staatssekretär im Ministerium für Digitales und Verkehr Michael Theurer und dem Calwer Landrat Helmut Riegger hervorgegangen sei. Beide sicherten zu, unterstützend zur Verfügung zu stehen, wenn sich die Raumschaft auf Lösungen einige.

Hohenberg-Umfahrung

Braun rief dazu auf, für die geplante Umfahrung des Horber Hohenbergs zwischen Hochbrücke und Rauhen Stich „eine einfachere Lösung zeitnah umzusetzen“; dies sei besser, „als ewig über eine große teure Lösung zu diskutieren“. Die die begrenzte Planungskapazität im Regierungspräsidium möchte er für eine Lösung der Weiterführung am Rauhen Stich eingesetzt sehen. Damit spricht Braun gegen die von Horb als zweitbeste Lösung (nach der großen Umfahrung) favorisierte Troglösung aus. Sie sei „praktisch ein offener Tunnelbau“ und daher „ein Riesenaufwand“. Er glaubt, Horb werde sich hier „wahrscheinlich auf eine kleinere Lösung einlassen müssen mit weitgehend bodengleicher Streckenführung, Ertüchtigung der Bestandstrasse mit zusätzlichen Einfädelspuren, Lärmschutzwänden und Brückenbauwerken für die direkte Verbindung der Gebietsteile“.

Umfahrung Altheim

Bei dem Vorhaben, den Verkehr um Altheim und Talheim herumzuführen, gehe es weniger um Zeitersparnis für die Fahrzeuge, sondern um eine Entlastung der Bürgerinnen und Bürger in den Ortschaften. Das Steinbeis-Gutachten aus dem Jahr 2016 prognostiziert, so erläutert Braun, für die kommenden Jahre eine deutliche Verkehrszunahme rund um den Horber Teilort Altheim. Empfohlen werde eine ortsnahe Umfahrung Altheims mit einer neuen rund einen Kilometer langen Strecke einer etwa 50 Meter langen Brücke, wofür zirka 3 Millionen Euro Kosten veranschlagt sind – und wofür es bislang keine Mehrheit unter den Altheimern gibt. In Altheim kann man sich eine provisorische, kurzfristig umsetzbare Einbahnregelung für Lastwagenverkehr vorstellen. Eine als Alternative gehandelte Idee sieht als Umfahrung eine 3,5 Kilometer lange Strecke mit einer 500-Meter-Brücke vor, was ungefähr das Zehnfache koste und deswegen nicht empfohlen werden könne. Die Vertreter der IIN betonen, man wolle Altheim „nichts aufdrücken“, sondern sei bestrebt, an der Lösung der Probleme mitzuhelfen und deren Umsetzung zu unterstützen. Die Initiative empfiehlt, keine weiteren Untersuchungen anzustellen und nicht immer wieder neue Varianten ins Spiel zu bringen. Vielmehr soll die Stadt Horb in konkrete Planungen und Kostenberechnungen einsteigen.

Auch das Großprojekt „Schwarzwaldquerung“ führt die IIN auf der Agenda: eine komfortable Straßenverbindung von der A 81 bei Horb zur A 5 bei Offenburg. „Bisher wird das Thema von Politik und Verbänden eher als Tabu-Thema behandelt, was angesichts der Bedeutung unseres Wirtschaftsraums unverständlich ist“, schreibt Braun. Er stellt die Autobahn durch den Thüringer Wald als positives Beispiel heraus: Sie sei innerhalb von 20 Jahren fertiggestellt worden und verkürze die Fahrt zwischen Würzburg und Erfurt um eine Stunde und mehr als 100 Kilometer. Die IIN fragt sich, „warum das bei uns nicht möglich sein soll“ und möchte dazu mit Politik und Verbänden Gespräche führen, unter anderem mit Staatssekretär Theurer. Braun schließt seinen Bericht mit einem Bedauern zur Rolle und den Möglichkeiten der IIN ab: „Beschlüsse können wir leider keine fassen. Da sind die gewählten Gremien gefragt. Wir können aber Anregungen geben und Lösungen anmahnen.“