Horb · Gastronomie

Eine Woche Gastro – wie war’s?

Zwischen Zufriedenheit und Zwangsoptimismus: Restaurants und Cafés dürfen seit einer Woche wieder Gäste bewirten.

26.05.2020

Von Dagmar Stepper und Philipp Koebnik

Wieder ein Bier im Freien mit Freunden genießen, das ist seit einer Woche wieder möglich – mit Abstand natürlich.Bilder: Karl-Heinz Kuball

Wieder ein Bier im Freien mit Freunden genießen, das ist seit einer Woche wieder möglich – mit Abstand natürlich.Bilder: Karl-Heinz Kuball

Seit einer Woche haben die Restaurants und Biergärten unter Auflagen aufgrund der Pandemie wieder geöffnet. Die SÜDWEST PRESSE hat sich umgehört, wie die Gastronomen die Lage einschätzen.

„Ja, wir sind zufrieden“, sagt Sigrid Hellstern vom Dettinger Adler. Die Gaststätte hat den benachbarten Schlossgarten angemietet und betreibt im Schatten der Bäume einen Biergarten. Drinnen ist noch zu, die Veranstaltungen laufen ja auch noch nicht. „Wir warten jetzt erst mal ab“, meint Hellstern. Der Biergarten komme aber super an. „Man merkt, die Leute sind froh, endlich mal wieder zusammenzukommen.“ Die Bewirtschaftung sei jetzt personalintensiver, für Anmeldung, Theke, Service und Bezahlung ist immer eine Person im Einsatz. Hin und wieder gab es noch Erklärungsbedarf, wer zusammen an einem Tisch sitzen darf. Die Gäste zeigten aber Verständnis. „Wenn wir das jetzt durchziehen, sieht es in zwei Wochen vielleicht besser aus“, meint die Adler-Chefin.

„Es war eine sehr arbeitsreiche Woche, der Biergarten ist super angenommen worden“, bilanziert Michael Singer vom Rauschbart. Gleich am ersten Tag hatte er 100 telefonische Reservierungen, er hofft, dass das Online-Reservierungsportal demnächst an den Start gehen kann. An Christi Himmelfahrt wurden sie fast überrannt. „Die Leute freuen sich, dass sie endlich wieder rauskönnen.“ Die baulichen Veränderungen wurden gut angenommen. Die Gäste gehen zuerst zur Anmeldung, dann zur Kasse, anschließend wird ihnen ein Tisch zugeteilt. Die Speisen werden aber an der Theke selbst abgeholt.

„Wir sind bis 70 Prozent ausgelastet, ich bin sehr zufrieden“, sagt Bernd Rausch vom Kö23, „wir waren auch nicht so blauäugig, dass wir gleich zu 100 Prozent ausgelastet sind.“ Alles laufe reibungslos, die Gäste würden sich super verhalten. Klar, dass gerade wegen der Kontaktsperre nur eine bestimmte Zahl an Gästen an einem Tisch sitzen können – je nach Haushalt zwischen zwei und sieben – sorgt natürlich für weniger Gäste. „Aber wer hätte im März gedacht, dass wir jetzt schon wieder öffnen können.“ Rausch ist davon überzeugt, dass demnächst weitere Lockerungen kommen. Dann würde auch der Betrieb im Kö23 weiter hochgefahren. Aber der Kö23-Inhaber genießt es gerade eher: „Es macht unheimlich Spaß, weil alle ein wenig entschleunigt sind.“

Die Entschleunigung weiß auch Elisabeth Schneiderhan, die das Café Reinhardt betreibt, zu nutzen. Sie macht sich Gedanken über weitere Angebote zum Mitnehmen, etwa Shakes und eine „Neckar-Box“ mit verschiedenen Salaten und Snacks, die die Kunden dann am Flussufer verspeisen können.

Davon abgesehen beschreibt Schneiderhan die Lage jedoch als „bescheiden“. Klar, die Auflagen für Gaststätten seien nachvollziehbar. Aber das Geschäft laufe dadurch nur „verhalten“: Zu weniger als 50 Prozent war ihr Café in der vergangenen Woche ausgelastet. Rein wirtschaftlich betrachtet wäre es an den meisten Tagen besser gewesen, nicht zu öffnen, sagt sie.

Wegen der Abstandsregeln kann Schneiderhan drinnen zurzeit nur vier Tische anbieten. Die meisten Gäste hätten Verständnis für die Maßnahmen. Allerdings: Neulich habe ein Mann wieder kehrtgemacht – er wollte keinen Zettel mit seinen Kontaktdaten abgeben. Noch wolle keine richtige Stimmung aufkommen. „Es ist alles ein bisschen fad.“ Unter ihren Gästen seien viele ältere Frauen, die sich in der Gruppe zum Kaffeetrinken treffen. Das sei jedoch nicht möglich, sofern die Personen aus mehr als zwei Haushalten kommen.

Auch Martin Straub, Inhaber von Straubs Krone in Bildechingen, bezeichnet das Gästeaufkommen als „verhalten“. Jedoch erkennt er keinen großen Unterschied zu anderen Jahren, da es vor Pfingsten immer etwas schwierig sei und die Woche mit Christi Himmelfahrt stets „unberechenbar“. Er schätzt, dass er Gäste-mäßig zu rund 60 Prozent ausgelastet war. „Wir machen das Beste daraus“, sagt Straub, der hofft, dass bald weitere Lockerungen folgen.

Die Auflagen bezeichnet er als „praktikabel“. Seine drei Festangestellten machten derzeit allerdings Kurzarbeit (zwischen 20 und 50 Prozent). Und auch die Aushilfen werden voraussichtlich erst im Juni zurückkehren. Das To-go-Angebot bleibe mithin ein wichtiger Faktor. So werde es das Menü an Pfingstsonntag auch zum Mitnehmen geben, kündigt Straub an.

Der Adler in Dettingen hat seinen Betrieb auf den Biergarten umgestellt.

Der Adler in Dettingen hat seinen Betrieb auf den Biergarten umgestellt.

Gemütliches Beisammensein am Vatertag im Schlossgarten Dettingen.

Gemütliches Beisammensein am Vatertag im Schlossgarten Dettingen.

Auf dem Horber Rauschbart genossen die Gäste den Biergarten.

Auf dem Horber Rauschbart genossen die Gäste den Biergarten.

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Erstellt:
26.05.2020, 11:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 02sec
zuletzt aktualisiert: 26.05.2020, 11:00 Uhr

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