Eine schöne Bescherung

Eine schöne Bescherung

In der Weihnachtskomödie mit ernsten Untertönen versinkt das Festtagsessen einer schwedischen Familie im Chaos.

24.09.2016

Von Klaus-Peter Eichele

Eine schöne Bescherung

  Wenn sich auf der Kinoleinwand die ganze Familie zur Weihnachtsfeier zusammenfindet, ist es mit der Besinnlichkeit meistens nicht weit her. Vielmehr sorgen verdrängte Konflikte, die im weihnachtlichen Treibhaus an die Oberfläche drängen, für Feuer unterm Christbaum.

Gastgeber ist im vorliegenden Fall der junge Schriftsteller Oscar (Anton Lundqvist), der mit seinem Freund Simon in einer schwulen Beziehung lebt. Sein Vater Ulf, ein Staatsanwalt und konservativer Knochen, hat diese Tatsache zähneknirschend akzeptiert, doch am Ort des Geschehens erwarten ihn neue Irritationen. So hat die Familie seines angehenden Schwiegersohns einen multiplen Migrationshintergrund und ist zudem eine ziemlich patchworkige Angelegenheit. Noch suspekter ist ihm die hochschwangere junge Frau, die sich mit unklarer Funktion in der Wohnung seines Sohns breitmacht.

Da sich die Geschichte im mehrheitlich toleranten Schweden zuträgt, muss Ulf (gespielt vom „Hundertjährigen“ Robert Gustafsson) seine Vorbehalte gegenüber all diesen liberalen Lebensentwürfen im Zaum halten – was ihm mit steigendem Alkoholpegel jedoch immer schwerer fällt. Doch auch bei der unvermeidlichen Eskalation bleiben die ideologischen Gegensätze diesseits der Zerrüttungs-Schwelle, so dass Regisseurin Helena Bergström primär deren komische Aspekte ins Zentrum rücken kann.

Parallel zu diesem Hauptstrang hält die Filmemacherin ein halbes Dutzend weiterer zwischenmenschlicher Fehden am Köcheln, die über dekorativen Zierrat aber nicht hinauskommen. Und um am Ende doch noch die Kurve zur Besinnlichkeit zu kriegen, muss sie tief in die Kiste mit den Kinoklischees greifen. Die Freude an diesem ansonsten recht glaubhaft angelegten und gut gespielten Heiligabend-Scharmützel wird dadurch doch etwas getrübt.

Gleichwohl gedieh der vom Tübinger Arsenal-Verleih in die deutschen Kinos gebrachte Film in Schweden zum Blockbuster, der im Vorjahr nur Bond, Star Wars und den Minions den Vortritt lassen musste.

Auch in Schweden gibt’s Homophobe. Aber nicht so schlimme, dass sie einer Komödie den Weg verstellen.

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Erstellt:
24.09.2016, 16:02 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 56sec
zuletzt aktualisiert: 24.09.2016, 16:02 Uhr

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