Eine unbequeme Wahrheit von Al Gore

24.11.2015

Ist Madame Bovary ein Flittchen? Der Hausfrauen-Literaturzirkel diskutiert die Frage kontrovers, aber Sarah (Kate Winslet) fühlt sich ertappt. Schließlich ist sie selbst gerade aus ihrer bedrückenden Ehe mit einem pornosüchtigen Workaholic in eine rauschhafte Affäre geflohen. Was in einem Milieu, wo es vor allem auf die saubere Fassade ankommt, brandgefährlich ist.

Wie so viele amerikanische Independent-Filme führt auch Todd Fields zweites Opus nach „In the Bedroom? (2001) in die kleinbürgerliche Vorstadt, die er zum adrett herausgeputzten Friedhof der Lebensträume stilisiert. Aus einer Vielzahl von Personen, mit denen uns der Film anfangs flüchtig bekannt macht, schälen sich drei Hauptfiguren heraus. Neben Sarah sind das ihr Liebhaber Brad (Patrick Wilson), der mit seinem kleinen Sohn in den Tag hinein lebt, während seine attraktive Frau das Geld heranschafft, ansonsten aber längst das Interesse an dem kindlichen Träumer verloren hat. Und schließlich Ronnie, ein eher harmloser Exhibitionist, auf den sich nach seiner Rückkehr aus dem Knast der aufgestaute Leidensdruck im Vorstadt-Kessel zu entladen droht.

Wer nun auf zügige Zuspitzung der Konflikte hofft, ist jedoch im falschen Film. Vielmehr richtet Field den Fokus seelenruhig und vorwiegend zärtlich auf das Innenleben seiner Helden. Allen voran glänzt da Kate Winslet, die dem an sich recht alltäglichen Ausbruchversuch einer Hausfrau eine berührende Intensität verleiht. Trotz der passenden Zutaten ist „Little Children? aber kein Melodrama. Wann immer die großen Gefühle Flügel bekommen wollen, holt sie ein teils stocknüchterner, teils satirischer Off-Kommentar zurück auf den knallharten Boden.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 47sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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